werter Beitrag zu dem von mir behandelten Thema angesehen werden kann, und sie war in erster
Linie die Veranlassung, daß ich die Gelegenheit, einen Vertreter der Gattung Pectinatella in
bezug auf die Statoblasten untersuchen zu können, ergriff.
Was K r a e p e l i n im zweiten Teil seiner Bryozoen-Monographie beigebracht hat, betrifft
so späte Stadien, daß es für die Beurteilung der Entwickelung ohne Belang ist. Immerhin sei hier
darauf hingewiesen. Meine eigenen Befunde werden von Kraepelin fast durchweg als trügerisch
dargestellt.
Material und Methoden.
Über die Herkunft der Statoblasten und ihre technische Behandlung ist in den Figurenerklärungen
das für den einzelnen Fall Gültige gesagt worden, so daß hier nur allgemeinere Angaben
erforderlich sind.
Die Statoblasten, deren Keimfähigkeit zuvor durch eine Stichprobe festgestellt war, wurden
in Gefäßen, die etwa 60 g Wasser enthielten, in den Wärmeschrank gebracht und bei einer Temperatur
von durchschnittlich 30° C. sich selbst überlassen. Die Schwankung der Temperatur betrug
etwa y2° aufwärts und abwärts der für den einzelnen Fall angegebenen Höhe.
Nach einer gewissen Zeit, je nachdem der Bedarf es erforderte, wurden einige der keimenden
Statoblasten dem Gefäße entnommen und durch Einwerfen in heiße Sublimatlösung fixiert, und
dies wurde in kürzeren oder längeren Pausen wiederholt, damit die gewünschten Stadien auch wirklich
getroffen würden. In dem erkaltenden Sublimat blieben die Statoblasten eine Viertelstunde oder
länger, jedenfalls bis zum Untersinken. Ohne Zweifel findet ein Eindringen der Lösung in das Innere
der Statoblasten statt, denn das Chitin hat die Eigenschaft, für Wasser durchlässig zu sein, während
es Alkohol abhält. Ob aber, wie ich früher gemeint habe, das Eindringen schon in wenigen Minuten
erfolgt, ist mir fraglich geworden, und ich halte die Wärme in unserem Fall für das eigentlich wirksame
Fixativ. Ein Probeversuch, der bloß mit heißem Wasser angestellt wurde, gab ebenfalls brauchbare
Resultate.
Nach der Fixierung wurde der Statoblast mit dem Rasiermesser angeschnitten, um ihn für
Alkohol und Farbstoffe zugänglich zu machen, und zwar geschah das durch Abtragung eines
Teiles des Randes. Ich habe früher (Untersuch., S. 96) die beim Schwimmen nach oben gekehrte,
flachere Schalenhälfte zur Anbringung des Schnittes empfohlen, weil man hier sicher ist, keine wichtigen
Teile des Inhalts zu verletzen. Dies ist aber eine schwierige Operation, und ich zog es jetzt
vor, lieber ein paar Statoblasten mehr zu opfern und bei der später vorgenommenen Kontrolle die
geeigneten auszusuchen.
Nach dem Anschneiden wurde der Statoblast in der Regel nochmals in Sublimat gelegt und
dann in Alkohol übergeführt. Zur Färbung stand mir bei meiner ersten Arbeit ein sehr schönes,
aus Prof. C h u n s Besitz stammendes Pikrokarmin zur Verfügung, welches die Kerne rot und den
Dotter gelb färbte. Auch die Erhaltung der Gewebe wurde dadurch günstig beeinflußt (Pikrin).
Was ich aber später von Pikrokarminen bekommen habe, war so minderwertig, daß ich auf dieses Gemisch
ganz verzichtet habe. Ich habe j etzt mit alkoholischem Parakarmin nach P. Mayer gearbeitet,
das ich aus der Berliner Filiale von L e i t z bezog und das sich trefflich bewährte. Es gab nahezu
reine Kernfärbung, ohne daß nachträgliche Differenzierung mit Salzsäure nötig war. Diese Bedingung
muß von dem Farbstoff unter allen Umständen erfüllt werden, sonst färbt sich der Dotter so intensiv,
daß weder eine sichere Orientierung des Statoblasten möglich ist, noch, selbst bei günstiger Schnittrichtung,
deutliche Bilder erzielt werden. Ohnehin wurde der Dotter immer noch stärker gerötet
als das gewöhnliche Zellplasma, aber die eingelagerten Kerne traten doch deutlich genug hervor.
Der Erfolg scheint wesentlich davon abzuhängen, daß das Karmin eine gewisse Reife hat. Eine
frisch gekaufte Lösung, die ich anfangs für unbrauchbar hielt, weil sie diffuse Färbungen gab, wurde
nach einigen Wochen gut und mit den Jahren
eher besser als schlechter.
Da der Dotter dem Eindringen von
Flüssigkeit einen starken Widerstand bietet, so
ist die Behandlung der Statoblasten ziemlich
langwierig. Gefärbt habe ich in der Regel
24 Stunden.
Nach gründlichem Entwässern wurden
die Statoblasten in Zedernholzöl übergeführt
und bei möglichst intensiver Durchleuchtung
gezeichnet. Nur die frühesten Stadien, die
noch radiär gebaut sind, lassen vom Inhalt
nichts erkennen, und hier ist eine genauere
Orientierung auch nicht erforderlich. Sobald
aber die bilateralen Differenzierungen eingetreten
sind, ist eine Orientierung auf Grund
vorher entworfener Skizzen, wie etwa der beistehenden
Fig. I, unerläßlich. Der Umriß mit
seinen Besonderheiten und die gewählte Schnittrichtung
Fig. I. Ein zum Einbe tten vorbereiteter S tatoblast von
Pectinatella, angeschnitten, gefärbt und aufgehellt. K Knospe
(etwa w ie Taf. VI, Fig. 28); S r Schwimmring. Der P fe il zeigt
die gewählte Schnittrichtung.
müssen in der Skizze zum Ausdruck kommen, weil dadurch allein bei dem eingebetteten
Statoblasten, von dessen Innerem nichts erkennbar bleibt, die Orientierung ermöglicht wird; auch
diese ist natürlich nur mit Hilfe des Mikroskops auszuführen.
Selbst bei hinreichend differentieller Färbung ist es nicht immer leicht, die inneren Bildungen
des Statoblasten in dem Aufhellungsmittel zu sehen. Ich möchte deshalb darauf hinweisen, daß
die Mischung von 3 oder 4 Teilen Zedernholzöl und 1 Teil Alkohol ein viel größeres Aufhellungsvermögen
besitzt als das reine öl. So lästig es ist, mit diesem hygroskopischen Gemisch, das nur
im verdeckten Schälchen verwendbar ist, zu arbeiten, so hat es mich doch in zahlreichen Fällen zum
Ziele geführt. Man kann sich auch damit helfen, daß man den Statoblasten gleich nach der Übertragung
aus dem Gemisch in das reine öl, also vor dem völligen Entweichen des Alkohols, unter
das Mikroskop bringt.
Im reinen, flüssigen Paraffin blieben die Statoblasten etwa 8—10 Stunden.
Das Schneiden ist wegen der Chitinschale und der Sprödigkeit des Dotters ziemlich schwierig,
aber vielleicht nicht so sehr, als man voraussetzen könnte. Sehr hartes Paraffin ist nicht zu empfehlen,
solches mit 60° Schmelzpunkt dürfte am tauglichsten sein. Dem Messer ist stets die Kante des
Statoblasten entgegenzustellen.
Bau der Statoblasten.
Die äußere Hülle des Statoblasten besteht aus zwei uhrglasförmigen, mit den Rändern aufeinanderliegenden
Schalen (Textfig. II, S), die an der Peripherie von dem aus lufthaltigen Chitin-