übernehmen hat, das am Stumpf dieses Cörmopoden sitzt, und das doch wohl einer gewissen
kräftigen Vaskularisierüng bedarf.
Eine Abdominalarterie ist bei den Mysidaceen nicht vorhanden oder wenigstens bisher nicht
nachgewiesen. Sind also in der Verzweigung der Aorta bei Mysidaceen und Euphausiaceen einerseits
und Decapoden andererseits Unterschiede vorhanden, so kann man doch die beiden Gefäße als homolog
betrachten. Der Durchtritt der Aorta bei den Decapoden durch das Bauchmark müßte dann dem
mittleren Aste bei Mysidaceen und Euphausiaceen entsprechen, während der vordere und der hintere
Ast verloren gegangen ist.
Haben wir in der Art der Verzweigung der Aorta descendens bei den Euphausiaceen gewisse
Mysidencharaktere, durch die sie sich von den Decapoden unterscheiden, so sind doch beträchtlicher
die Differenzen mit der ersten und die Ähnlichkeit mit der zweiten Gruppe.
So zeigt bei Euphausia das Herz durchaus den gedrungenen Typus des Decapodenherzens im
Gegensätze zu dem viel längeren, spindelförmigen Herzen der Mysidaceen. Aber auch das Innere
des Herzens stimmt mit dem der Decapoden überein. Hier wie dort finden wir das dichte Netzwerk
von Muskeltrabekeln, das dem Herzen der Mysidaceen völlig fehlt. Bei ihnen"dst das Herz nur ein mit
ringförmigen Muskeln umgürteter Schlauch. Bei Euphausia sowohl, wie bei den Decapoden vermissen
wir weiterhin völlig die drei unpaarigen Arterien, die von der Ventralseite des Herzens
hintereinander in' der Medianen abgehen und an deren Stelle ist bei beiden Gruppen -eine paarige
Leberarterie getreten.
In einem jedoch unterscheiden sich die untersuchte Euphausia superba sowohl von den Mysidaceen
wie von den Decapoden, das ist in der Verdoppelung der Aorta posterior. Freilich darf man
den Befund nicht auf alle Euphausiaceen verallgemeinern: Bei Stylocheiron fand sMChun nicht
und Beobachtungen an lebenden Stylöcheironarten zeigten mir ebenfalls, daß hier in der Tat nur eine
einfache Aorta posterior- vorhanden ist. Dagegen konnte ich Verdoppelung feststellen bei der
häufigen Euphausia krohni Brandt (pellucida auct.) des Mittelmeeres, sowie bei Nematoscelis
megalops G. 0. Sars und Meganyctiphanes norvegica M. Sars.
Wie erklärt sich die Verdoppelung bei diesen Formen?
Bei einer Anzahl von Decapoden finden wir, wenn auch nicht dasselbe, so doch etwas ähnliches,
nämlich eine Teilung der Aorta posterior bei ihrem Verlauf durch den Hinterleib. Es sind hier
zunächst die Brachyuren, die eine solche Teilung zeigen! Diese dürfen wir aber nicht in Parallele mit
den Verhältnissen bei Euphausia bringen. Die Aorta posterior ist hier ein sehr schwaches Gefäß,
das noch nicht einmal die Hauptrolle bei der Blutversorgung des an und für sich ja schon wenig
voluminösen Abdomens besitzt, sondern sie an die Arteria abdominalis abgetreten hat. Die Verzweigung
ist hier dadurch zu erklären, daß bei der Abflachung des Hinterleibes die Arteria posterior
aus ihrer Position von der Dorsalseite des Darmes gewichen ist und sich diesem zur Seite gelagert
hat. Nun müßte jedes Seitengefäß, das die Aorta nach der anderen Seite des Abdomens schickt,
seinen Weg über den Darm hinweg nehmen, und gewissermaßen um diesen Umweg zu vermeiden
ist die Gabelung der Aorta eingetreten, infolge der dann jederseits des Darmes ein Längsgefäß verläuft.
Eine Gabelung der Aorta und zwar schon ziemlich bald nach ihrem Ursprünge findet sich
aber weiterhin bei Paguriden. Bei diesen ß t keine Abdominalarterie vorhanden. Die Aorta
posterior muß infolgedessen die ganze BlutversoTgung des Abdomens übernehmen. In dieser starken
Inanspruchnahme finden wir den Grund für ihre Verdoppelung. Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse
bei den Euphausiaceen. Zwar ist hier eine Abdominalarterie vorhanden, doch fällt dieser
eine Aufgabe zu, die dem entsprechenden Gefäße bei den Decäpoden fehlt. Sie hat nämlich die
Leuchtorgane des Abdomens zu versorgen. Ihr ganzer Blntstrom wird offenbar hierfür verwandt:.'es
gelang mir nicht nennenswerte 'Seitenzweige, die: etwa in die Muskulatur des Abdomens verliefen,
bei ihr wahrzunehmen.. So hat denn auch hier in der Tat die Aorta posterior die Blutversorgung
des ganzen Abdomens mit seiner bei den pelagisch lebenden Euphausiaceen üb gewaltigen Muskulatur
zur Aufgabe. Auch sie, ist sehr stark in Anspruch genommen, so daß Sin einzelner Ast
nicht mehr ausreichen würde und eine Verdoppelung eintritt.
Nun wird man sich freilich fragen, warum siel: diese. Verdoppelung nicht auch bei Stylocheiron
findet: Diese Gattung besitzt. nicht' wie Euphausia an v i e r Abdominalsegmenten, sondern
nur an dem e r s t e n ein Leuchtorgan, sjji.daß dlöi hier die Abdöminalarterie noch einen Teil'der
Blutversorgung des Abdomens übernehmen kann und die Aorta posterior wiederum nicht mehr so
stark in Anspruch genommen ist, daß eine Verdoppelung nötig wäre:
Bassen wir nun noch einmal die Ergebnisse des Vergleiches kurz zusammen: Die nahe Verwandtschaft
der drei Gruppen Mysidacea, Euphausiacea' und Decapoda dokumentiert sich durch
manche Übereinstimmung in den Kreislauf Verhältnissen-(Aorta öephälipa, Arteriae laterales antorreresi
Aorta descendens). Näher als den Mysidaceen stehen die Euphausiaceen den Decapoden (Bau des
Herzens, paarige Leberarterie, Fehlen der drei unpaaren Arterien am Grunde des Herzens, Abdominalarterie).
Aber immerhin sind bei ihnen auch Mysidaceencharaktere zu konstatieren! (Gleiche Anordnung
in der Aorta descendens und den Arteriae laterales posteriores zueinander und, als ein Merkmal, dessen
Wichtigkeit nicht zu unterschätzen ist, gleiche Anordnung der Verzweigung der Aorta descendens.)
II. Der V erdauungstraktus.
Über den Verdauungstraktus der Euphausiaceen liegen nur Angaben von Chun und von
G e 1 d e r d (1909) vor. Auf die Besultate, die sie erhalten haben, komme ich weiter unten zurück
und will mich zunächst daran begeben, die Ergebnisse meiner Untersuchungen zu schildern. Der
Magen der Euphausiaceen ist ein höchst kompliziertes Gebilde, wie der Krebsmagen überhaupt.
Das Literaturstudium über den Bau des Magens bei, den Verwandten Gruppen hat mir nun gezeigt,
wie außerordentlich schwierig es ist, die verwickelten Verhältnisse zu schildern, daß sich der Leser
ein anschauliches, plastisches Bild zu machen vermag.. Ich will aus diesem Grunde im folgenden
weder Worte noch Abbildungen sparen, iim möglichst klar zu werden! Wiederholungen, die sich
dabei nicht vermeiden lassen, halte ich durchaus für keinen Nachteil.
Wie allgemein bei den Malakostraken, kann man bei den. Euphaufetoeen einen Vorderdarm,
bestehend aus einem kurzen Oesophagus und einem sackförmigen Magen,iSnen kurzen Mitteldarm,
in den die großen als Leber bezeichneten Drüsen einmünden, und einen geradlinig bis zum After verlaufenden
Enddarm unterscheiden.
1. Der Vorderdarm.
öffnet man ein Exemplar von Euphausia superba durch Abpräparieren der Seitenwand des
Körpers, so fällt vor allem die mächtig entwickelte Leber auf. Vor ihr liegt der Magen als ein schräg
nach vorn abwärts sich neigender Sack, dessen hinteres Ende noch zwischen den beiden seitlichen
Partien der Leber verschwindet. Er ist nicht besonders ausgedehnt und reicht mit seinem Hinterteile
nur etwa bis in die Höhe des ersten Cormopoden.