
diinnimgsWirkung ins Auge fassen. Wir stellten unsere Versuche in der Weise an, daß eine geringe
Menge, meist 1—5 ccm konzentrierten Fermentes zu 250—500 ccm verdünnter H.,0.»Lösung zugesetzt
und dadurch die Reaktion eingeleitet wurde. Senter dagegen mischte 250 ccm verdünnter
Fermentlösung mit der gleichen Menge verdünnter H20 2Lösung, nachdem beide Lösungen vorher
mehrere Stunden in dieser Verdünnung gestanden hatten. Nun ist es eine bekannte Tatsache, daß
bei kolloidalen Lösungen Verdünnung häufig Veränderungen des Gleichgewichtszustandes der Phasen
hervorruft, welche sich erst im Laufe längerer Zeit ausgleichen. Unter der Annahme, daß diese
Gleichgewichtsänderung mit einer Aktivitätsabnahme der Fermentlösung verbunden sei, ließe sich
daraus der .absteigende Gang erklären. Versuche, welche -in dieser Richtung angestellt wurden, ergaben,
wie Tab. 18 zeigt, tatsächlich in vielen Fällen einen Einfluß vorhergehender Verdünnung auf
den Reaktionsverlauf. Er besteht darin, daß die Anfangskonstante tiefer liegt und dafür der Gang
geringer geworden ist. Bleibt diese Abnahme der Anfangskonstanz aus, so ändert sich auch der
Gang nicht, wie Tab. 18, Vers. 1 b zeigt. Es schien also in dieser Verdünnungswirkung wenigstens
einer der Faktoren gegeben, welche den absteigenden Gang veranlassen. Ein ganz anderes Gesicht
gewann jedoch die Frage durch den Nachweis, daß diese „Verdünnungswirkung“ nur eintritt, wenn
man zum Ansetzen des Reaktionsgemisches gewöhnliches destilliertes Wasser verwendet, dagegen
ausbleibt, wenn dieses Wasser vorher durch längeres Kochen gasfrei gemacht wird. Derartige Versuche
finden sich in Tab. 19, Vers. 1 und 2 a dargestellt.
E i n f l u ß g e l ö s t e r Gase.
Man muß aus ihnen den Schluß ziehen, daß die Ursache der Abnahme bei längerem Stehen
nicht in der Verdünnung, sondern in der Wirkung der im Wasser gelösten Gase besteht. Diese Überzeugung
wird noch befestigt, wenn man experimentell den Einfluß prüft, den eine Sättigung der
Fermentlösung vor der Reaktion mit verschiedenen Gasen ausübt. Unter diesen Bedingungen findet
stets eine erhebliche Schwächung der Fermentwirkung statt, deren Grad je nach der Natur des angewendeten
Gases verschieden ist. Besonders hübsch zeigt dies Tab. 19, Vers. 3. Den geringsten Einfluß
üben nach ihr die im gewöhnlichen destillierten Wasser vorhandenen Gase, stärker wirkt schon
die Sättigung mit Stickstoff und noch mehr die mit Sauerstoff. Gleichzeitig beobachtet man, wie mit
Abnahme der Anfangswerte die K-Werte sich mehr der Konstanz nähern, bis die Reaktion in
O-gesättigter Lösung eine typische Reaktion erster Ordnung ergibt.
Eine Sonderstellung unter den gelösten Gasen scheint die Kohlensäure einzunehmen. Sättigt
man die Versuchslösung damit, so wird das Ferment außerordentlich geschwächt, um ein Vielfaches
stärker als durch Stickstoff, dabei werden aber die K-Werte nicht konstant, sondern zeigen im
Gegenteil einen ungewöhnlich starken Gang.
E r k l ä r u n g d e s G a n g e s d e r K a t a l a s e w e r t e d u r c h A d s o r p t i o n .
Diese Wirkung gelöster Gase auf den Reaktionsverlauf gibt einen Fingerzeig, in welcher Richtung
die Erklärung für das Auftreten des absteigenden Ganges zu suchen ist. Zu ihrem Verständnis
ist es aber nötig, etwas näher auf die theoretischen Vorstellungen über die Vorgänge bei der H20 2Zer-
setzung durch die Katalase einzugehen.
Die Fermentlösung, in der die Reaktion vor sich geht, ist zweifellos kolloidaler Natur. Als
solche stellt sie ein sog. mikroheterogenes System dar, d. h. sie besteht aus zwei Phasen, nämlich
den Fermentteilchen, welche im Lösungsmittel fein verteilt sind. Wenn dieser Lösung nun H2Oa
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