unter gleichzeitiger Rückbiegung des Gefäßes. Der verdickte Teil (v. d. b. Fig. 63—65) verläuft
nun wieder nach vorn nachdem die Gänge zunächst nach außen, dann wieder nach innen sich
gebogen haben, so daß sie sich wieder in der Mitte berühren. Etwas vor dem Vorderrande des
Spermatophorensackes tritt eine scharfe Rückbiegung des Ganges zunächst nach oben, dann nach
hinten ein, so daß dieser wieder die Richtung nach rückwärts nimmt und sofort nach der Biegung
in den Spermatophorensack einmündet. Bei jungen Tieren macht der verdünnte Teil des Vas
deferens eine einzige große S-förmige Krümmung und Hodensäckchen und Spermatophorensack
liegen weit auseinander (Fig. 1, 62). Bei älteren Tieren aber sind die Hodensäckchen, vor allem
aber der Spermatophorensack (und zugleich auch das Spermatophorenlager) stark angewachsen.
Derartig kommt es, daß hier das Vorderende des Spermatophorensackes und das Hinterende des
letzten Hodensäckchens fast in derselben Höhe miteinander liegen. Der verdünnte Teil des Vas
deferens hat infolgedessen eine starke Knäuelung angenommen, die in ihrem Verlaufe keine
Regelmäßigkeit zeigt (Fig. 63, 64). Der verdickte Teil hat aber ebenso, wie das letzte Ende des
dünnen Teiles die ursprüngliche Lage beibehalten.
Der S p e rm a t o p h o r e n s a c k (sp. s. Fig. 63—65) stellt sich als eine wurstförmige Auftreibung
des Vas deferens dar. In seiner Dicke übertrifft er dessen verdickten Ted. Er zeigt eine
schwache Krümmung in der Weise, daß seine vordere Partie in der Längsrichtung verläuft, wobei
sich die Säcke der beiden Seiten aneinanderlagern. Dann wendet er sich etwas nach außen sowohl wie
nach unten, wobei sich sein Ende verjüngt. Der verdickte Teil des Vas deferens mündet nicht in das
proximale Ende des Sackes ein, sondern etwas seitlich, so daß hier eine kurze blindsackartige Vorwölbung
entstanden ist. Der Spermatophorensack liegt über dem verdickten Teil des Vas deferens
und zwischen beiden liegt eingeschlossen das letzte Stück des dünnen Teiles.
Das S p e rm a t o p h o r e n l a g e r (sp. 1. Fig. 64, 66). Unmittelbar hinter dem Spermatophorensack
folgt, nur durch eine Einschnürung von ihm getrennt, eine zweite Auftreibung, das
Spermatophorenlager. In seiner Gestalt gleich es sehr dem Spermatophorensacke, dessen Form es
gewissermaßen wiederholt. Nur ist es nicht so stark gekrümmt. Es nimmt seinen Weg zunächst
nach unten und dann wieder etwas nach innen. Auch hier findet sich am Beginn eine kleine blindsackartige
Verwölbung, verursacht dadurch, daß die Mündung des Spermatophorensackes etwas
seitlich liegt. Die nach unten gebogenen Partien des Spermatophorensackes und Spermatophorenlagers
liegen zwischen der Körperwand und den Flexoren des Abdomens. Am Ende des Spermatophorenlagers,
nicht genau in dessen Längsachse, sondern etwas seitlich gelegen bricht die äußere Genitalöffnung
durch. Sie stellt sich als Längsspalt dar (g. o. Fig. 66), der auf einer auf dem letzten Thorakalster-
niten gelegenen Genitalpapille steht. Die beiden Papillen liegen ziemlich dicht beisammen. Spermatophorensack
wie Spermatophorenlager sind mit einer kräftigen Muskelschicht umhüllt.
Die S p e r m a t o p h o r e n . Man findet sehr häufig in das Thelycum des Weibchens eingepflanzt
die Spermatophoren (sp. Fig. 58). In derselben Form, wie sie sich hier zeigen, liegen sie
auch in dem Spermatophorenlager (Fig. 66). Im Spermatophorensack ist ebenfalls meist eine
Spermatophore vorhanden, die aber dann von etwas anderer Gestalt ist. Es scheint, als ob im
Spermatophorensack die Spermatophore gebildet wird, sie aber erst im Spermatophorenlager ihre
Form bekommt.
Die hier vorhandenen Spermatophoren sehen folgendermaßen aus (Fig. 66): Ein bimförmiger
Körper, der Kopf, liegt mit dem dicken Ende nach der Genitalöffnung zu. Der dünne und etwas
gekrümmte Stiel befindet sich etwa in der Mitte des Lagers. Hier findet infolge einer Wandverdickung
eine Verengung des Lagerlumens statt. In der proximalen Hälfte des Lagers verdickt sich die
Spermatophore wieder etwas und bildet derartig einen Fuß. In dem noch übrigbleibenden Teile
des Lumens liegt eine homogene Masse ohne erkennbare Struktur, offenbar eine Kittsubstanz, mit
der die Spermatophore im Thelycum festgeklebt wird.
Im Spermatophorensack ist die bimförmige Ausbildung der Spermatophore noch nicht vorhanden.
Sie ist hier länglich wurstförmig und das distale Ende zugespitzt. Die chitinige Hülle
war bei den untersuchten Exemplaren erst auf der einen Längsseite ausgebildet und zog sich hinten
in einen Faden aus.
Die im Thelycum des Weibchens eingepflanzten Spermatophoren stecken meist paarweise
mit den Füßen in der vorderen Kammer fest und der bimförmige Kopf ist lee*, schlapp und kollabiert
(Fig. 58).
In der Spermatophore findet man die Spermatozoen. Sie stellen sich dar als ellipsoidische
Zellen mit einem Kern in der Mitte und ziemlich viel Plasma (Fig. 73).
Der Ko p u l a t i o n s a p p a r a t . Die eigentümliche Umwandlung des Endopoditen der
beiden ersten Pleopodenpaare des Männchens zu Kopulationsorganen war allen Forschern aufgefallen
und besonders der erste Pleopod ist wiederholt in Wort und Bild geschildert worden. Eine Nomenklatur
für die einzelnen Gebilde hat jedoch erst Hansen (1910) eingeführt, der die Wichtigkeit des
Baues dieses Organes für die systematische Unterscheidung der Gattungen sowohl wie der Arten
nachwies. Ich will die H a n s e n sehe Nomenklatur im folgenden anwenden und nur die Mehrzahl
der englischen Namen, soweit sie sich nicht gut verdeutschen lassen, latinisieren.
Bei der ganzen folgenden Beschreibung sind alle Richtungsbezeichnungen im Sinne des
schwimmenden Tieres gemacht, und es ist hierbei angenommen, daß die Pleopoden nach vorn zu
unter den Leib des Tieres geschlagen sind. Die Oberseite des Pleopods ist also die in dieser Lage dem
Leibe zugekehrte, die man dann, wenn man die Pleopoden als senkrecht vom Körper abstehend
betrachten wollte, als Vorderseite bezeichnen müßte, usw.
Betrachten wir zunächst einmal den Bau, wie er uns an den Pleopoden des Weibchens und
den beiden hinteren Paaren des Männchens entgegen tritt: Sie zeigen eine auch bei Decapoden
weit verbreitete Form: Auf einem kräftigen, muskulösen Stammteile, der aus zwei Gliedern besteht,
erheben sich zwei Äste, Exopodit und Endopodit. Sie haben die Form von lanzettlichen Platten,
die am Rande mit Fiederborsten besetzt sind. Am Innenrande des Endopoditen steht ein kleines
griffel- oder schmalplattenförmiges Gebilde, der Lobus auxil iaris (nach Hansen, sonst auch als
Retinaculum, Stylamblis, Appendix interna bekannt). Am Ende seiner Innenfläche trägt er eine Anzahl
eigentümlich gestalteter Häkchen, der Cincinnuli (Fig. 67). Diese bestehen aus einem Stiel,
der auf seinem Ende eine Platte trägt, die ähnlich auf ihm sitzt, wie der Nagelkopf auf dem Nagelstift,
nur daß sie nicht im Mittelpunkte, sondern am Rande befestigt ist. .Das Häkchen bekommt dadurch
annähernd die Gestalt eines Hakens, wie sie an Schnürstiefeln angebracht sind. In der natürlichen
Position der Pleopoden liegen die mit den Cincinnuli besetzten Flächen der Lobi auxiliares
aneinander, die Häkchen haben daher offenbar die Funktion, die Pleopoden eines Paares aneinander
zu befestigen, so daß sie als einheitliches Ruderorgan wirken.
Von den beiden umgestalteten Paaren des Männchens zeigt das zweite die geringere Veränderung
(Fig. 68, 69). Die Trennung des Endopoditen in eine Hauptplat te (Lobus setiger, 1. s.)
und einen Lobus a u x i 1 i a r i s ist undeutlich geworden. Die Innenkante des Endopoditen ist flächenhaft
verbreitert und das distale Fünftel dieser Innenfläche trennt sich von der Hauptplatte ab, ent