Für die exkretorische Tätigkeit sprechen auch zugleich die erwähnten Konkremente im Ovarium
in der unmittelbaren Umgebung des dasselbe durchziehenden Kanals und in den Wänden des Kecepta-
culums, sowie der Wimperbesatz der Kanalwände.
Auch die Tatsache, daß das Ovarium und besonders wieder dessen Keimlager sich in die unmittelbare
Nähe des Ken»la begibt, scheint mir ein Beweis dafür zu sein, daß wir es hier mit einem Nephri-
dium zu tun haben, denn bei sehr vielen Anneliden triflEt man die Gonaden ihrer Lage nach in engem
Zusammenhang mit den Exkretionsorganen.
Endlich tritt bei einem Vergleich mit den echten Exkretionsorganen von Sacc. major in den
vorderen geschlechtslosen Segmenten die Ähnlichkeit zwischen diesen und dem in Bede stehenden
Kn,ml SO deutlich hervor, daß mir die größte Wahrscheinlichkeit dafür vorhanden zu sein scheint,
daß der sich zum Receptaculum erweiternde Gang ein teilweise umgewandeltes Exkretionsorgan ist.
Im folgenden sollen deshalb kurz jene Nephridien in den vorderen Segmenten besprochen
werden, wobei sich in dem Bau dieser Organe ein Unterschied zwischen Saas, papillocercus und Saue,
major ergeben wird. Auf den Bau der echten Nephridien in den vorderen Segmenten von Sacc. major
läßt sich nämlich jener Kanal in den Geschlechtssegmenten der Weibchen zurückführen. Die0jiter-
suchung der Exkretionsorgane fordert dann schließlich noch zu einer Betrachtung über das Verhältnis
der Geschlechtsausführgänge zu diesen heraus.
Bemerkungen über die Exkretionsorgane und dasVerhältnis der Geschlechtsausführgänge zu ihnen.
Die Nephridien von Sacc. papillocercus.
Ober die Exkretionsorgane in den vorderen geschlechtslosen Segmenten von Sacc. jmpillo-
cerrns hat G o o d r i c h (1900) kurz berichtet: „Small-funnelled nephridia are found imböth sexes
in the segments of the oesophageal region, beginning after the first bundle of chaetae (fig.- 15). But
whereas in the male they open dorsally, at the level of the penis in the more posterior segments, in
the female they open ventrally as in the genital segments.
In bezug auf diese Organe bei den männlichen Würmern ist hinzuzufügen, daß die-Wände des
Nephridialkanals aus Zellen mit dicht granuliertem und an Exkretkömchen reichem Plasma bestehen.
Jedes dieser Exkretionsorgane beginnt mit einem Wimpertrichter, der in die Darmkammer der Leibeshöhle
mündet, durchbricht das betreffende Dissepiment und zieht ähnlich, wie wir es von dem Ovidukt
der Weibchen kennen lernten, als gerader Kanal in dem dorsalsten Winkel der Seitenkammer des
Cöloms nach hinten. Dann aber biegt er rechtwinklig um und läuft als dünnwandiger Gang durch
die Hypodermis, um also direkt unter der Seitenlinie, die durch die Ansatzstellen der Transversal-
muskeln gebildet wird, sich ins Freie zu öffnen.
Den Organen der männlichen Tiere sind die der weiblichen in ihrem von der inneren Mündung
bis an das hintere Ende des 'geradlinigen Kanals reichenden Hauptteil des Verlaufes völlig gleich.
Nach der eben zitierten Angabe von G o o d r i c h soll von dieser Stelle aus der Nephndial-
kanal genau so wie der Ovidukt zwischen Körperwand und Längsmuskulatur nach abwärts verlaufen,
u m in der gleichen Gegend zu münden, wie jener. Es ist mir leider nicht möglich gewesen, diesen
letzten Teil des Kanals auf meinen Schnitten einwandfrei festzustellen; doch muß hier hinzugefügt
werden, daß es mir auch nicht gelungen ist, eine andere, direkte Ausmündung, etwa so wie bei den
männlichen Würmern zu finden. Wir müssen somit die Angabe Go o d r i c h s als zurecht bestehend
annehmen. P i e r a n t o n i hat leider die Exkretionsorgane von Saccocirrus nicht untersucht,
so daß er hier nicht zu Rate gezogen werden kann. Wie wir nämlich bald sehen werden, ist die von
G o o d r i c h angegebene Lage der weiblichen Nephridialmündung von einiger Bedeutung für die
Beurteilung des Verhältnisses der Geschlechtsausführgänge zu den Exkretionskanälen von Saccocirrus.
Das Lumen des Nephridialkanales in den vorderen Segmenten von Sacc. papillocercus hat
einen Durchmesser von ca. 6—8
Die Nephridien von Sacc. major.
Bei der größeren Art, Sacc. major, sind die Nephridien in den vorderen geschlechtslosen
Segmenten etwas komplizierter als bei Sacc. papillocercus. Sie sind hier aber bei beiden Geschlechtern
fast ganz übereinstimmend gebaut.
An der gleichen Stelle wie bei Sacc. papillocercus, also in der Darmkammer des Cöloms beginnen
sie mit einem Wimpertrichter (Fig. 16, Taf. XXVI) und laufen nach Durchdringung des Septums zunächst
wie bei jener Art geradlinig
nach hinten. Dann aber biegen
sie nach innen um und beschreiben
bei den männlichen
Individuen zuerst einen U-förmigen
Bogen, darauf eine S-förmige
Schlinge. In Fig. 17 sind
einzelne Abschnitte dieser
Schlingen auf dem Schnitt getroffen.
Der Kanal liegt inter-
cellulär, und die großen kubischen
Wandzellen der einzelnen
Schlingen bilden alle zusammen
eine einheitliche, kompakte
Masse, ähnlich wie wir
es schon bei den Spermadukten
dieser Form kennen lernten
(vgl. Textfig. 1). Während der
Fig. 3. N e p h r i d i u m a u s e in em d e r g e s c h l e c h t s l o s e n S e g m e n t e d,es horizontal verlaufende Teil des
V ö r d e r e n d e s e i n e s <? v o n S a c c . m a jo r . Rekonstruiert nach einer Schnitt- . . . , ..
serie. D ie Sei,liegen des Kanals liegen in Wirklichkeit nicht in einer Ebene. NepbricUalkanals kellere, nur
mit fein granuliertem Plasma
erfüllte Wandzellen besitzt, treten in dem geknäuelten Teile des Nephridiums wieder deutliche
Exkreteinschlüsse auf. Auch sind die Wandzellen undurchsichtig und führen ein grobgekörneltes
Plasma. Der ganze geknäuelte Abschnitt liegt in der Seitenkammer der Leibeshöhle und zwar dicht
unter den Transversalmuskeln. Textfig. 3 zeigt ein solches Exkretionsorgan im ganzen. Dort ist auch
die äußere Mündung ersichtlich, die sich in der gleichen Gegend befindet wie der geknäuelte Kanalabschnitt
und auch äußerlich an derselben Stelle liegt, wie das gleiche Organ bei den Männchen von
Sacc. papillocercus.
Zoologien. Heft 67. Rsf