Leibeshöhle durcli Vermittelung einer inneren Öffnung des Receptaculums in dieselbe befruchtet
würden, sich als nichtig erweist, so geht doch aus meiner Arbeit von 1906 bereits hervor, daß eine
Verbindung zwischen dem Receptaculum und dem Ovarium existiert in Gestalt eines engen Kanals,
durch den die Spermatozoen aus der Samentasche in den Eierstock und in die nächste Nähe der jungen
Oocyten gelangen. Der Vorgang der Besamung verläuft eben bei Saccocirrus nicht nach dem althergebrachten
Schema, sondern es werden im Innersten des Ovariums die völlig unreifen jüngsten
Oocyten bereits mit Samenfäden versehen.
Trotzdem war G o o d r i c h nicht weit entfernt von dem richtigen Wege, wenn er nach
einer inneren Öffnung der Samentasche suchte. Freilich liegt eine solche nicht in demselben Segment
wie das Receptaculum; der verbindende Gang von diesem nach dem Ovarium läuft vielmehr durch
dieses hindurch und durchbricht das vordere Dissepiment des betreffenden Segmentes etwa in der
Mitte, um sich dort in Gestalt eines kleinen Wimpertrichters in die Leibeshöhle des vorhergehenden
Segmentes zu öffnen. Textfigur 2 stellt die Geschlechtsorgane einer Segmenthälfte eines weiblichen
Sacc.. major dar und zeigt am besten den Bau des Receptaculums mit dem zugehörigen Kanal.
Nach den vorliegenden Untersuchungen ergab sich, daß diese Organe auch bei Sacc. papülocercus
sich ganz ähnlich verhalten, wie bei der größeren Art. Wie schon bemerkt, gelang es aber nicht,
auch hier die innere Mündung des das Ovarium passierenden Kanals im Dissepiment zu finden. Der
die Spermatozoen aus der Samentasche in den Eierstock führende Gang selbst existiert aber bei
dieser Art in der gleichen Form wie bei Sacc. major.
P i e r a n t o n i hat bei beiden Arten den Kanal nicht gesehen. Bei Sacc. papülocercus hält
er eine solche Kommunikation zwischen Ovarium und Receptaculum für unwahrscheinlich, da ihm
die beiden Organe zu weit auseinander liegen: „La posizione reciproca delle spermateche e dell’ ovario
(fig. 6) rende infatti poco verosimile il passaggio degli spermatozoi da quelle in questo.“ Und auch bei
Sacc. major zweifelt er an der Existenz einer solchen Verbindung: „Non mi e riuscito di scorgere
eommunicazione fra l’ovario e la spermateca, formandosi quello in zona nettamente distinta da questa
(fig. 16 ov, spt) ed essendo 1’ovario involto in un sacco peritoneale.“ Fig. 15, Taf. XXVI ist ein Längsschnitt
durch mehrere Segmente von Sacc. papülocercus und zeigt die Lage der Eierstöcke und Samentaschen
in denselben. Auf anderen Schnitten sieht man nun deutlich den Kanal zwischen beiden
Organen und erhält genau die gleichen Bilder, wie sie bei Schnitten durch Sacc. major, z. B. Fig. 9
und 21b auf Taf. XXVT resp. XXVII sich ergeben.
Aus konservierten Sacc. major gelang es leicht, unter der Präparierlupe die einzelnen Ovarien
und Receptacula zu isolieren, wobei sie sich stets durch den verbindenden Gang vereinigt erwiesen,
der dann, wenn man mit Nadeln die beiden Organe etwas voneinander entfernt, als deutliche Brücke
zwischen ihnen sichtbar wird. Fig. 8, Taf. XXV zeigt ein solches herauspräpariertes Ovarium und das
mit ihm verbundene Receptaculum.
Wir wollen-nun die einzelnen Teile des ganzen in Frage stehenden Kanalsystems bei Sacc.
major etwas näher betrachten, doch soll vorher noch eine Beschreibung, welche Go o d r i c h (1900)
von dem Receptaculum von Sacc. papülocercus gibt, angeführt werden. Jener Autor schreibt: „The
spermatheca consists of a pear-shaped sac, with a long duct passing straight through the ventrolateral
longitudinal muscles (figs. 14 and 21) to open to the exterior. The wall of the duct is formed
of ordinary ciliated epithelium (figs. 3 and 13); but the cilia do not reach far into the sac, where the
epithelium soon becomes altered in character. Near the base of the sac, surrounding the entrance
of the duct, is a cup-shaped region where the lining is formed of very large granular cells containing
yellow granules, and at their inner ends large irregular angular bodies of yellow refringent matter
(figs. 3, 4 and 13). Similar bodies are distributed in the epithelium lining the swollen end of the sac,
and together with the granules give the spermatheca its yellow tinge. What the function of these
bodies can be it is difficult to guesss; possibly they serve as a reserve of food material for the spermatozoa.
There is no reason to consider them as of an excretory nature.“
Den Zugang von außen zu der Samentasche zeigt Fig. 6. Der betreffende Teil des Kanals hat
ziemlich dicke Wände, die gegenüber den kaum sichtbaren des Endteiles des Oviduktes, der auf dem
gleichen Schnitt abgebildet ist, deutlich ins Auge fallen. Sie werden von ziemlich abgeplatteten
Zellen gebildet, die ein dichtes, granuliertes Plasma aufweisen. Sie führen mehr oder weniger längliche
Kerne (Fig. 6, 9 und 21b). Das Lumen des Kanals hat einen Durchmesser von etwa 10—13 y..
Dieser Zugangskanal erweitert sich nun nicht sofort an der Basis des Receptaculums zu dessen
großer Tasche, sondern läuft unter mäßigem Anwachsen seines Lumens zunächst an dem von Goodr
i c h als drüsige Region beschriebenen Teil der Samentasche vorbei, um dann erst das weite Reservoir
für die Samenfäden zu bilden (Fig. 6 und 9). Diese eigentlichen Receptacula fanden sich bei erwachsenen
Weibchen stets prall mit Spermien gefüllt, und auch in den letzten, jungen Segmenten, in denen
sie noch lange nicht ihre definitive Größe erreicht hatten, waren sie bereits mit Inhalt versehen. —
Wie Figur 21b zeigt, wird der Sammelraum auf der einen Seite von einer sehr dünnen Membran begrenzt,
welche die Fortsetzung der Wände des Zuführungsganges darstellt und im Gegensatz zu jenen keinen
Wimperbesatz mehr trägt. An der der Einmündung des Zuführungsganges gegenüberliegenden Seite
verdickt sich die Wand des Sammelraumes (Fig. 9, 10 und Textfig. 2) und enthält reichliche Einschlüsse
von großen gelblichen Konkrementen, auf die ja G o od r i c h in dem vorhin zitierten
Absatz bereits aufmerksam macht.
Neben dem großen Sammelraum für die Spermien liegt die „cup-shaped region“ Goodr
i c h s, die also auch nicht die Eintrittsstelle des Zugangskanales umgibt, wie jener Autor es schildert;
vielmehr zieht der Zugangskanal, wie schon bemerkt wurde, an dieser Region seitlich vorbei. Die
letztere, von mir früher als „Drüsenorgan“ oder „Drüse“ bezeichnet, wird von hellen, durchsichtigen
und großen, mehr oder weniger kubischen Zellen gebildet, zwischen welchen in einer sanften S-förmigen
Schlinge ein Kanal verläuft, der sich als die Fortsetzung des Lumens der Sammeltasche erweist.
In den Schnitten Fig. 9 und 21b ist der Kanal mehrmals quergeschnitten. Sein Durchmesser beträgt
im Lichten etwa 10 [j..
Ob die Wände dieses Kanals bewimpert sind, ließ sich nicht mit Sicherheit feststellen, da
er immer prall mit Spermien gefüllt war, deren lange Schwanzfäden auf den Schnitten etwaigen Cilien so
ähnlich sehen, daß man deren An- oder Abwesenheit nicht erschließen kann. In dem sehr fein granulierten
Plasma dieser Zellen, die rundliche Kerne mit deutlich hervortretendem Nucleolus besitzen,
liegt an einer bestimmten Stelle, in der Nähe des Kanallumens, eine homogene, sich nur wenig mit
den gebräuchlichen mikroskopischen Farbstoffen färbende Masse (Fig. 9, 10 und 22). Vielleicht
sind die großen Zellen dieses Abschnittes wirklich Drüsenzellen, die ein Sekret, eben jene homogene
Masse, ausscheiden, das irgendwie in einem Stoffwechselzusammenhang mit den durch den Kanal
wandernden Spermien stehen mag. Ob aber die Funktion darin besteht, die Spermatozoen zu
ernähren, wie schon G o od r i c h vermutete und auch ich früher annahm, scheint mir jetzt etwas