starke verästelte Zellen zu finden sind, die wahrscheinlich die Abscheidung der Chitinmassen für den
Helm besorgen.
Zudem ist eine Analogie zu konstatieren. Bei jungen longispinci- ?, die durch ein abgerundetes
Bostrum sich auszeichnen, findet sich an Stelle dieses häufig ein kleiner Dorn (Kg- 12e), der mit dem
Alter und dem Wachsen des Schnabels verschwindet.
V. Die Schmuckfarben der Daplmiden.
Mit dem Namen Schmuckfarben hat W e i s m a n n höchst auffällige Färbungen bezeichnet,
die bislang wenig Beachtung gefunden haben. Zwar finden sich schon vor ihm vereinzelte Angaben,
die darauf hinweisen, daß unsere Daphniden nicht die vollkommene Durchsichtigkeit besitzen, die
wir ihnen wegen ihrer Lebensweise zuzuschreiben geneigt sind, und daß gelegentlich sogar lebhaftere
Farben ihnen eigen sind, allein die Beobachtungen sind sehr vereinzelt. Weismann hat jedenfalls
die Färbungen erstmalig näher untersucht. Der Grund für die geringe Aufmerksamkeit, die den
Farben der Cladoceren geschenkt worden ist, mag mit in den Arbeitsmethoden erblickt werden.
Die faunistischen Arbeiten standen langezeit im Vordergrund des Interesses und man hatte sich
daran gewöhnt, das auf Exkursionen gesammelte Material nicht anders als im konservierten Zustande
zu betrachten. Selten ging man von dieser Bequemlichkeit ab und mikroskopierte Daphnien lebend.
Die Konservierungsmittel ziehen aber alle die Farben aus oder bewirken zum mindesten ein starkes
Verblassen. Am wenigsten hat diese Wirkung noch Formalin. Man beschrieb infolgedessen vielfach
die Tiere als farblos, während sie in vielen Fällen im frischen Zustande prächtige Pigmentierungen
besessen hatten.
Von den von mir untersuchten Daphnien ist eine einzige wirklich immer farblos: Leptodora
Kindtii. "Sie zeigt stets die denkbar größte Durchsichtigkeit, kein noch so schwacher Ton verrät das
Tier, nur das schwarze Auge vermag es kenntlich zu machen. Alle anderen zeigen Farben. Diese
können nun verschiedenen Ursprungs sein. Soviel ich gesehen habe muß man unterscheiden zwischen
kutikularen Färbungen oder Farbzellen der Hypodermis, Färbungen des Fettkörpers und solchen
die durch Parasiten hervorgerufen werden, also pathologisch sind.
Die kutikularen Färbungen sind die am wenigsten auffälligen. Sie geben dem Tiere einen
gleichmäßigen Anstrich und kommen besonders den Uferbewohnem zu. Der Ton variiert von einem
leichten Gelb (der nächste Schritt ist absolute Farblosigkeit) bis zu einem tiefen Braun oder Kot.
Der Sitz ist die Schale, die Cuticula, deren Chitinmassen nicht dünn und glashell sind, sondern stark
und pigmentiert. An der diffusen Färbung kann nun auch die Hypodermis teilhaben, insofern in ihr
dichtgedrängte Farbzellen mit gleichem Pigment auftreten, wie es Weismann beschrieben hat. Andrerseits
können durch die Chromatophoren der Hypodermis auffallende und lebhafte Zeichnungen hervorgerufen
werden, wie sie Weismann an Sida und Latona beobachtet hat. Ich selbst konnte wiederholt
an Simocephalus vebidus auf die gleiche Weise hervorgerufene braune und blaue Flecken in Form von
„Pfauenaugen“ konstatieren. Die prächtigen Farben des Brutraumes der Polyphemus - Weibchen
zur Zeit der Wintereibildung werden ebenfalls durch Chromatophoren in der Hypodermis verursacht.
Völlig verschieden davon sind die Fettkörper-Färbungen, die wir vielfach in der Nähe der
Beine unterhalb des Darmes und in der Gegend des Mundes finden. Der Sitz dieser Farben ist der
Fettkörper, jenes Gewebe, das allen Entomostraken gemeinsam ist und zur Aufspeicherung von
öligen Reservestoffen dient. Diese letzteren (bei den Zyklopiden sind es rot und blau gefärbte Karotine)
selbst sind es, die die Tinktion übernehmen, wie man sich leicht überzeugen kann, wenn man ein
Tier unterm Deckglas zerquetscht. Weismanns Ansicht, daß die Farben sekundäre Geschlechtscharaktere
darstellen, Hochzeitskleider der $ seien, dürfte wenigstens für diese Formen hinfällig sein.
Die Färbungen sind lediglich Zeichen eines gewissen Wohlbefindens und guter Ernährung. In Kulturen
läßt sich dies leicht nachweisen. Bei reichlicher ChlorellaiütteTxmg reagierten meine Versuchstiere
von longispina binnen wenigen Tagen mit intensiver Karminfärbung. Eine kurze Hungerperiode
bewirkte sofort Farblosigkeit. Höchst interessant war es, daß bei Versuchen mit verschiedenen
Formen von longispina sich ein Unterschied zwischen den limnetischen und Tümpelbewohnern herausstellte.
Während nämlich die limnetischen Rassen leicht die Farben hervorbrachten, glückte diese
bei den litoralen schwer oder gar nicht. Die Tiere reagierten, obgleich der Fettkörper doch offenbar
der gleiche ist, verschieden. Eine Erklärung dafür ließe sich vielleicht darin erblicken, daß die ersteren
im freien Leben an die gleiche Nahrung angepaßt sind (Zentrifugen-Plankton), während die litoralen
sieh mehr von Detritus und gröberen Algen nähren. Überhaupt treten im Freien die Fettkörperfärbungen
häufiger an limnetischen Cladoceren auf. Ich beobachte sie an allen Sididen, Daphnia,
Ceriodaphnia pulchdla, Moina rectirostris und Bosmina. Einer Population vofi Holopedium hat die
Färbung sogar den Namen einer Varietas eingebracht: Holopedium gibberum var. ornata Sars. Der
Ton des Fettkörpers wechselt zwischen einem leichten Rot bis Karmin und Blau, wobei alle Nuancen
zwischen beiden Extremen erzielt werden können. Grünliche Flecken kommen bei Daphnia cucullata
vor in der Nähe der Beine und am Abdomen in der Nähe der setae abdominales.
Als dritte Farbe ist endlich die zu erwähnen, die ich eingangs als pathologisch bezeichnete.
Wiederholt fand ich in Fängen vereinzelte Tiere besonders von Bosmina und Ceriodaphnia, die über
und über mennigrot aussajien, während alle übrigen die gewohnte Durchsichtigkeit besaßen. Soviel
ich bemerken konnte, rührte die Farbe von Parasiten her, die die betreffenden Exemplare befallen
hatten.