schon verlangsamen. Ferner ist zu bedenken, daß die Reaktionsgeschwindigkeit ja wesentlich von
der Intensität der Adsorption abhängt. Diese nimmt nun aber, wie wir oben sahen, mit, steigender
Temperatur ab, wodurch der Temperaturkoeffizient verkleinert werden muß. Selbst wenn man also
durch Evakuieren und Schütteln für möglichste Konstanz der K-Werte sorgt, läßt sich über die
wahre Höhe des Temperaturkoeffizienten nichts Sicheres aussagen.
W i r k u n g des A l t e r n s de r E e r m e n t l ö s u n g .
Durch Änderung der Adsorptionsverhältnisse läßt sich vielleicht auch die bei verschiedenen
Fermentlösungen beobachtete Tatsache erklären, daß bei längerem Stehen im Eisschrank die Aktivität
abnahm. Da die Extrakte ja sehr verunreinigt sind, so liegt es nahe, anzunehmen, daß auch zufällige
Beimengungen von den aktiven Teilchen adsorbiert werden und dadurch ihre Reaktionsfähigkeit
herabsetzen. Für diese Auffassung spricht, daß ein solcher Einfluß des Alterns durchaus unregelmäßig
auftrat, bei vielen Lösungen noch nach Tagen nicht zu bemerken war, bisweilen die Abnahme
kontinuierlich, in ändern Fällen plötzlich sprungweise vorschritt usw. Gleichzeitig beobachtete man
dann, besonders deutlich an Raupen- und Pilzextrakten, daß mit der Abnahme der Aktivität eine
Besserung der Konstanz Hand in Hand ging, was durch verminderte Adsorptionsfähigkeit ja leicht
erklärbar ist.
E i n f l u ß de r Be s t r a h l u n g .
Mit unsrer Theorie stimmt endlich auch die Tatsache gut überein, daß die Fermentlösungen
durch Bestrahlung an Aktivität verlieren. Es liegen darüber bereits Angaben von Wo. Ostwald vor,
der den zerstörenden Einfluß des Sonnenlichtes zur Begründung seiner Theorie vom Zusammenhang
der Katalase mit den phototropischen Reaktionen benutzte, und von Zeller und Jodlbauer, welche
eine Quarz-Quecksilberlampe als Lichtquelle verwendeten. Auch wir konnten damit einen deutlichen
Aktivitätsrückgang bei allen untersuchten Fermentlösungen feststellen, am geringsten war er dort,
wo, wie bei Raupen- und Puppenextrakten, die stark gefärbte Lösung die Wirkung der Strahlen
hemmte. Zugleich mit der Schwächung trat stets eine deutliche Trübung auf, die bei längerer Einwirkung
in eine ausgesprochene Ausflockung überging (vgl. Tab. 35 und 36). Die Erscheinung läßt
sich also durch eine Ausfällung der kolloidalen Lösung erklären, wie sie schon öfter bei Bestrahlung
festgestellt worden ist. Die Erklärung der Aktivitätsabnahme bietet dann nach der Adsorptionstheorie
keine Schwierigkeiten.
Schlußfolgerungen.
1. Eine Übersicht der in den vorhergehenden Abschnitten zusammengestellten Versuche ergibt
zunächst, daß die Katalasen verschiedenster Herkunft, aus Pflanzen- wie Tiergeweben, sich im Verlauf
der von ihnen ausgelösten Reaktion prinzipiell gleich verhalten. Diese Tatsache, für welche
hier die Belege nicht in extenso gegeben werden konnten, geht z. B. schon aus dem gleichartigen
Verhalten gegen Säure und Alkali hervor (vgl. Tab. 23—30). Dieser Befund ist insofern von Interesse,
als nach den Arbeiten früherer Autoren eine so weitgehende Übereinstimmung nicht-zu erwarten
war. In unserer I. und II. Mitteilung in der Zeitschrift für physiologische Chemie sind die Ergebnisse
und Methoden der früheren Autoren ausführlich diskutiert, weshalb wir hier uns ein Eingehen auf
diese Verhältnisse ersparen. Die Gründe für die abweichenden Befunde liegen zum Teil in der abweichenden
Methodik der einzelnen Autoren, zum Teil sind sie uns jedoch bisher unerklärlich geblieben,
da wir am gleichen Material unter den gleichen Bedingungen zu ändern, mit unsern sonstigen
Resultaten viel besser harmonierenden Ergebnissen gelangten. Gerade in diesem Nachweis gleicher
Wirkung der verschiedenen Extrakte, welche die Annahme verschiedener „Katalasen“ zum mindesten
unnötig macht, erblicken wir ein wichtiges Ergebnis unserer Untersuchungen.
Die Abweichungen, welche die einzelnen Fermentlösungen zeigen, lassen sich vom Standpunkt
der Adsorptionstheorie leicht erklären. Die wichtigste ist die Verschiedenheit im absteigenden
Gange der K-Werte. Es zeigt sich, daß die Stärke des Ganges in hohem Maße abhängt von der
Intensität der Adsorption, d. h. von der Aktivität der Extrakte. So zeigen vor allem die Gewebs-
extrakte von Raupen und Puppen verschiedenster Herkunft bei großer Aktivität einen starken Gang,
während die sehr wenig wirksamen Extrakte von Hefe und Gerste auffallend gute Konstanz der
K-Werte ergeben. Es ist ja sehr wahrscheinlich, daß einer starken Adsorptionsfähigkeit für den
reagierenden Stoff (H20 2) auch eine solche für das Reaktionsprodukt (02) parallel gehen wird. Die
gleichen Extrakte zeigen ferner meist besonders starke Empfindlichkeit für alle Einflüsse, welche das
Adsorptionsvermögen verändern. Es sind also die „starken“ Fermente empfindlicher gegen Säure
und Alkali als die „schwachen“. Außerdem sind sie unberechenbaren Veränderungen innerhalb des
Systems viel mehr unterworfen, man findet also sehr oft die Erscheinung des „Alterns“ der Lösung.
Besonders ausgeprägt zeigt sich diese bei dem stärksten Ferment pflanzlicher Herkunft, den Pilz-
preßsäften. Dort führte diese Labilität dazu, daß Extrakte, welche nur kurze Zeit, oft nur wenige
Stunden, gestanden hatten, besonders bei Zimmertemperatur, ihre Aktivität völlig verloren. Wir haben
aber auch Fälle beobachtet, wo ein solcher Extrakt aus dem gleichen Material (Wiesenchampignon)
nach anfänglicher starker Abnahme sich auf einen noch ziemlich hohen Wert einstellte und ihn bei
wochenlangem Aufbewahren annähernd beibehielt, selbst beim Stehen im Zimmer. Wir haben daher
unsere anfängliche Vermutung, es könne sich bei dieser rapiden Abnahme der Pilzkatalase um Zerstörung
durch Vermischung mit einem ändern Ferment, evtl. einer Endotryptase, handeln, auf-
gegeben und sehen die Ursache auch hier in einer Systemänderung, welche die Reaktionsfähigkeit
mit H20 2 herabsetzt und ihrerseits vielleicht bedingt ist durch Adsorption von anderen Stoffen aus
dem ja sehr unreinen Preßsaft.
Wie sehr dieser Gang oft von zufälligen Beimengungen abhängt, zeigt in interessanter Weise
das Beispiel zweier Tritonarten. Bei Triton cristatus ergaben die Extrakte der Geschlechtsorgane,
besonders des <$, wie Tab. 7 zeigt, in allen Fällen einen sehr starken Gang, der schon nach einer Reaktionszeit
von 40' zu fast völliger Inaktivierung der Lösung führte. Bei dem nahe verwandten Triton
alpestris dagegen zeigte sich bei mehreren Versuchen nur ein geringer Gang, der etwa dem bei den
Froschextrakten entsprach.
Es ist hiernach nicht überraschend, daß auch die starken Fermente bei Parallelversuchen viel
öfter abweichende Anfangs-K-Werte liefern, da ja die Herabsetzung der Aktivität durch Adsorption
in ihrer Schnelligkeit von unbestimmbaren Faktoren abhängt.
Aus ähnlichen Gründen ist es verständlich, daß relativ reine Lösungen, besonders Extrakte
von Alkoholfällungen, eine größere Regelmäßigkeit im Reaktionsablauf zeigen, obwohl die Stärke
des Ganges dabei unverändert fortbesteht, eventuell sogar zunimmt. Es wird eben der unberechenbare
Einfluß der Verunreinigungen mehr in den Hintergrund gedrängt.
Die absolute Höhe der K-Werte, welche sich ja durch Verdünnen der Lösung beliebig