Ein Vergleich der zweiten mit der dritten Generation der C. proboscidea rechtfertigt diese
Auffassung, welche mit Konsequenz zu der Homologisierung: B l a s t o p o r u s -Mu n d de r
e r s t e n T e r m i n a l k n o s p e u n s e r e r L a r v e n führt.
Wir werden sehen, daß dieser Vergleich ims dem morphologischen Verständnis der Cunina
parasitica-Larven ein gutes Stück näher bringt.
Textfigur 18 stellt einen schematischen Medianschnitt durch eine ältere Larve der zweiten
Generation von Cunina proboscidea dar (cf. hierzu die Eigg. 3, 4 auf Tafel XXXI). Die drüsige Beschaffenheit
der der apikalen Drüse benachbarten Zellen und theoretische Überlegungen (cf. S. 374
li. 1.) weisen darauf hin, daß die beschriebene drüsige Einsenkung der aboralen Ektodermwucherung
in jenen Zeiten, in denen sich der komplizierte Generationswechsel der Cunina proboscidea ausbildete,
einen größeren Umfang und daher auch eine erhöhte biologische Bedeutung besessen hat. Nach dem
oben Gesagten ist daher das in Textfigur 19 dargestellte hypothetische Bild wohl denkbar.
Vergleichen wir dieses Bild mit dem folgenden (Textfigur 20), welches eine Kopie eines auf
Tafel VII, Fig. 14 (unter Berücksichtigung von Fig. 15) der vorjährigen Arbeit abgebildeten Larvenstadiums
darstellt, so sehen wir, daß
distai i zwischen beiden eine ganz auffällige
Ähnlichkeit besteht. Es ergeben sich
folgende Homologien:
1. Zunächst entspricht der die
Geschlechtsanlagen beherbergende Abschnitt
der Medusen der zweiten Generation
dem in propagativer Hinsicht
nicht weniger bedeutungsvollen knospentragenden
Abschnitt der C. para-
sitica-Larven.
2. Die Mundöffnung der
proximal
a. Schematische Darstellung
„c C. parasitica-Knospenähren
wie die Kritik der^B^ntfe distai, proximal zwei ten Generat ion entspricht
der Mundöffnung der ersten
terminalen Knospe der Cunina parasi t ica-Larven.
3. Ferner scheint der Hohlraum der Cunina parasitica-Larven, welcher die Phorocyte aufnimmt,
die drüsige Einsenkung der aboralen Ektodermwucherung der Larven der zweiten Generation
der Cunina proboscidea zu rekapitulieren.
Die A u sdehnung, die die se r Ho h lraum bei d e n C u nina p a ra s itic a -L a rv e n g ew in n t, k ö n n te ü b rig en s e in w e ite re r Beweis
fü r die b e re its v o rg e trag en e A u ffa ssu n g sein, d a ß die ap ik a le Drüse d e r C u nina p ro b o sc id e a -L a rv en in ih re r Ph y lo g en ie eine größe re
Ro lle ge sp ie lt h a t , a ls dies h eu tz u ta g e d e r F a ll ist.
•, d aß die im V o rja h re b e schriebenen (1. c. p . 231, T afel V I I , Figg. 14, 15, 9—11) „ e c h te n “
iage einnehmen, wenn m a n in d em die P h o ro c y te be rg en d en
Textfigur 17
gültigen Stellungsgeset7.cs.
Als Modell ist hier eine Pseudo-Gastrula
mit dem proximal liegenden Schein-
Biastoporus gewählt worden. Tatsächlich
entsprechen aber einander:
Textfigur 17
C. parasitica
lunesgesetz.
Bem e rk en sw e rt i s t fe
T e n ta k e l n u r d a n n d ie fü r N a rcom edusen c h a rak te ris tis ch e
A b s c h n itt u n s e re r L a rv en ih ren ab o ra len A b s c h n itt e rblickt.
Es würde zu weit führen, wollte man weiterhin das drüsige Epithel, welches sich bei Larven
der zweiten Generation von Cunina proboscidea am aboralen Pol bildet, und in hochgradiger Anpassung
an eine spezialisierte physiologische Funktion entartet, noch später vielleicht zugrunde geht, mit der
Phorocyte der Cunina parasitica1), die chitinartige Hülle der Drüse mit der bindegewebigen Membran,
*) Na ch W olte re cks A n g ab en ü b e r die em b ry o n a le E n tw ick lu n g de r
P h o ro c y te v om e rs ten M om en t se ine s E rsch e in en s a n d e u tlic h grö ß e r u n d I
L a rv e n k e rn ; es m ü ß te also wohl e r s t bewiesen we rden, d a ß d e r eine Ke rn eir
C u n in a p a r a s itic a i s t d'
iller, also o ffen b a r chrom
P r o d u k t d e s ä n d e rn ist.
ler kün ftig en
a ls d e r e rs te
mit welcher die Entodermbrücke der Cunina parasitica
von der entarteten Phorocyte abgegrenzt erscheint, homo-
logisieren (Textfigur 18, 21 und Tafel XXXI, Fig. 7, 8). Als
Analoga dagegen sind sie immerhin beachtenswert.
Das Hauptergebnis unserer theoretischen Betrachtungen
würde also folgendes sein:
D ie L a r v e n s e t z e n s i ch mi t dem
a b or a 1 en Pol , an dem s i ch di e P h o r o c
y t e b e f i n d e t , fest . Der g e g e n ü b e r l
i eg e n d. e Pol , de r zum M i 11 e 1 p u n k t e i n e r
Oral - a b o r a l w ä r t s (distal - p r o x i m a l w ä r t s )
g e r i c h t e t e n P r o l i f e r a t i o n wi rd, i s t dag
e gen de r o r a l e Pol de r Larve.
Infolgedessen lassen sich also auch die
Kn o s p e n ä h r e n vom Ty p u s I u nd II von
den Kn o s p e n ä h r e n vom Ty p u s III al s
o r a l p r o l i f e r i e r e n d e me d u s o i d e L a r v e n f
or me n von a b o r a l p r o l i f e r i e r e n d e n Med
u s e n u n t e r s c h e i d e n .
Es ist hier nicht der Ort, die theoretische Bedeutung
dieses Ergebnisses zu besprechen. Ich werde dies bei
Gelegenheit der Demonstration meiner Belegpräparate tun
und begnüge mich, darauf hinzuweisen, daß die oral proliferierenden
Larven der dritten Generation der Cunina
parasitica Metschnikoff uns vielleicht wertvolle genetische
Beziehungsmöglichkeiten zwischen Narcomedusen und
Scyphozoen an die Hand geben.1)
Die neugewonnene Bezeichnungsweise der einzelnen
Abschnitte unserer Cunina parasitica-Larven wollen wir
im folgenden bei der Besprechung der Weiterentwicklung
des auf S. 384 beschriebenen Larvenstadiums anwenden.
Wie im Vorjahre, beobachtete ich auch diesmal des
öfteren den als Zerfall bezeichneten ungeschlechtlichen Vermehrungsprozeß
(1. c. 1911, p. 239—40 Tafel VII, Figg. 1
bis 10 und h^l. Textfigg. 5, 6). Dieses Mal war ich so
glücklich, in einem Falle die Teilung am lebenden Objekt
beobachten zu können. Es bestätigte sich meine bereits
geäußerte Vermutung, daß die Teilung der Larven nie
von der Phorocyte ausgeht, sondern umgekehrt, von der
Larve selbst2) (contra Woltereck). Offenbar in Zusammenq
i. c. 1912.
2) Den Z erfall d e r Cu n in a p a ra s itic a -L a rv en k ö n n te m a n schließlich
a u f e in u n k o n tro llie rb a re s B ed ü rfn is zu rü ck fü h ren , d u rc h eine en t-
T e x tf ig u r e n lS—21 illu strie ren die V e rw an d ts ch a fts v
e rh ä ltn is s e zwischen d e r 2. u n d 3. G en e ra tio n de r
C u n in a pro b o sc id e a Metsch. *
Textfigur 21.
Textfigur 18. Mcdianschnitt durch eine Larve der 2. Generation
der 0. proboscidea (cf. Tafel I, Fig. 8 und die Textfigg; 10,11a. b).
St = aborale Ektoderm Wucherung,
dr = apikale Drüse derselben.
1 = chitin-artige Lamelle, die die Drüse (dr) abgrenzt.
* = Uingfurche die sich um die stolo-artige Ektodermwucherung
herumzieht (1. Anlage der Glockenhöhle
der rudimentären Medusen der 2. Generation),
m = Mund der Larve,
g = Geschlechtsanlagen.
Textfigur 19. Hypothetisches Bild einer Larve der 2. Goneration
der C. proboscidea. Die apikale Drüse (dr) beeinflußt
durch ihren größeren Umfang die Gestalt der oberen Wand
der gastrischen Cavität. (Hiermit könnte die ringförmigo Vorstülpung
des Larvenmagens in die aboralo Ektodermwucherung
verknüpft- sein. cf. Textf. 10).
Bezeichnungen im übrigen dieselben wie in Textfigur 18.
Textfigur 20. Halbschematische Kopie von Figur 14, Tafel VII
(unter Berücksichtigung der detaillierteren Figur 15 ibid.)
meiner vorjährigen Arbeit (l. c. 1911). Medianschnitt durch
eine Larve der 3. Generation der C. proboscidea Metsch.
( = Cunina parasitica I).
Phor. = Phorocyte; Ent. Br. = Entodermbrüoke; ki = Mund
der Larve (1. Öffnung der Gastralhöhle der Larve); t = definitive
Tentakel.
Textfigur 21. Halbschematischer Schnitt durch eine C. para-
sitica-Knospenähre vom Typus I. (= 3. Generation der C. proboscidea)
(cf. H a n i t z s c h , 1. c. 1911).
Die total entartete Phorocyte (Phor.) ist von der Kntodcrm-
brücke (Ent. Br.) durch eine strukturlose Lamelle (1) unbekannter
chemischer Natur abgegrenzt, k = laterale Knospen.
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