Spezies: Daphnia cucul lata.
a) Subspezies: cucidlata.
1. var. a p i c a t a (— apicatd).
Das ganze Jalir mit niedrigem Kopf, ohne Zyklomorphose.
2. var. apicata—Jcahlbergensis.
Zyklomorphose: Grundform ist apicata, Höhepunkt die Form mit hohem Helm.
3. var. apicata—procurva.
Der Helm der Sommerform ist nach vorn herabgebogen.
4. var. apicata—incerta.
Der Helm der Sommerform ist zurückgebogen.
b) Subspezies: cristata.
1. var. cristata—cristata.
Ohne Zyklomorphose.
2. var. cristata—cederströmii.
Grundform ohne Helm, Sommerform mit rückwärts gebogenem Helm.
Die gleiche Nomenklatur wende ich für die Subspezies longispina an. Extreme Variationen
werden mit besonderen Namen belegt und Variationskreise mit Doppelnamen, von denen der erste
die Ausgangsform, der zweite den Höhepunkt der Variation bezeichnet. Die erstere läßt sich vielfach
aus der zweiten behelmten finden, indem man sich die Crista wegdenkt und eine Linie zieht, die an den
Ansatzstellen der Antennenmuskeln vorbeigehend die Augenblase berührt. Diese Grundformen
der galeata-Daphnien sind in meinen Fundorten stets zu longispina zu rechnen. Da auch zu hyalina
gehörige gefunden werden, so müssen wir eine diphyletische Abstammung der behelmten Daphnien
annehmen. In den Teichen und Seen wurden zuerst die Grundformen durch Anpassung gebildet;
diese erwarben die Fähigkeit der Helmbildung. Durch Konvergenz können darnach von Winterformen
verschiedenen Aussehens gleiche Sommertiere mit galea entstanden sein. Andrerseits
gibt es aber auch Fälle, wo- gleiche Winterformen ganz verschiedenartige Sommervariationen geliefert
haben.
In der folgenden Übersicht gebe ich kurz an, wie ich mir die Systematik denke, ohne jedoch
auf Einzelheiten einzugehen. Eine genauere Bearbeitung des Themas hoffe ich später geben zu können.
S p e z i e s : l o n g i s p i n a .
Nebenauge vorhanden, nur in seltenen Fällen winzig klein.
a) Subspezies longispina.
Charaktere wie in der Tabelle Seite 344.
1. var. rosea Sars.
2. „ caudata Sars (mit extrem langer Spina und verkürzten Ruderborsten).
3. „ cavifrons, stark konkaves Profil.
4. ,, longispina-galeata. Beschreibt eine Zyklomorphose von longispina zu einer Form
mit gebrochener Crista und zurück.
5. ,, longispina-gracüis. Beschreibt eine Zyklomorphose zu einer Daphnia mit hohem
Helm, der aber nicht zugespitzt sondern rund ist.
b) Subspezies hyalina.
Charaktere wie in der Tabelle S. 344.
1. var. pdlucida; konvexes Profil.
2. „ hyalina-galeata. Grundform hyalina, die im Sommer eine gebrochene Crista trägt,
usw. usw.
Die alten Namen können also alle benutzt werden. Es fehlt jetzt nur noch ein genaues Bestimmungswerk,
das die gebräuchlichsten Namen enthält und vor allem- ein reiches Material von
Originalzeichnungen von Autoren bringt, die zuerst die Varietäten benannt haben. Eine Verwirrung
in der Bezeichnungsweise, wie sie jetzt vielfach Platz gegriffen hat, ließe sich dadurch wesentlich
ei'nschränken.
Variation des Genus Daphnia im untersuchten Gebiet.
Im Nachfolgenden seien die Variationen der von mix studierten Daphnien eingehender behandelt;
die individuelle und Altersvariation sollen dabei nur kurz gestreift werden. Ich bemerkte
schon früher, daß die alten Tiere sich den jungen gegenüber durch bedeutendere Größe, geringere
Kopfhöhe und Spinallänge, spitzeres Rostrum und konkaves Stirnprofil auszeichnen. Im allgemeinen
nähern sich die Tiere mit dem Altern wieder mehr der Uferform. Die Tiere, die sich im Optimum
der Fortpflanzung befinden, werden also am meisten differenziert sein und die Eigenarten der
Population am besten aufweisen. Charakteristisch ist vor allem, daß die Helme mit dem Altern
reduziert werden.
Die ausgedehntesten Untersuchungen über die Variabilität des Genus Daphnia hat Wesenberg-
Lund an den dänischen Seen angestellt. Alle seine Resultate, die er im wesentlichen in den „Plankton-
investigations“ niedergelegt hat, bauen sich auf Beobachtungen in der Natur auf. Die von ihm
behandelten Rassen gehören den Spezies D. longispina-galeata und cucullata-Kahlbergensis an,
sind also s t a r k v a r i i e r e n d e S e e nf orme n.
Die uns hier interessierenden Resultate der statistischen Untersuchungen Wesenbergs sind in
der Hauptsache folgende:
1. Die Saisonvariation aller Rassen verläuft so, daß das Variations-Maximum in den Sommermonaten
liegt, die Minima liegen im Spätherbst und im Frühjahr. Die Variat ionskurve
hat also nu r einen Gipfel. Die Winterformen gleichen den Ex-ephippio-Weibchen.
2. Das größte Anwachsen der Kopfhöhe vollzieht sich im Mai, nicht lange nach dem ersten Auftreten
der Population und innerhalb sehr kurzer Zeit (ca. 14 Tage).
3. Die Altersvariation verringert die relative Kopfhöhe. Die jungen Tiere haben deshalb die
verhältnismäßig höchsten Köpfe.
Alle diese Beobachtungen beruhen zweifellos auf unanfechtbaren Tatsachen.
Anders steht es mit der E r k l ä r u n g dieser Tatsachen, mit der Beantwortung der Frage,
welche Faktoren die Variation verursachen. Nach Ostwalds und Wesenbergs Ausführungen ist die
Saisonvariation eine Reaktion der Population auf die erhöhte Temperatur und die dadurch veränderten
Bedingungen des Milieus; sie ist eine durch direkte Milieuwirkung oder durch Selektion erworbene
Einrichtung, die den Tieren das Schweben durch Vergrößern des Sinkwiderstandes erleichtern soll.
Denn während der warmen Jahreszeit wird durch die höhere Temperatur auch das spezifische Gewicht
des Wassers und die Viskosität herabgesetzt, und alle diese Änderungen gehen am raschesten im Mai
vor sich, zugleich mit jenem rapiden Anwachsen der Helmhöhe. Neuerdings ist von W o 11 e r e c k
als ein weiterer bestimmender Faktor die während des Frühjahrs und Sommers sehr stark vermehrte
Nahrung (Zentrifugenplankton) hinzugefügt worden.