bläschen und werden schließlich resorbiert. Währenddem sollen neue Spermien eindringen, denen
das gleiche Schicksal wie den ersten widerfährt. Die von mir in Zusammenhang mit der Dotterbildung
gebrachten, das Keimbläschen umgebenden Tröpfchen und Vakuolen werden als ein Kranz
von deformierten Spermatozoen aufgefaßt, deren jedes in einem kleinen hellen Hof von Cytoplasma
liegt. Während ich in jenen stark färbbaren Tröpfchen aus dem Kern austretende „Dotterbildungssubstanz“
sah, glaubten V a n Ga v e r u n d S t e p h a n einen Stoffwechsel in umgekehrter
Richtung annehmen zu müssen zwischen den vermeintlichen modifizierten Spermaelementen und
dem Eikern, indem Chromatingranula (des granulations chromatiques), die von den Spermien herrühren,
in den letzteren eindringen, um später jedoch völlig zu schwinden.
Die Verfasser möchten vermuten, daß die eingedrungenen Spermatozoen die Eizellen nicht
etwa besamen, sondern daß sie vielmehr zur Ernährung der heranwachsenden Oocyten dienen, ähnlich
wie es I w a n z o f f 1897/98 bei von ihm künstlich befruchteten unreifen H o l o t h u r i e n eiern
beobachtete. Sie weisen auch auf die etwas ferner liegende Analogie hin, die die H i r u d i n e e n,
gewisse H em i p t e r a h e t e r o p t e r a , eine A c a r i n e, Caroinus maenas und Crapsus varius
bieten, indem bei diesen Tieren das Sperma im weiblichen Tier erst angehäuft wird, um dann durch
spezielle Organe, die Eileiterzellen oder die Follikelzellen, resorbiert zu werden, und zwar zum Zwecke
der allgemeinen Ernährung des weiblichen Organismus und so indirekt auch der heranwachsenden
Eier. Auch an die sogenannte „physiologische Polyspermie“ erinnern die Verff., die darauf beruht,
daß in telolecithale Eier mehrere Samenfäden eindringen, von denen aber nur eines zum männlichen
Vorkern wird, während alle ändern von dem Ei assimiliert werden. Ferner vergleichen die Verff.
die aus den umgebildeten Spermien ihrer Auffassung hervorgehenden Modifikationen mit den als
Dotterkem beschriebenen Gebilden.
Wenige Monate später (19. Februar 1907) änderten V a n Ga v e r u n d .S t e p h a n, die
unterdessen von meiner Mitteilung Notiz genommen hatten, in der gleichen Zeitschrift Tome 62
S. 321, ein wenig ihre Auffassung, indem sie die von mir beschriebene Art der Dotterbildung als die
tatsächlich vorhandene zugeben. Dagegen halten sie nach wie vor an der Annahme einer Polyspermie
und der damit verbundenen Assimilation der Spermien fest. Sie betonen, daß sie in a l l en
Eizellen der Wachstums- und Dotterbildungszone Spermatozoen angetroffen haben, und führen
als Beweis der Polyspermie das Vorkommen von zwei Spermatozoen in einem Ei an, sowie die Tatsache,
daß in allen jungen Oocyten nur der Kopf des Spermiums, in den am Ende der Dotterbildung
stehenden aber ein ganzes Spermatozoon mit seinem ungeheuren, in der Nähe der Peripherie der
Eizelle aufgerollten Schwanzfaden zu erkennen sei. Derartige Bilder wie die letztgenannten waren
mir nicht zu Gesicht gekommen, und wir werden später sehen, was es hiermit auf sich hat. Schließlich
bestreiten die beiden Verff. auch die von mir beschriebene Verdickung der Eihaut nach dem Eindringen
des ersten Samenfadens. Abbildungen sind den beiden Arbeiten der Verff. nicht beigegeben, doch
wird auf eine spätere ausführliche Arbeit hingewiesen, von deren Erscheinen mir aber bis zur Stunde
nichts bekannt ist.
Nachdem nun zuerst durch mich, dann durch V a n Ga v e r u nd S t e p h a n das äußerst
frühzeitige Eindringen von Spermatozoen in die unreifen Oocyten von Saccoci/rrus nachgewiesen war,
interessiert es, daß v o n H o f s t e n (1907) ohne Kenntnis der im Vorstehenden genannten Arbeiten
und Resultate gelegentlich seiner „Studien über T u r b e l l a r i e n aus dem Berner Oberland“
ebenfalls eine „frühzeitige Besamung“ von Eizellen fand, und zwar bei der allöocölen T u r b e l l a r i e
Otomesostoma auditivum Forel und Du Plessis. In einer kurzen Replik auf die von C. H. Ma r t i n
(1907) und B r e s s l a u (1908) gegen diese Tatsache gehegten Zweifel wiederholt v o n H o f s t e n
(1909) dann seine früheren Angaben und stützt sie durch einige neue Befunde. Danach haben wir es
bei Otomesostoma auditivum mit folgender Erscheinung nach den Worten v o n Ho f s t e n s
(1907) zu tun:
„An allen Exemplaren mit entwickelten weiblichen Geschlechtsdrüsen fand ich in den nächsten
Umgebungen der Keimstöcke zahlreiche in den Lückenräumen des Parenchyms aufgespeicherte
Spermatozoen, und weiterhin e in S p e rma t o z o o n im P l a s m a j e d e r K e i m z e l l e
und zwar sowohl in den großen, in deutlichem Keimbläschenstadium befindlichen Oocyten (Fig. 16)
als auch in den jüngeren bis zu den allerjüngsten und kleinsten (Fig. 15). Das Spermatozoon ist
stets mehr oder weniger gebogen und dem Kern dicht angeschmiegt. Der Schwanzfaden läßt sich
nicht unterscheiden und wird daher wahrscheinlich, wenn er überhaupt in die Keimzelle mit eindringt,
schon nach kurzer Zeit resorbiert. Die in den Umgebungen der Keimstöcke befindlichen Spermatozoen
liegen meist frei in den Lückenräumen des Parenchyms, nur ausnahmsweise sind sie in die Bindegewebszellen
oder in die Pharyngealdrüsenzellen eingedrungen.“
Bei den rhabdocölen T u r b e l l a r i e n pflegt die Besamung sonst erst an den ausgewachsenen,
allerdings ungereiften Eiern im Receptaculum seminis, wohin sich diese begeben, n i c h t aber
in den Keimstöcken stattzufinden. Es liegen somit bei Otomesostoma auditivum die gleichen Verhältnisse
vor, wie bei Saccocirrus. Da ihm die betreffenden Mitteilungen über diesen Wurm entgangen
waren, mußte v o n H o f s t e n ebenso wie ich früher und dann auch V a n Ga v e r und
S t e p h a n in einer solchen Erscheinung etwas sehr Ungewöhnliches sehen: ¿|lp aber daß schon die
ganz jungen am Anfang der Wachstumszone befindlichen Oocyten zur Aufnahme der Spermatozoen
befähigt sind, das steht, soweit mir bekannt, im ganzen Tierreich ohne Gegenstück da.“
Auch 1909 ist v o n Ho f s t e n noch dieser eben ausgesprochenen Ansicht. Er führt die
Angaben des bekannten Lehrbuchs von Ko r s c h e l t u n d H e i d e r (1903) über die Zeit des
Eindringens des Spermatozoons in das Ei an und bemerkt dazu noch folgendes, das hier wörtlich
mitgeteilt werden soll, da es auch für unseren Fall von Bedeutung ist: „Auch in den verhältnismäßig
seltenen Fällen, in denen die Besamung schon vor Beginn der Reifungsteilungen erfolgt, befindet
sich die Eizelle nach früheren Befunden dabei stets am Ende ihrer Wachstumsperiode und hat ihre
definitive Größe erreicht; sie befindet sich also im voll ausgebildeten Keimbläschenstadium und ist
ihrer Struktur nach zu den Reifungsteilungen bereit. Die besamte Eizelle ist in diesem Falle also
nach der sehr wechselnden Nomenklatur als „herangewachsene Oocyte I. Ordnung“, „Eimutterzelle“,
„Eigroßmutterzelle“ oder „Vorei“ zu bezeichnen. Ein noch früherer Eintritt des Spermiums
in die weibliche Geschlechtszelle ist nach der Literatur in keinem Falle beobachtet worden und ist
ja auch von vornherein recht unwahrscheinlich.“
Von Hofsten beantwortet drei sich aus seinem Befund ergebende Fragen in folgender Weise:
— Woher stammen die besamenden Spermatozoen? Wohl immer aus dem gleichen Tiere
wie die Eier; in einem Falle war das ganz sicher nachzuweisen. Wir haben es demnach bei dem
zwittrigen Otomesostoma auditivum mit einer S e l b s t b e f r u c h t u n g zu tun. (Bei dem getrenntgeschlechtlichen
Saccocirrus sind es die in das Receptaculum aufgenommenen Spermien eines
Individuums des ändern Geschlechts.)
— Wie sind die Spermatozoen in das Ovarium gelangt? Unter Durchdringung des Parenchyms
aus den Hodenfollikeln.