Die Gattung Euphemia kann als solche bestehen bleiben, solange nicht Exemplare mit 2 Tentakeln
und getrennten Gonaden, 4 am Schirme und 4 am Magenstiel, gefunden wurden.
20. Eutima gegenbauri Haeokel.
Diese Art wurde am 9. V. 1882 bei Gibraltar in einem Exemplar von 4 mm im Durchmesser
mit 4,5 mm langem Magen und Magenstiel gefangen. Trotz der geringen Größe sind bereits am
Schirmrand 4 Tentakel und 4 intermediäre Tentakelanlagen, 64 Eandhöcker und 8 Eandbläschen
vorhanden. Seitliche Cirren sind vorhanden, aber nicht deutlich ausgebildet. Die unteren Gonaden
sind kurz und dick und nehmen kaum das mittlere Drittel des Magenstiels ein. Ich halte E. gegenbauri
Haeckel (1864) für eine gute Art und betrachte als Synonyme derselben:
Eutima canariensis Haeckel :
Eutima canvpamulata Claus.
Octorchidium tetranema Haeckel
Odorchandra germanica Haeckel
Octorchundra crrientalis Hartlaub.
Allen diesen sind gemeinsam mehr als 4 Tentakel und kurze, dicke Gonaden in der Mitte des
Magenstiels trotz des erheblichen Unterschieds in der Größe von 4—30 mm im Schirmdurchmesser,
bei dem die Eandhöcker von 64 etwa bis 150 zunehmen können, In gleicher Ausbildung wurde die
Meduse in der Nordsee, bei den Canaren im westlichen Mittelmeer und in der Adria angetroffen.
21. Eutima gentiana Haeckel.
Im Oktober 1884 wurde ein Exemplar dieser Art bei Amoy gesammelt, das 7 mm im Durchmesser
groß ist. 8 große Tentakel sind vorhanden; die Zahl der Eandhöcker war nicht festzustellen.
Die Gonaden sind am Schirm in der äußeren Hälfte der Badiärkanäle gut entwickelt, aber nur schwach
am oberen Ende des Magenstiels. Diese Lage der kurzen Gonaden scheint mir anzudeuten, daß es
sich um eine Mißbildung handelt, daß die Geschlechtsprodukte im unteren Teil nicht normal ausgebildet
sind. Bei E. gegenbauri müßten sie in dör Mitte des Magenstiels auftreten. Am 18. Oktober 1884
wurde ein zweites Exemplar dieser Art bei Hongkong'gefunden und im November kämen 4 andere
von demselben Eundort dazu. Das ersteTe von 8 mm im Durchmesser, mit 9 mm langein Magen,
hat außer den 8 normalen Tentakeln noch in zwei gegenüberliegenden Quadranten je einen kleinen
überzähligen Tentakel. Die Zahl der Eandhöcker ist nicht sicher erkennbar. Besser sind die 4 übrigen
Exemplare erhalten. Das größte von 12 mm im Durchmesser hat 17 mm langen Magen und Magenstiel,
8 Tentakeln, 6—10 Eandhöcker im Octanten und lange den größten Teil der Badialkanäle am
Magenstiel einnehmende Gonaden, abgesehen von den Gonaden des Schirms. Cirren sind vorhanden.
Beim zweiten und dritten Exemplar, das 11 mm groß ist und 12 mm langen Magen nebst Magenstiel
hat, finden sich 11—12 Höcker im Octanten und ebenfalls lange Gonaden. Endlich beim vierten Exemplar,
von 10 mm Durchmesser und mit 12 mm langem Manubrium sind 8 Tentakel, 48—80 Eandhöcker
und 8 Eandbläschen vorhanden. Bei einem der letzteren wurden 8 Statolithen sicher gezählt.
Während die Eandbläschen normal adradial liegen, was besonders aus der verschiedenen Zahl der
Bandhöcker zu beiden Seiten derselben zwischen zwei Tentakeln hervorgeht, kommen auch Abweichungen
von der Eegel vor, so daß einmal bei diesem Exemplar eine Statocyste dicht neben dem
Tentakel bemerkt wurde, ohne dazwischenliegende Eandhöcker, wie es B i g e 1 o w für E. lactea
abbildet.1) Die Randhöcker sind mit seitlichen Cirren versehen und die Gonaden erstrecken sich
über die ganze Länge des Magenstiels. Alle 6 Exemplare stimmen untereinander gut überein, ebenso
mit dem Originalexemplar von Eutima levuka Ag. und Mayer und auch mit der Abbildung, die Maas
in den Medusen der S i b o g a - Expedition davon gibt, dagegen nicht mit E. levuka nach B i g e 1 o w
in den Medusen des ,,A 1 b a t r o ß“ 1909. Sie unterscheiden sich, abgesehen von der oben erwähnten
Mißbildung, durch die langen, den größten Teil des Magenstiels einnehmenden Gonaden von der
europäischen E. gegenbauri. Obwohl ich nicht verkenne, daß es mißlich ist, die Länge der Gonaden
als Artmerkmal zu verwenden, scheint dieses hier doch gestattet, da das Merkmal bei jungen Tieren
von 10 mm Schirmbreite schon deutlich ist und die Länge der Gonaden bei E. gegenbauri sich trotz
des Heranwachsens von 4—30 mm entsprechend gleich bleibt. Mit dieser Art müssen also E. levuka,
die A g a s s i z und Ma y e r 1898 von den Fidjiinseln beschrieben, und auch Eutimeta lactea identifiziert
werden, obwohl B i g e 1 o w; bei letzterer keine Cirren an Tentakeln und Randhöckern gefunden
hat, denn diese sind oft schwer zu sehen. Er weist schon auf die Ähnlichkeit dieser Meduse mit
E. gentiana Haeckel hin und ich muß diesen Namen annehmen, obwohl die Meduse seit H a e c k e l ’s
erster Beschreibung im Atlantischen Ozean nicht wiedergefunden ist. Es ist immerhin möglich,
daß ihm ein monströses Exemplar von E. gegenbauri Vorgelegen hat, da der Schirm eigentümlich
geformt ist, aber die von H a e c k e l gegebene Diagnose trifft für E. levuka und wahrscheinlich auch
für E. lactea zu.
Zu E. gentiana könnte auch noch E. variabüis Mc Crady gerechnet werden, falls es sich erweist,
daß mehr als 8 Randbläschen nur ausnahmsweise auftreten.
22. Eutima mira Mc Crady.
Zusammen mit der vorigen wurden bei Amoy im Oktober 1884 zwei kleine Exemplare von
Eutima von 5 mm Schirmbreite gefunden, welche 4 Tentakel ohne jede Anlage weiterer Tentakel,
etwa 100 Randhöcker und Cirren am Schirmrand tragen und deren Gonaden am Magenstiel lang
herablaufen, während sie am Schirm nur schwach in der Mitte der Radiärkanäle entwickelt sind.
Weiter fand sich noch ein 10 mm im Durchmesser großes Exemplar bei Ceylon im Februar 1885,
das auch nur 4 Tentakeln ohne Spur weiterer Anlagen hatte, also in demselben Gebiet, aus dem
Br own e seine E. orientalis beschrieb. Die Gonaden sind schmal,.linealisch, nehmen am Schirm
die äußeren drei Viertel der Radialkanäle ein und lassen am Magenstiel oben 2/7, unten 1I1 frei. Doch
erscheinen die'Gonaden wellig, also durch Zusammenziehen verkürzt. Etwa 100 Randhöcker sind
vorhanden. js
Die Form stimmt vollkommen mit E. mira überein, wie diese auf Tafel 40 in „Medusae of
the World“ von A. G. M a y e r abgebildet ist. Nur die Gonaden erscheinen in der Figur länger
im Verhältnis zum Magenstiel, weil dieser sichtlich im unteren Teile verkürzt ist.
E. mira ist gut charakterisiert dadurch, daß sie am Magenstiel lange Gonaden und bleibend
hur 4 Tentakel besitzt, die bei 5 mm im Durchmesser schon fertig entwickelt sind und auch bei Tieren
von 30 mm Schirmbreite nicht vermehrt werden. Auf Grund dieser Definition gehören dazu die unter
den folgenden Namen beschriebenen Arten:
Eutima cucvUlata Brooks,
,, curva Browne,
*) Medusae o f the Maldive Islands. Taf. 2, Fig. 8.