hielt, Hervordringen der Gehäuseflüssigkeit, Abfallen des Gehäuses. Die Spermatozoen beginnen
aus dem nun offenen Kanal auszuwandern.
Die erste Periode beginnt damit, daß der Endfaden und die Endkappe, wie es scheint aus
mechanischen Gründen, gelockert werden. Die Trompe beginnt sich, erst langsam, dann immer
schneller, nach außen umzustülpen. Zugleich sieht man in dem hinteren Teil des Gehäuses den
Spermaschlauch stetig vorrücken, den projektilen Schlauch vor sich hertreibend. Die Umstülpung
der Trompe kommt schließlich zu einem kurzen Stillstand, der dadurch bedingt ist, daß die innere
(granulierte) Membran, die bei der Umstülpung nach außen zu liegen kommt, an dem sogenannten
Anker, dem Vorderende des kegelförmigen Abschnitts der Flasche, fest angeheftet ist. Der Anker
selbst, eine feste, anscheinend chitinöse und nach vorn eine Spitze führende Scheibe, widersetzt sich
der Umstülpung. Da der von innen wirkende Druck fortfährt zu wirken, wird die an seinen Bändern
befestigte Innere Membran aufs heftigste gespannt. Die Äußere Membran indessen, welche an dem
cylindnschen Abschnitt der Flasche ansitzt, und nun im Innern der umgestülpten Partie liegt, und
zwar rings um die weiter vordringende, sich nicht umstülpende Masse der Flasche und des Sperma-
schlauchs, ist vorläufig nicht gespannt, sondern gefaltet. Ihre Falten, und die sie überziehende
Gallertschicht werden gegen die Wand der gespannten Inneren Membran gedrückt.
Die zweite Periode beginnt damit, daß die Innere Membran mit einem Buck von dem Anker
abreißt. Der kegelförmige Abschnitt der Flasche, mit dem Anker an der Spitze, schießt mit Heftigkeit
hervor, findet sich indessen sogleich wieder gehemmt dadurch, daß eine Verlängerung der Inneren
Membran, die man ihr äußeres Blatt nennen könnte, und die an der vorhergegangenen Spannung
nicht teilnahm, noch an der Basis des Kegels festsitzt. Auch diese verträgt die Spannung, der sie
nun ausgesetzt ist, nicht lange und reißt. Wiederum gibt es einen Buck, diesmal ist es der mehr
basale Teil des kegelförmigen Abschnitts, welcher vorrückt. Die bisher eingeschlossenen Falten der
Äußeren Membran strecken sich alsbald; der Umstand, daß dies nicht auf allen Seiten genau gleichzeitig
erfolgt, scheint zu vorübergehenden Seitenbewegungen des sich weiter einbohrenden Kegels
zu führen. Alsbald ist die Äußere Membran ihrerseits vollständig gespannt; die zwischen ihr und der
oben losgerissenen Innenmembran liegende Gallertschicht tritt hervor; die Innenmembran mit ihrer
granulierten Schicht zieht sich teils durch die Streckung der Äußeren Membran, teils durch eigene
Schrumpfung, immer mehr zurück.
Die Einbohrung des Vorderteils der explodierten Spermatophore muß nun beendigt sein.
Die dritte Periode besteht darin, daß einerseits Prozesse eintreten, die eine größere Befestigung der
Spermatophore zur Folge haben und die Füllung des sekundären Behälters herbeiführen, andererseits
Prozesse, die den Zusammenhang zwischen dem neuen Gebilde und dem leeren Gehäuse zu lockern
geeignet sind. Die von innen wirkenden Drucke fahren fort zu wirken, der Spermaschlauch rückt
weiter im Gehäuse vor und gelangt in die umgestülpte Trompe. Der cylindrische Teil der Flasche,
bei Illex von beträchtlicher Länge, wird in den eingebohrten kegelförmigen Abschnitt hineingetrieben,
dehnt zunächst dessen Wände aus und treibt den klebrigen Inhalt desselben durch die Wände nach
außen, so daß eine feste Einklebung des schon eingebohrten Gebildes resultiert, und dringt endlich
durch den kegelförmigen Abschnitt hindurch noch tiefer ein, indem er hierdurch dem sekundären
Spermabehälter die in Taf. XXII, Fig. 11 dargestellte Form gibt. Der Spermaschlauch gelangt mittlerweile
ganz in den von der Äußeren Membran der Trompe gebildeten Kanal. Andererseits bringt die
Aufquellung und Lösung der seit dem Zerreißen der Inneren Membran frei liegenden Gallertschicht
der Trompe es mit sich, daß der vom Gehäuse aus wirkende Innendruck sich mehr und mehr auf die
„Äußere Membran“ der Trompe geltend macht, die nun mehr und mehr gespannt wird, und wegen des
Abreißens der ändern Membranen den Druck nunmehr allein auszuhalten hat. Bevor sie indessen
diesem erliegt, tritt noch eine Veränderung an der Inneren Membran ein, die, wie es scheint, zu den
sonstigen Veränderungen keine direkte Beziehung hat. Sei es, daß das erwähnte „äußere Blatt“
der Inneren Membran seit dem Abreißen derselben zu quellen begonnen hat, sei es aus anderen Gründen,
die einen Druck in seitlicher oder zirkulärer Bichtung herbeiführen: gerade während der Spermaschlauch
ganz in den Kanal der Äußeren Membran eingedrungen ist, reißt die bisher intakte granulierte
Schicht der Innenmembran der Länge nach auf und schnurrt zu einem peitschenförmigen, dunkelgefärbten
Anhang zusammen, der nahe am vorderen Ende des umgestülpten Innenschlauches hängen
bleibt. Das äußere Blatt des letzteren liegt nun frei, zeigt zahlreiche unregelmäßige Querfalten
und bildet die äußere Begrenzung des nunmehr entstehenden Bestkörpers, soweit die Trompe hierfür
in Betracht kommt. Inzwischen wirkt der immer noch zunehmende Druck der Gehäuseflüssigkeit
auf die Wände der Äußeren Membran und bereitet deren Beißen vor, da ein weiteres Vorrücken des
Spermaschlauches nicht mehr möglich ist.
Die vierte Periode beginnt damit, daß die Äußere Membran gerade unterhalb der Stelle, wo
das Ende des Spermaschlauches jetzt liegt, der Quere nach durchreißt. Die Gehäuseflüssigkeit dringt
hervor. Der Innendruck, den sie hervorrief, ist verschwunden. Ein Vorrücken des Spermaschlauches
oder eine weitere Einbohrung findet nicht mehr statt. Der ganze Prozeß ist beendigt. Das leere Gehäuse
wird weggespült. Seewasser dringt in den nunmehr offenen Kanal des Spermabehälters ein; der darin
befindliche Spermaschlauch quillt auf und die Spermatozoen beginnen in die Mantelhöhle auszu wandern.
Die unmittelbaren Besultate der vierten Periode sind: 1. Der genannte Spermabehälter, eingebohrt
und angeheftet durch den Anker, eingeklebt durch die Substanz des konischen Körpers,
endlich noch mehr fixiert durch die Durchbohrung des letzteren durch den cylindrischen Abschnitt;
in seinem freien Teil begrenzt durch die „Äußere Membran“. 2. Ein Bestkörper, bestehend aus dem
leeren Gehäuse mit dem Endfaden und der anhängenden und umgestülpten leeren Trompe, zu innerst
die „Äußere Membran“ bis zu ihrem Bißpunkt, zu äußerst das faltige äußere Blatt der Inneren Membran,
mit dem peitschenförmigen Anhang der zusammengeschnurrten granulierten Schicht, und
distalwärts verlängert um das Stück des „äußeren Blattes“, welches früher an der Basis des konischen
Abschnitts der Flasche befestigt war (Taf. XXII, Fig. 12).
Die bei 1. beschriebenen Körper sind es, die man in der Mantelhöhle der Weibchen angeheftet
findet. Die Festheftung bei dem Weibchen wurde nicht untersucht. Dagegen konnte ich beobachten,
daß die explodierenden Spermatophoren durch den Klebstoff des kegelförmigen Körpers ziemlich fest
am Objektträger haften blieben. Die gegebene Darstellung ist, wie am Anfang erwähnt, zum Teil nach
Präparaten und lückenhaften Zeichnungen kombiniert; sie mag im einzelnen Fehler enthalten. Einige
Punkte des Mechanismus sind unklar geblieben. Überraschend ist der anscheinend streng physikalische
Verlauf der betreffenden Vorgänge in Hinblick auf die hohe „teleologische“ Bedeutung derselben.
Bossia macrosoma. Explosion. Taf. XXIII, Fig. 20, 21.
Um einen Vergleich zu ermöglichen, berichte, ich hier kurz über den Verlauf der Explosion
bei Bossia macrosoma nach der vortrefflichen Untersuchung von Bacovitza. Dieser unterscheidet
bei der Explosion der Spermatophore von Bossia vier Perioden:
1. Periode: Vollständige Umstülpung des projektilen Schlauchs (mit Ausnahme des „faux
bovau“, Bildung des sekundären Spermabehälters und Einbohrung desselben unter die Haut.