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Die Geschlechtsorgane und -Zellen von
Saccocirrus.
Von D r. F. Hempelmann-Leipzig.
Mit Taf. XXV—XXIX und 7 Textfiguren.
Einleitung.
Bereits im Jahre 1906 veröffentlichte ich im Zoologischen Anzeiger eine Mitteilung über die
„Eibildung, Eireifung und Befruchtung bei Saccocirrus“ deren wesentlichster Inhalt die Feststellung
der Tatsache war, daß die Spermatozoen auf einem direkten Verbindungswege zwischen Recepta-
culum und Ovarium in das letztere einwandern und in die noch nicht zur definitiven Größe herangewachsenen
und unreifen Oocyten eindringen, um sie auf diese Weise zu besamen. Es wurde ferner
kurz darauf hingewiesen, daß nach dieser Besamung die Oocyten zunächst weiterwachsen, dann ihre
Reifungsteilungen unter Bildung der Richtungskörper durchmachen, bis sie endlich, immer noch
in der Leibeshöhle des Muttertieres im eigentlichen Sinne befruchtet werden, indem Eikern und
Spermakern miteinander zum I. Furchungskern verschmelzen. Während des Wachstums der Oocyten
treten in der nächsten Umgebung des Keimbläschens sehr stark tingierbare Tröpfchen auf, die sich
alsbald zu hellen Vakuolen erweitern, ein Vorgang, der sich mehrmals wiederholt. Der mit Eisenhämalaun
(Heidenhain) tiefschwarz gefärbte große Nucleolus scheint bei der Ausscheidung jener
Tröpfchen beteiligt zu sein. Alle diese Erscheinungen wurden von mir als einzelne Phasen der
D o 11 e r b i 1 d u n g beschrieben. — Als wichtigste Tatsache steht jedenfalls fest, daß bis dahin
kein Fall einer so frühen Besamung, nämlich von Oocyten, die sich nicht nur noch im Keimbläschenstadium
befanden, sondern auch ihre volle Größe keineswegs erreicht hatten, in der Literatur
bekannt war.
Kurz darauf — meine Mitteilung war im Heft 24 der genannten Zeitschrift vom 30. Oktober
erschienen — gaben v a n Ga v e r u n d S t e p h a n in den Compt. Rend. Soc. Biol. Paris Tome 61,
S. 751 vom 18. Dezember 1906 ohne Kenntnis von meinen Befunden ebenfalls das frühzeitige Eindringen
von Spermatozoen in die unreifen Eier des Ovariums von Saccocirrus bekannt, wobei sie
allerdings die einzelnen Bilder, die ihnen die mikroskopischen Schnitte darboten, in einer von der
meinigen wesentlich verschiedenen Weise deuteten.
Nach der Meinung der beiden Verfasser sind nämlich die zuerst in die Oocyten gelangten
Spermatozoen zwar zunächst längere Zeit hindurch sichtbar; dann aber nähern sie sich dem Keim-
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