liegen, schwer zu sehen sind, glückte mir in mehreren Fällen doch der Nachweis, daß die Grenze
des Chitinplättchens vor dem Zahn liegt. Ferner meine ich, darf uns ein Auftreten solcher Zähne
am Rückenkiel nicht wundernehmen. Schließlich sind sie doch die gleichen Gebilde wie die Dornen,
die die ventralen hinteren Schalenränder und den hinteren Teil des Rückenkiels einsäumen (Fig. 13b).
Mit der Verlagerung Hand in Hand geht eine Rückbildung in der Größe und die Tendenz,
das Zähnchen durch Häutungen zum Verschwinden zu bringen, wobei die $ den $ vorangehen. Wenn
die Zähne besonders groß sind, so liegen sie auch weit nach der Spina zu, halten sich über mehrere
Häutungen oder zeitlebens beim Einzeltiere und sind beiden Geschlechtern eigen. Liegen sie weiter
nach dem Scheitel zu bei geringerer Stärke, so verlieren die $ sie zunächst, es folgen dann die erwachsenen
<?, darnach die jungen $ und <J. Es kommt deshalb in Kulturen häufig vor, daß ein Teil eines
Wurfes mit dem Zahn versehen ist, ein zweiter trägt nur eine Verdickung der Cuticula, während der
Rest jeder Andeutung entbehrt. Brehm hat seine Beobachtungen über das Vorkommen der Nackenzähne
in einer Tabelle zusammengefaßt, die ich zu erweitern jetzt imstande bin:
juv. $ S ad. $ ad. Lage Größe Beispiel
mit mit I mit mit im Höcker wird zeitpidex
und
mit mit mit ohne Nacken wird lebens getragen grobe longispina
mit mit ohne ohne wandert kleiner ( dentata)
mit ohne ohne 1 ohne nach dem Dorn verschwindet limnetische
ohne ohne ohne ohne Scheitel nach der 1. Häutung longispina
Wir haben also, um es zu wiederholen, in den Nacken- und Scheitelzähnen einen Wertmesser
für die Anpassung an die limnetische Lebensweise, und doch ist gerade hier eine Ausnahme zu bemerken.
Galeata- zeigen ebenso wie cwcwZiato-Rassen die Bildung auch im erwachsenen Zustande als winzigen
Dorn auf der Helmspitze (Fig. 14 b—e).
Was stellen nun die Zähne dar? Eylmann und andere Autoren sprechen sie als Haftorgan
an. Brehm bringt sie mit dem Nackenorgan und den Nervenendigungen desselben in Verbindung.
Diese Vermutung liegt in der Tat sehr nahe und ist mir auch zuerst gekommen. Weder Schnitte noch
vitale Färbung ergaben jedoch eine Bestätigung. Woltereck war geneigt, den Zähnen zunächst eine
mechanische Funktion zuzuschreiben, indem sie das Aufreißen der derben Schale des Dauereies
erleichtern sollen. Wie dem auch sei, eins ist sicher, die Zähne sind rudimentär und Reste früherer
stärkerer Ausbildung. Dafür spricht, denke ich, die obige Tabelle genügend, vor allem der Umstand,
daß die ursprünglicheren Männchen den Zahn länger tragen als die in der Entwicklung vorgeschritteneren
Weibchen. Dadurch werden wir aber wieder zu der Annahme gezwungen, daß die
limnetischen Arten die abgeleiteten sind und von den litoralen abstammen. Die in der Achenseearbeit
mitgeteilte Ansicht Brehms, die Nackenzähne seien ein durch litorale Lebensweise induziertes Anpassungs
Merkmal, muß demnach, wie er es selbst getan hat, gerade umgekehrt werden.
Steht dies für uns fest, so vermögen wir der Helmbildung auf die Spur zu kommen. Da nämlich
bei den crista- und helmbildenden Arten die Zähne mitgenommen, und um so weiter nach dem Scheitel
zu verlagert werden, je höher die Kopf auf sätze sind, so müssen diese eben an der Stelle abgeschieden
werden. Die Versuchung ist sogar groß, beide miteinander enger in Verbindung zu bringen, da sie
sich im wesentlichen nur durch die Größe unterscheiden. Die gleichen Zellen, die das Werkzeug zum
Durchsägen der Eihaut lieferten, lieferten, als dies nicht mehr nötig war, den Schwebeapparat. Man
kann sichpMwie dies Woltereck1) getan hat—leicht eine Vorstellung davon machen, wie ein minimaler
Zahn, der am Ende der Längsachse auf dem Scheitel einer Daphnie sitzt und nach vorn gerichtet ist,
die Bewegungsrichtung des Tieres um einen bestimmten, minimalen Wert beeinflußt. Dieser Abweichungswinkel
wird immer größer, je größer der Zahn wird, was ja durch Selektion erreicht werden
kann. Hat er eine bestimmte Größe erreicht, dann kommt als weiterer die Bewegungsrichtung bestimmender
Faktor das Gewicht der Neubildung hinzu. Das Wandern des Zahnes kann zunächst andere
Fig. 14.
a. D. longispina. Kopfkontur m it einem Knick an der Stelle, wo der Nackenzahn gesessen hat.
b, c. erwachsene $ von D . longispina galeata m it Scheitelzahn.
d, e. erwachsene $ v on D. cucullata m it Scheitelzahn.
Gründe gehabt haben, aber er bekommt in dem Augenblicke Selektionswert und gibt Anlaß zur Entstehung
des Helms, als er an der Stelle anlangt, wo er die Schwimmrichtung des Tieres bestimmt.
Wir begreifen jetzt auch das Auftreten der Nacken- bezw. Scheitelzähne bei erwachsenen $ von
galeata und cucullata. Bei diesen erhalten die Zähne erneut Wichtigkeit und verschwinden deshalb
auch nach der Geschlechtsreife nicht, wie bei Varietäten, die zwar pelagisch leben, aber nur geringe
Crista aufzusetzen imstande sind.
Die Ansicht ist übrigens keineswegs neu. Lutz sagt in den Cladoßeren der Umgebung von
Leipzig: bei D. pellucida bildet sich der Helm aus 2—3 auf der Dorsalseite des Kopfes gelegenen
Zähnen, die sich bei den meisten jungen Tieren finden. Lutz ist uns freilich eine Begründung schuldig
geblieben. Ebensowenig ist die Annahme aus der Luft gegriffen, da unter dem Scheitel der Daphnien
mit Zyklomorphose in der Gegend des Nackens mehr oder weniger deutlich fast immer einzelne große
') Vgl. dessen Abhandlung am Schluß dieses Bandes.
Zoologien. Eoft 67, 37