dem letzteren etwa Kernmaterial zuführt. Die von Korotneff und Tichomirof? im Phorocytenplasma
beobachteten chromatischen Körper gewinnen keinerlei Bedeutung für die Larve, sondern gehen vielmehr
früher oder später — ohne weitere Funktion ^ zugrunde“ ; und zwar werden sie zum kleineren
Teil innerhalb der Vakuolen aufgelöst und vom Plasma resorbiert, zum größeren Teil aus demselben
in ähnlicher Weise eliminiert, wie Stoffwechselprodukte aus dem Protozoenkörper (cf. Tafel XXXII,
Fig. 12 = kombinierte Zeichnung nach dem Leben und der Schnittserie).
Ich möchte hier vorausschicken, daß wir bei fortschreitender Entartung der Phorocyte in
ihrem Plasma ebenfalls kugelige, lichtbrechende Elemente antreffen, die mit den soeben beschriebenen
sekundären (basophilen) Nucleolen eine oberflächliche Ähnlichkeit haben, aber ganz anderen
Ursprungs und auch in chemischer Beziehung differente Körper sind.
Die oben erwähnten Chromatinfäden, die im Phorocytenkern Zurückbleiben (cf. 1. c. 1911,
Tafel VII, Fig. 18 und Tafel VIII, Fig. 27) zerfallen nun in zahlreiche kleinere Stücke, deren Enden
keulig verdickt sind (1. c. 1911, Tafel VIII, Fig. 25) und Chromosomen vortäuschen (ibidem, Tafel VII,
Fig. 19; Tafel VIII, Figg. 23—25 und h. 1. Tafel XXXIII, Fig. 22 a, b).
Auch diese „Chromosomen“ scheinen allmählich zu schwinden; denn nur selten trifft man
auf fortgeschritteneren Stadien der Entartüng derartige Gebilde noch an (cf. 1. c. 1911, Taf. VIII,
Fig. 33).
Ich hatte schon im Vorjahr darauf hingewiesen, daß der Zerfall der „röhrenförmigen Chromatin-
stränge“ in sekundäre Nucleoli und deren Verschmelzung zu langen, dünneren Chromatinfäden mit
nachfolgendem Zerfall in zahlreiche S-förmige, an den Enden keulenförmig aufgetriebene „Pseudo-
Chromosomen“ auffällig an karyokinetische Erscheinungen erinnern.. Ein Vergleich der soeben
geschilderten Vorgänge mit der oben referierten Darstellung Stschelkanowzews der Reifungs-
erscheinungen seiner Ovocyten erster Ordnung könnte uns in dieser Auffassung nur bestärken.
Mag dem im einzelnen sein wie ihm wolle. Man wird jedenfalls^- ohne den tatsächlichen
Verhältnissen Zwang anzutun — sagen können, daß bei unseren Phorocyten die für Ovocyten
typischen Lebenserscheinungen (Reifeteilungen) — freilich in sehr abgeschwächter Form — rekapituliert
werden, die Tendenz zur Karyokinese durch die beginnende Hypertrophie frühzeitig gestört
und hierdurch — ganz ähnlich wie bei Geschwulstzellen — die Entartung ausgelöst wird.
Der Phorocytenkern teilt sich nie mitotisch, sondern stets direkt. Der Zerfall vollzieht sich
wie in Fig. 17, Tafel XXXIII dieser Arbeit angedeutet.x) Wie in Krebszellen niemals auf die direkte
Teilung des Kerns eine entsprechende Teilung des Protoplasmas folgt (cf. Pianese, 1. c. 1896, S. 140!),
so auch bei unseren Phorocyten. Interessant ist, daß der umgekehrte Fall bei der ungeschlechtlichen
Vermehrung der Cunina parasitica-Larven (cf. Hanitzsch, 1911, Seite 239—240) eintritt und zwar
folgt dann die Kernteilung der Einschnürung des Phorocytenplasmas (passiv!) nach (vgl. S. 387
und Anm.2) ibid).
Die Entartung der Phorocyte.
Die Entartungsvorgänge der Phorocyte, die sich während der Larvenentwicklung abspielen,
sind weit komplizierter, als ich im Vorjahr angenommen habe. Verfeinerte Arbeitsmethoden
j.) D e r in Fig. .12 Taf. V I I m e in e r frü h e ren A rb e it abgeb ild e te hante lfö rm ig e Ke rn i s t neu e re r U n te rsu ch u n g zufolge g a r
k e in e c h te r K e rn , so n d e rn v ie lm eh r ein K e rn p ro d u k t v o n vorläu fig no ch n ic h t g an z au fg e k lä rte r Descendenz. Möglicherweise
h a n d e lt es s ic h um ein sek re to risch e s Gebilde u n d es wä re diesem B e fund dem n a ch n u r zu e n tn ehm en , d aß au c h diese K ö rp e r sich
d ire k t zu te ilen vermögen (vergl. „U b e r d en P roz eß d e r in n e ren S ek re tio n bei P h o ro c y te n “ v e rg l. S e ite 397/399 die se r A rbe it).
gestatteten mir, einen tieferen Einblick in das Wesen der Degeneration der Phorocyte zu tun und
bestätigten meine bereits geäußerte Ansicht, daß nämlich „zwischen den Entartungsvorgängen der
Phorocyte und den an manchen Carcinomen zu beobachtenden Degenerationserscheinungen eine
auffallende Ähnlichkeit besteht“.
Die Darstellung der Entartungsvorgänge an unseren Phorocyten wird mm außerordentlich
dadurch erleichtert, daß uns das Alter der der Phorocyte aufsitzenden Larve in der weitaus überwiegenden
Mehrzahl aller Fälle einen Maßstab für die Beurteilung des Alters der Phorocyte selber
gibt.1) Dieses wertvolle Moment gestattet uns, fast vollkommen von der Spekulation, der hypothetischen
Kausalverbindung verschiedener Degenerationszustände zu abstrahieren; und so lassen
sich denn die Entartungsvorgänge in ihrem ursächlichen Zusammenhang (Aufeinanderfolge) mit
einer Sicherheit verfolgen, wie dies sonst nur bei Protozoen möglich ist.
Von diesem Gesichtspunkt aus dürfte die Darstellung der Phorocyten-Degeneration vielleicht
auch für die Pathologen ein gewisses Interesse gewinnen.
Alterationen des Nucleins.
a) F r a gm e n t a t i o n des N u c 1 e i n s.;
Die Entartung macht sich am frühesten am Phorocytenkern bemerkbar. Sie findet ihren
äußeren Ausdruck in der zunehmenden Unfähigkeit des Kerns, die Ausscheidung überschüssigen
Kernmaterials2) zu regulieren. Der allergrößte Teil der Amphinucleoli wandert ins Phorocytenplasma
hinüber, wo sie zum Teil sequestriert, zum ändern Teil resorbiert werden.
Der im Kern verbleibende Rest der Amphinucleoli geht, wie ich im Abschnitt „Phorocyte“
bereits ausführte, Veränderungen entgegen, die gleichsam einen Versuch des Kerns zur indirekten
Vermehrung illustrieren. Aber es bleibt, wie gesagt, bei dem Versuch. Wenn sich der Kern überhaupt
teilt, dann handelt es sich stets um Amitose. Was aus den Pseudo-Chromosomen wird, vermag ich
nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Zuweilen findet man im Phorocytenplasma Gebilde, die ihnen
in der äußeren Erscheinung und in der Affinität gegenüber basischen Farbstoffen gleichen. Es kann
daher nicht als ausgeschlossen gelten, daß ein Teil der Pseudochromosomen derDegeneration entgeht,
den Mutterkern verläßt, um eventuell im Plasma noch ein kurzes Dasein zu führen, wie dies gelegentlich
bei Krebszellen beobachtet worden ist (Galeotti 1893, Pianese 1895; bei beiden Autoren weitere
Literaturangaben: Flemming, von Hansemann, Stroebe, Herrmann, Hertwig, Pfitzner u. a.).
Meist findet sich schon vor dem Eintritt der fettigen Entartung keine Spur mehr von ihnen.
Sekretionserscheinungen in Phorocyten.
Während die Amphinucleoli aus dem Kern verschwinden, treten massenhaft chromatische
Körperchen in das Plasma über. Anfänglich liegen sie dicht zusammengedrängt im Umkreis des
x) Ich h ab e zw a r d a ra u f hingewiesen (1- c. 1911. S. 241 Anm.), d a ß bei in ä q u a le r T e ilung d e r L a rv e n (ibidem cf. Taf. V II.
Fig. 10) T o ch te rin d iv id u en e n ts teh en k önnen, d e ren Entw ick lu n g sh ö h e dem D eg en e ra tio n szu stan d ih re r P h o ro cy te n ic h t e n t sp
ric h t. „D a r a u s e rg ib t s ich von se lb st, d a ß die E n tw ick lu n g sh ö h e e ine r L a rv e bei d e r B e s tim m u n g de s Alte rs, bezw. de s Degenera
tio n s z u s ta n d e s ih re r P h o ro cy te , n ic h t a ls K rite rium v e rw en d e t w e rden d a r f ; w ohl a b e r g ilt dies um g ek eh rt.“ Im großen u n d g anz en
i s t d a s j a r ic h tig ; indes d a r f n ic h t ve rgessen we rden, d aß die g e n a n n te n Teilungserscheinungen n u r be i jü n g e ren L a rv e n Vork
om m en ; — u n d die jenigen E n ta rtu n g sv o rg ä n g e d e r P h o ro cy te , die in diese Periode, d e r L a rv en en tw ick lu n g fallen, sin d re la tiv
e infa che r N a tu r. D ah e r ermöglichte m ir b e re its eine einfache A rb e itsm e th o d e , sie in d en H au p tzü g en z u tre ffen d zu b e schre iben.
Im übrigen g e s ta tte te m ir neue s M a te ria l (mäßig en tw ick e lte Knosp en äh ren , die ich im F rü h ja h r 1910 in Ne ap e l e rhie lt),
die Vorgänge zu s tu d ie ren , die zwischen d e r p a rtie llen „H y a lin o s e “ u n d d e r to ta len fe ttig en Nekrose s ta tth a b e n . A u f d iese ric h te te
ich den n mein H au p tau g enm e rk .
2) A n f ä n g l i c h ein p r o g r e s s i v e r V o r g a n g , d e r in d e r Folge a b e r z u r R a re fa k tio n d e s Nuc le ins fü h rt.