
Untersuchungen über den inneren Bau von
Euphausia superba Dana.
Von Prof. Dr. C. Zimmer in Breslau.
Mit Taf. VIII—XIV und 5 Textfiguren.
In seinen „Studien über die Verwandtschaf tsbeziehungen der Malakostraken“ (1883) löste
Boa s die Ordnung der S c h i z o p o d e n auf, indem er die Familie der Euphausiidae als
E u p h a u s i a c e a den Mys i da c e a , umfassend die Familien Mysidae und Lopbogastridae,
gegenüberstellte. Dieselbe systematische Auffassung vertritt auch H. J. H a n s e n (1885); und neuerdings
hat Ca lma n (1904) auf das eingehendste gezeigt, daß kein Grund vorliegt, die Euphau-
siaceen in eine engere Beziehung zu den Mysidaceen zu stellen, daß sie vielmehr in die nächste Nähe
derDecapodengehören. Er vereint diese beiden Ordnungen zu der Divisio E u c a r i d a und stellt
die Mysidacea zusammen mit den Cumaceen, Tanaidaceen, Isopoden und Amphipoden in die Divisio
P e r a c a r i d a .
Wenn sich auch kaum eine Stimme gegen die Trennung der Euphausiaceen und Mysidaceen
erhoben, so hat man doch, aus Bequemlichkeit, den Begriff der Schizopoden beibehalten. Eine
derartige Verkoppelung von Formen, die wenig miteinander zu tun haben, brachte nun aber, wie
überall, auch hier mancherlei Nachteile:
Untersuchungen über die anatomischen Verhältnisse bei irgend einer systematischen Gruppe
können sich naturgemäß immer nur auf Stichproben beschränken. Man greift als Paradigmata
eine Anzahl von Arten, auf eine größere oder geringere Zahl von Gattungen verteilt, heraus und
verallgemeinert dann die Ergebnisse. Bei Untersuchungen über den inneren Bau der „Schizopoden“
hat man nun, wie ganz natürlich, sich in erster Linie an die häufigeren oder doch wenigstens bequemer
erhältlichen Mysidaceen gemacht und ihnen gegenüber die Euphausiaceen stark vernachlässigt.
Wenn auch das, was wir heute über den Bau der Mysidaceen wissen, durchaus nicht etwa bedeutend
ist, so übersteigt es doch beträchtlich unsere Kenntnisse über die anatomischen Verhältnisse bei
den Euphausiaceen. Was in der Literatur über sie vorhanden ist, beschränkt sich meist auf kurze
Angaben und flüchtige Vergleiche mit den Mysidaceen.
Erst C h u n war es, dem wir eingehendere und umfassendere Forschungen über den Bau der
Euphausiaceen verdanken. In seiner „Atlantis“ (1896) untersucht er in mustergültiger Weise die
Augen und die Leuchtorgane der Euphausiaceen. Doch beschränkt er sich nicht hierauf, sondern
nimmt die Gelegenheit wahr, die sich ihm bei dieser Untersuchung bot, auch die ändern Organsysteme
Zoologien. Heft 67. 9