Erscheinungen gerade die wesentlichsten meiner damaligen Behauptungen alle aufrecht erhalten kann,
wenn ich jetzt auch für manche mir damals entgegengetretenen Bilder eine konformere Deutung
gefunden zu haben glaube.
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Material.
Als Material dienten mir teils meine 1906 im Frühjahr bei Villefranche erbeuteten Tiere, wie
jetzt nun sicher feststeht, Angehörige der Spezies Saccocirrus onajor Pierantoni, — teils während
meines Aufenthaltes in Neapel 1908/9 aus dem dortigen Golf gesammelte Vertreter sowohl der gleichen
Art, als auch der dort viel häufigeren anderen Spezies, Saccocirrus papillocercus Bobretzky.
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Methoden.
K o n s e r v i e r u n g teils Sublimat in Seewasser, teils Sublimat, Alkohol, Essigsäure, teils
Chromosmiumessigsäure nach Fl emmi ng . Alle Konservierungsarten erwiesen sich als brauchbar.
Die Quer- und Längsschnitte von 5—27 ^ Stärke wurden meist mit Eisenhämatoxylin nach
He i denha in, eventuell unter Nachbehandlung mit Orange, Säurefuchsin oder Lichtgrün, einige
mit Hämalaun nach Ma i e r , Thionin oder Safranin gefärbt.
I. Die Geschlechtsorgane.
(Die Gonaden, Ausführgänge, Vesiculae seminales, Receptacula seminis und Bemerkungen
über die Exkretionsorgane.)
Die Arten der Familie der S a c c o c i r r i d e n sind getrennt-geschlechtlich. Bei beiden
Geschlechtern finden sich die Gonaden in allen Segmenten, die vom Mitteldarm durchzogen werden,
mit Ausnahme der letzten, jüngsten, in denen sie sich erst bilden. Da der mit kurzem dichten Flimmerepithel
ausgekleidete Ösophagus von Saccocirrus papillocercus bis in das 14. borstentragende Segment
reicht, beginnen bei dieser Art die Gonaden gewöhnlich im 15. Borstensegment, doch traten bei
einzelnen männlichen Individuen die Hoden bereits im 14., bei einigen wenigen sogar schon im 13.
borstentragenden Segment auf, obwohl der drüsige Mitteldarm auch hier normalerweise seinen Anfang
im 14. Segment nahm. Dem längeren, erst im 20. Borstensegment endenden Ösophagus von Sacc.
major entsprechend, liegt bei dieser Spezies das erste der Geschlechtsorgane führenden Segmente
weiter rückwärts als bei der vorigen Art. In den daraufhin untersuchten Exemplaren fanden sich
die vordersten Gonaden im 20. borstentragenden Segment. Daß die Lage des ersten Gonaden führenden
Segmentes nicht ganz konstant ist, scheint schon P i e r a n t o n i aufgefallen zu sein, denn er schreibt
über die Lage der Geschlechtsorgane von Sacc. papillocercus: ,,Incominciano verso il 15.° segmento
setigero“ und über die von Sacc. ma/jor: „La serie di segmenti genitali incomincia — dopo il 20.°
segmento setigero.“.
In beiden Geschlechtern treten in den „Geschlechtssegmenten“, wie die mit Gonaden versehenen
Somiten heißen sollen, außer den Keimstöcken noch andere Teile der Geschlechtsorgane auf, die zur
Ausleitung der Geschlechtsprodukte oder, im Zusammenhang mit der für die S a c c o c i r r i d e n
charakteristischen Kopulation und inneren Befruchtung, zur Aufspeicherung des Samens und Übertragung
desselben in die Keimzellen der Ovarien dienen.
Allen früheren Beobachtern waren bereits die Spermadukte der männlichen S a c c o c i r r i d e n
aufgefallen, die mit großem weitem Wimpertrichter in der Leibeshöhle beginnend das folgende Dissepi-
ment durchbrechen und im nächsten Segment nach hinten ziehen, worauf sie in Gestalt eines vorstreckbaren,
für gewöhnlich eingestülpten Penis, dessen Wände durch Kutikularstäbe gestützt werden,
kurz vor dem Parapodium dieses Segmentes seitlich nach außen münden, nachdem noch je ein kurzgestielter
Blindsack, die Vesicula seminalis, von jedem dieser Kanäle sich abzweigte.
Ebenso stimmen alle Autoren in der Beschreibung des entsprechenden weiblichen Apparates
überein. Der Ovidukt beginnt wie der Spermadukt mit einem nur bedeutend kleineren Wimpertrichter
in der Leibeshöhle, durchbricht das betreffende Septum und läuft als gerader Kanal mit
bewimpertem, ziemlich weitem Lumen in dem oberen Winkel der Seitenkammern des Cöloms, der
durch das Herantreten der Transversalmuskeln an die Körperwand gebildet wird, nach hinten und
biegt dann rechtwinklig nach der Ventralseite zu um, wobei er seinen Weg zwischen dem ventralen
Längsmuskelfeld und der Haut nimmt. Schließlich mündet er etwa in der Mitte des Querschnittes
jenes Muskelfeldes, also seitlich ventral, ins Freie. Von seiner Mündungsstelle zweigt sich senkrecht
zur Körperwand ein bewimperter Gang ab, der das Längsmuskelfeld und die Transversalmuskeln
durchquert, um sich zu einem großen Blindsack mit teilweise drüsigen Wänden, dem Receptaculum
seminis zu erweitern, das bei den reifen Weibchen prall mit Spermien gefüllt zu sein pflegt.
Während ich nun nach meinen Untersuchungen diese Beschreibungen des Oviduktes für beide
Arten und die des Spermaduktes für Sacc. papillocercus bestätigen kann, stellt sich der männliche
Ausführgang von Sacc. major durch das Auftreten von Schleifenbildungen etwas komplizierter dar,
wie wir später noch genauer sehen werden. V o r a l l em a b e r i s t es wi cht i g, da ß bei
b e i d e n A r t e n d a s R e c e p t a c u l um n i c h t den von d e n f r ü h e r e n Au t o r e n
a n g e n omme n e n e i n f a c h e n B l i n d s a c k r e p r ä s e n t i e r t , s o n d e r n ledig-
l i c h de r e rw e i t e r t e Tei l e i ne s K a n a l e s ist , de r s e i n e m g a n z e n Ba u
n a c h al s ein Exkretionsorgan, ein Nephridium, a u f g e f a ß t w e r d e n muß.
In meiner Mitteilung von 1906 wurde bereits kurz darauf hingewiesen, daß von dem Receptaculum
ein Gang nach dem Ovarium hinüber zieht, den die Spermatozoen benutzen, um so an die
jüngsten Oocyten zu gelangen. Es ist mir nun gelungen, diesen Gang bei Sacc. major durch das
ganze Ovarium hindurch zu verfolgen und ihn sogar durch das vordere Septum des betreffenden
Segmentes treten zu sehen, wo er sich mit - einem kleinen Wimpertrichter in die Leibeshöhle öffnet.
Die als Drüsen beschriebenen Teile des Receptaculums sind ebenso wie ähnliche am Eierstock Gruppen
von exkretorisch tätigen Zellen.
Bei Sacc. papillocercus läßt sich in der gleichen Weise wie bei der vorigen Art ein das Lumen
Zoologloft. He ft'67. 33