. b a c k und S a c k s e (1911) das bereite tun, zum Teü als Folgeerscheinung des Auf- und Absteigend
ihrer Nahrung betrachten, dock liegen die Verhältnisse sicherlich keineswegs einfach.
Wichtiger und sicherer ist gewiß die Tatsache, daß die mehr horizontalen bezw. sehr schräg
hinauf- und hinabführenden Bewegungen in dem Augenblick nützlich werden, wo mit der Temperaturschichtung
des Wassers eine Schichtung der Nähralgen ein tritt
Natürlich bleibt hier noch fast alles zu tun, wenn wir die Zusammenhänge im Einzelnen
erkennen wollen. Nur noch an eine Tatsache möchte ich erinnern: daß die vertikale Wanderungs-
amplitude der langhelmigen Daphnien, soviel wir bis jetzt wissen, durchschnittlich eine geringere
ist, als die der helmlosen Formen. (Für letztere vgl. die wichtigen Arbeiten von B u rck h ard t.)')
c): V e r m e i d u n g des „ s ur f a c e f i lm“ u n d de r S p r u n g s c h i c h t .
Die Beziehungen unserer Tiere zur Sprungschicht sind kompliziert: e in Te i l der Daphnien
und Bosminen gelangt sicherlich unter die Sprungschicht hinab, wie es nach meiner, bisherigen Untersuchung
scheint, bei Daphnia vorzugsweise die älteren Tiere mit niedrigeren Köpfen. D a s G r os
der Daphnienpopulation eines Sees vermeidet dagegen infolge seiner auch in den dunkleren Schichten
und a u c h bei N a c h t flachen Schwimmbahnen das kältere Wasser.
Klarer ist mir die Beziehung zum Wasserspiegel, besser zu der Grenzschicht oder Grenzhaut
zwischen Wasser und Luft („surface film“) geworden. Hier droht den Daphnien und Bosminen
eine erhebliche Gefahr, wie man sich sowohl gelegentlich auf den Seen als im'Aquarium
überzeugen kann. Wenn die Tiere durch irgendwelche Ursachen an einem Teil ihrer Schale oder
ihres Kopfes mit der Luft in Berührung kommen, ist es ihnen unmöglich wieder unterzutauchen,
solange wenigstens die Oberfläche ruhig bleibt. Wir wissen nicht, weshalb in einigen Seen diese
Gefahr größer ist als in ändern, das hängt wahrscheinlich mit den jeweiligen Spannungsverhältnissen
der Oberfläche (Gyanophyceen-Fett etc.) zusammen
Wenn man z. B. Wasser aus einem der dänischen Seen schöpft, so bedecken nach sehr kurzer
Zeit fast sämtliche Hyalodaphnien und Bosminen, die in diesem Wasserquantum vorhanden waren,
die Oberfläche. Dagegen sah ich nur einzelne der gefangenen Hyalodaphnien am surface film
hängen, wenn ich aus sächsischen Teichen Wasser entnahm.
In Aquarien kann man sich davon überzeugen, daß die Hyalodaphnien dann vom surface film
gefangen werden, wenn sie'so steil gegen die Oberfläche schwimmen, daß nicht nur die zum Schlag
ausholenden Antennen, sondern auch eine größere Fläche des Helms mit der Oberfläche in Berührung
kommt. Erstere Berührung, die bei schrägem Anschwimmen erfolgt, ehe mehr als höchstens der
Nackenkiel an den surface film kommt, bildet einen Beiz, der entweder eine Bewegungshemmung
oder stark dorsalwärts gerichtete Ruderschläge auslöst (Fig. 32), also in jedem Fall nach abwärts
führt. Es scheint ein fein ausgebildeter und entschieden zweckmäßiger Reflexmechanismus für
diese Berührungen vorhanden zu sein, die ja auch im Leben der Tiere wichtig genug sind.
Für die Daphnien besteht demnach ein Vorteil darin, in einem so spitzen Winkel zur
Oberfläche emporzuschwimmen, daß die Antennen zuerst den surface film berühren. Nur dann
ist solche Berührung ungefährlich. Besonders in flachen Seen scheint aber dennoch diese Gefahr
durchaus nicht von allen Tieren vermieden zu werden. Ich erhielt von der Oberfläche des Frederiks-
borger Schloßsees an einem ruhigen Nachmittag durch „Abrahmen“ des surface film (Einlaufenlassen
i S. den Zu sa tz S. 525.
der äußersten Oberflächenschicht in ein breites Glas) nicht weniger als 62 Daphnien in 150 ccm Wasser,
und zwar waren davon zirka 40 eitragende Weibchen, während im Wasser die Zahl der unreifen,
h ö h e r k ö p f i g e n Tiere die der eitragenden mindestens um das Zehnfache überstieg.
Eine merkwürdige und bisher unverständliche Tatsache hat sich auf diese Weise wahrscheinlich
erklärt: wir finden im Plankton dieses Sees im geschichteten Wasser des Sommers zwar eitragende,
aber nur j u n g e, nicht vollständig ausgewachsene Hyalodaphnien (vom ersten bis etwa zum siebenten
Häutungsstadium), Tiere also, die nur zwei bis höchstens drei Würfe gezeitigt haben. Im durchmischten
Wasser (Herbst bis Frühjahr) dagegen werden die Tiere t r o t z de r u n g ü n s t i g e r e n
Assimilationsbedingungen viel älter, so daß wir selbst das zehnte bis zwölfte Häutungsstadium
relativ häufig antreffen.
In Kulturen zeigte sich nun, daß die Sommertiere ebenso leicht dieses Alter und Maß erreichen,
daß sie dabei aber durchweg k u r z h e lmi g e r sind wie die jugendlichen und halbausgewachsenen
Tiere. Ihre Bewegungen sind aus diesem Grande nicht unbeträchtlich steiler und führen zumal in
jenem nur 3—4 m tiefen See viel leichter an den surface film. Mit ändern Worten: die ausgewachsenen
Tiere gewisser Hyalodaphnia-'R&ssen scheinen im Sommer für die pelagische Existenz in einer begrenzten
Wasserzone, also besonders in flachen Gewässern, nicht hinreichend angepaßt zu sein.1)
Zu Beachten ist, daß die Berührung der Oberfläche infolge nicht genügend horizontaler Bewegung
unmittelbar a u s l e s e n d wirken muß, da die Tiere in der Regel dort zugrunde gehen.
Ob das Gleiche auch für die Sprungschicht gilt, weiß ich noch nicht, da noch nicht festgestellt
Werden konnte, ob die in größere Tiefen geratenen Tiere wieder in die eigentlichen Wohnschichten
aufsteigen können, oder ob sie nach einiger Zeit zugrunde gehen. Es spricht Verschiedenes für
die letztere Annahme, so die Beobachtung R u t t n e r s am Plöner See, daß nach einem mehrere
Tage dauernden Sturm, der sicherlich viele Tiere zum Absinken in die tiefen Schichten brachte, die
Zahl der in der folgenden Ruheperiode die oberen Schichten bewohnenden Tiere sich sehr stark vermindert
zeigte. Falls jene Annahme sich als richtig erweisen sollte, würde das Leben mancher
Daphnien-Rassen sich zwischen einer Scylla und einer Charybdis abspielen, die beide auslesend
wirken durch Beseitigung der in nicht genügend flachen Bahnen schwimmenden Individuen.
E. (Anhang): Einige andere Planktonten.
Als Anhang an dieses Kapitel seien mir noch kurze Bemerkungen über die „Schwebanpas-
sungen“ einiger anderer Cladoceren, ferner Rädertiere und Peridineen gestattet.
Cladoceren. In charakteristischem Gegensatz zu Bosmina und Daphnia, .welche v a r i a b l e ,
a b e r bei j e d e m I n d i v i d u um f e s t g e l e g t e Steuerflächen besitzen, stehen Leptodora,
Bythotrephes (auch Polyphemus), deren Steuerorgane k a u m v a r i a b e l , d a f ü r a b e r je
n a c h B e d a r f v e r s t e l l b a r sind. Als Vertikalsteuer wirkt das Abdomen, das bei den Erstgenannten
die Reinigung der Fangreusen (Beinanhänge) übernommen hat und deshalb zwischen den
Schalen liegt, während es bei den letztgenannten, räuberischen Formen frei hervorragt und sowohl
nach oben als nach unten gegen die Längsachse willkürlich gebogen wird (wie ich neuerdings konstatierte),
um die Fahrtrichtung nach oben bezw. unten abzulenken.
x) Ich dar! nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß andere Rassen der gleichen Art grade in flachen Teichgewässern
dauernd, auch im stark erwärmten Wasser niedrigköpfig sind. Vergl. Fig. 26— 29 der Tafel W a g l e r s in diesem Bande (Taf.
X X X ). Diese Ilyalodaphnia-Formen scheinen, sovie l w ir bis j e tz t sehen, in den dänischen T eichen zu fehlen, während s ie in Mitteldeutschland
häufig sind. Die Besonderheiten des surface film und ihrer Bewegungsweise sind noch nicht näher untersucht.