weise darüber, so daß im ganzen sechs übereinanderliegende Kämme jederseits sich finden, die sämtlich
nach der Mittellinie des Bauches hinstrahlen. Die Anordnung tritt sehr schön zutage bei einem Querschnitt
durch das Tier, wie ich ihn in Fig. 50 zeichne. Die Zeichnung ist so gehalten, als wären von
sämtlichen Borstenkämmen je eine Borste ihrer ganzen Ausdehnung nach vom Schnitte getroffen.
Eine so hochgradige Regelmäßigkeit findet sich natürlich in Wirklichkeit nicht, auch läßt sich der
Schnitt nicht mit einer solchen Genauigkeit in einer bestimmten Richtung legen. In der Tat treffen
die Schnitte nur eine Anzahl Borsten der ganzen Länge nach, die ändern liegen nur ein Stück weit
in der Schnittebene.
Die Borsten sind im Querschnitt viereckig. Sie tragen in zwei Längsreihen angeordnete
Fiederchen, die an den beiden nebeneinander liegenden Innenkanten angeordnet sind. Sie liegen derartig,
daß die Spitzen der Fiederchen zweier benachbarter Borsten sich berühren. Die Zwischenräume
zwischen zwei Borsten werden durch diese Lagerung der Fiederchen abgedichtet (Fig. 52).
Auf der Außenseite dieser Reihe von langen Borsten liegen kürzere. Am proximalen Teile
der Cormopoden stehen sie dicht gedrängt, so daß sie geradezu eine Bürste bilden, nach dem Ende
zu nimmt ihre Dichte ab, so daß sie kurz vor dem Knie nur noch in einer einzigen Reihe angeordnet
sind. Die ganzen Borsten, lange sowohl wie kurze, sind dicht mit feinen Detrituspartikelchen besetzt.
Der ganze Apparat ist nach meiner Auffassung eine Seihvorrichtung: Auf irgend eine Weise,
vielleicht durch Bewegung der Cormopoden selber, die vom Leibe abgespreizt und wieder herangeführt
werden, verursacht das Tier einen Wasserstrom, der durch die Borstenkämme streicht. Dabei
werden in den feinen Fiederchen die im Wasser suspendierten Detrituspartikelchen und schwebenden
Mikroorganismen zurückgehalten, die dann dem Tiere als Nahrung dienen.
Der Mageninhalt muß, stimmt diese Auffassung, dann natürlich auch aus solchem Detritus und
flottierenden Mikroorganismen bestehen. In der Tat findet man den Magen gefüllt mit einer feinen
Materie, die keine organische Struktur mehr erkennen läßt, und dazwischen zahlreiche Kieselalgen
und vereinzelte Foraminiferen.
Der Seihapparat, den sonach die Cormopoden mit ihrem reichen Borstenbesatz darstellen,
erstreckt sich über die ganze Thoraxlänge. Wir müssen uns die Frage vorlegen, wie bringt das Tier die
gefangene Nahrungsmenge zum Munde?
Schauen wir uns die Endglieder der Füße an: Die beiden letzten Cormopoden sind gleichmäßig
gebaut: Auf dem Propoditen und Dactylopoditen tragen sie an der Oberkante und Unterkante Fiederborsten
und außerdem ist noch eine Reihe von kleineren Borsten auf der Innenfläche, nahe der Unterkante,
vorhanden (Flächenborsten). Am Ende des Dactylopoditen stehen einige lange gefiederte
Endborsten (Fig. 53).
Der dritte und vierte Cormopod sind wieder übereinstimmend gebaut, doch unterscheiden
sie sich von den beiden beschriebenen (Fig. 54). Die Borsten des Propoditen sind normal und auch
Unterkantenborsten, Flächenborsten und Endborsten der Dactylopoditen zeigen nichts Bemerkenswertes.
Dagegen sind hier die Oberkantenborsten modifiziert. Sie sind kürzer und kräftiger geworden
und sie neigen sich in ganz regelmäßiger Krümmung über die Innenfläche des Gliedes hin. Auch
ihre Befiederung ist kürzer und kräftiger geworden, so daß die Fiederchen schon fast die Ausbildung
von kleinen Dörnchen annehmen. Die Borsten zeigen in ihrer Gesamtheit die Anordnung
eines Rechens.
Noch mehr umgestaltet ist der zweite Cormopod (Fig. 56). Er ist zunächst nicht so schlank
wie die anderen, sondern kräftiger gebaut. Der Dactylopodit ist verhältnismäßig kürzer, dabei
etwas verbreitert und löffelförmig ausgebildet. Auf seiner Oberkante steht eine Reihe von Fiederborsten,
die nicht so kräftig sind, wie die entsprechenden der folgenden Cormopoden, auch die
Krümmung nicht auf weisen. Die Endborsten haben nichts Bemerkenswertes. Die Unterkante ist
an den proximalen drei Fünfteln unbewehrt, trägt aber an den distalen zwei Fünfteln eine Reihe von
Borsten, die nach dem Ende hin an Länge zunehmen. Sie tragen eine enge und kräftige Fiederung.
Auf der Innenfläche des Dactylopoditen sitzt eine Reihe von typisch gestalteten Dornen, die wir als
die umgewandelten Flächenborsten betrachten können. Ihre Zahl ist 11 bis 12. Der proximal
stehende ist klein, dann nehmen sie nach dem Ende hin rasch an Länge und Dicke zu. Sie sind etwas
gekrümmt, der erste und auch etwas noch der zweite sogar geschweift. Ringsum tragen sie eine
sehr feine dichte Befiederung (Fig. 56).
Der Propodit trägt an der Ober- und Unterkante eine Reihe von normalen Fiederborsten.
Die Flächenborsten sind am Grundteile des Gliedes auch nicht weiter auffallend gestaltet. Nach dem
Ende hin aber ändern sie ihre Form allmählich, so daß die letzten als starke Dornen ausgebildet
sind, an denen die Fiedern die Gestalt von kräftigen Zähnchen angenommen haben.
Der erste Cormopod zeigt wiederum keine auffallende Bewehrung der Endglieder. Er stimmt
im wesentlichen mit den beiden letzten Cormopoden überein, nur daß vielleicht die Borsten verhältnismäßig
etwas kürzer sind. •
Die eigentümliche Beborstung des zweiten bis vierten Cormopoden legt den Gedanken nahe,
daß wir es hier mit einem Reinigungs- und Räumungsapparat des Seihfilters zu tun haben. Man
kann sich seine Funktion etwa so denken, daß der dritte und vierte Cormopod mit den Rechenborsten
an der Oberkante des Dactylopoditen die Borstenreihen des Seihapparates auskämmt und so die
. gefangene Nahrung von ihnen abnimmt. Dann würde vielleicht der zweite Cormopod mit den Dornen
auf der Fläche des Dactylopoditen und Propoditen die Reinigung der Rechenborsten übernehmen,' die
Nahrungsmasse mit dem löffelartig gestalteten Dactylopoditen zusammenballen und dem Munde zuführen.
Ob diese Auffassung richtig ist, muß die Beobachtung des lebenden Tieres ergeben. Es eTscheint
vielleicht nicht ganz sicher, ob die als Räumapparat ausgebildeten Fußglieder an alle Stellen des
Filters hinzureichen vermögen. Man kann wohl zu ihrer Unterstützung noch die Wirkung schräggestellter
Borsten annehmen: Die Borsten des Seihapparates konvergierenwie oben beschrieben,
alle nach der Medianlinie des Bauches. Außerdem fällt es auf, daß sie nicht völlig gerade sind,
sondern daß die hinter der Mundregion gelegenen etwas nach hinten, die vor ihr gelegenen etwas
nach hinten übergebogen sind (Fig. 51).
Ihrem Nahrungserwerb nach wäre somit Euphausia superba zu den „Strudlern“ oder
„Seihern“ zu rechnen, d. h. sie wäre ein recht friedliches Tier. Nun schreibt Chun von Stylocheiron:
„So repräsentieren denn die Stylocheironarten die verkörperten Ideale von räuberisch lebenden
Bewohnern der dunklen Wasserschichten.“ Ist bei ihnen eine andere Lebens- und Ernährungsweise
vorhanden als bei Euphausia? In der Tat, betrachtet man die Cormopoden, so sucht man vergeblich
jene aus langen Fiederborsten gebildeten Seihkämme. Auch sind die hinteren Cormopoden ganz
besonders schwach entwickelt, so daß sie schon fast den Eindruck von rudimentären Organen machen.
Es ist bei der Gattung ja wirklich sogar das drittletzte Cormopodenpaar rückgebildet, wenigstens beim
Männchen, während es das Weibchen, das es zum Tragen der Eier verwendet, noch besitzt. Hier
ist ein Nahrungserwerb, wie wir ihn für Euphausia annahmen, gar nicht möglich. Betrachten wir
aber die mächtig entwickelten, mit einer Endschere ausgerüsteten zweiten Cormopoden, so müssen
wir Chun beipflichten, der für Stylocheiron eine räuberische Lebensweise annimmt. Dafür spricht