
bildung in Beziehung gebracht werden müssen. Aus der Tatsache, daß sie den Kern allseitig und
gl eich mäßig umlagern, geht dann wohl hervor, daß dieser sich aktiv an der Dotterbildung beteiligt,
wenn er nicht sogar, wie vorher vermutungsweise angedeutet wurde, die Dotterbildungssubstanz
in Gestalt jener Tröpfchen selbst erst lieferte. Es ließe sich denken, daß jene Dotterbildungssubstanz,
die wohl irgendwelche dafür wichtigen Fermente enthält, die von der Oocyte aufgenommene Nahrung,
oder wenigstens einen Teil derselben, in den Dotter umwandelt. Die Bildung der Vakuolen und das
allmähliche Verschwinden derselben würde dann der allmählichen Auflösung, Verteilung und Verarbeitung
der Dotterbildungssubstanz entsprechen.
*
Wie bereits in der Einleitung zu dieser Arbeit (S. 249—251) hervorgehoben wurde, waren
Van Gaver und Stephan (1906) in ihrer ersten Mitteilung, die sie ohne Kenntnis meiner bereits
im Zoologischen Anzeiger erschienenen Arbeit bekannt gaben, zu dem Schlüsse gekommen, daß eine
polysperme Befruchtung der Oocyten stattfände. Sie haben dabei, wie aus ihrer Schilderung, der
keinerlei Abbildungen beigefügt sind, deutlich hervorgeht, die das Keimbläschen umgebenden Vakuolen
und deren Inhalt für eingedrungene Spermatozoen angesehen, die von dem Plasma der Oocyte resorbiert
werden sollten.
Da die beiden genannten Forscher alsbald nach Kenntnisnahme meiner Arbeit von 1906 die
dort von mir vertretene Ansicht, daß jene Vakuolen um den Kern der Oocyten lediglich in Beziehung
zur Dotterbildung stehen, in einer zweiten Mitteilung (1907), auch wieder ohne Abbildungen, ohne
weiteres als die richtigere anerkennen, so bedarf es jetzt keiner weiteren Auseinandersetzung mit
ihrer ersten Behauptung. Es hat übrigens auch F r a n z (1907) bei der Dotterbildung des Scholleneies
etwas Ähnliches gefunden, und die Vorgänge daselbst mit denen von Saccocirrus verglichen
(s. a. F r a n z 1909).
Nicht einzusehen jedoch’ vermag ich, weshalb V a n Ga v e r u n d S t e p h a n an der von
ihnen zuerst angenommenen Polyspermie auch noch weiter festhalten. Als einzigen Beleg dafür
führen sie an, daß sie einmal zwei Spermien in einem Ei gefunden hätten, und daß in allen jungen
Oocyten nur der Kopf des Spermiums, in den am Ende der Dotterbildung stehenden aber ein ganzes
Spermatozoon mit seinem riesigen, in der Nähe der Peripherie der Zelle aufgerollten Schwanzfaden
zu erkennen sei.
Was das Vorkommen von zwei Spermien in einer Oocyte anbelangt, so möchte ich darauf
hinweisen, daß ich unter den Tausenden von solchen Zellen, die mir zu Gesicht kamen, nie eine mit
mehr als einem Spermatozoon besamt gefunden habe. Wenn schließlich ein Eindringen von zwei
Samenfäden wirklich einmal vorkäme, so könnte das nur in ganz vereinzelt dastehenden Ausnahmefällen
sein.
Auch die Beobachtung eines aufgerollten Schwanzfadens in einer Oocyte kann ich nicht bestätigen.
Keine einzige der von mir durchgemusterten Zellen enthielt irgend etwas in ihrem Plasma,
was sich als Schwanzfaden eines Spermiums hätte deuten lassen. Dagegen fanden sich einige Male
Bilder wie Figur 54, nämlich Follikel im Ovarium, die außer der normalerweise vorhandenen Oocyte
noch ein vollständiges Spermatozoon mit dunkel gefärbtem Kopfteil und langem aufgewundenen
Schwanzfaden enthielten. In diesen Fällen befindet sich das Spermium aber stets ausnahmslos
a u ß e r h a l b de r Oocyt e, niemals innerhalb von deren Plasma. Vielleicht wurden ähnliche
Bilder von V a n Ga v e r u nd S t e p h a n fälschlich in der von ihnen angegebenen Weise gedeutet.
Wir können es also als ganz sichere Tatsache annehmen, d a ß j ed e Oo c y t e n ur mi t
e inem e i n z i g e n S ame n f a d e n b e s amt wi rd, aus dem sich später der männliche
Vorkern entwickelt.
Die Reifungsteilungen.
Am Ende des Dotterbildungsstadiums enthalten die Oocyten I. Ordnung, wie wir sie jetzt
nennen dürfen, in ihrem Plasma reichlich angehäufte Dotterschollen. Der Kern bleibt noch kurze
Zeit in Ruhe. Der dunkel gefärbte Spermakopf, der bis dahin neben dem Keimbläschen als glattes,
wenn auch ein wenig gebogenes Stäbchen lag, beginnt sich zu verändern. Mehrfache Knickungen
treten an ihm auf, während er sich selbst mit einem kleinen Hof fein granulierten Plasmas umgibt
(Fig. 55).
Der Kern der Oocyte trifft nun seine Vorbereitungen zur Bildung des ersten Richtungskörpers.
Vor allem wichtig erscheint es da, daß hier ebenso wie bei dem entsprechenden Vorgang zur Reifung
der männlichen Geschlechtszellen, wieder vier C h r om a t i n t e t r a d e n auftreten. Das zunächst
noch vorhandene helle Kembläschen rückt mit diesen an die Peripherie des Eies (Fig. 56).
Fig. 57 zeigt eine Oocyte von Sacc. major mit der ersten Richtungsspindel. Die vier Chromatintetraden
teilen sich in zweimal vier Dyaden, von denen die einen mit ein wenig Plasma als e r s t e r
R i c h t u n g s k ö r p e r aus dem Ei austreten. Der Spermakopf hat unterdessen eine kompakte
Form angenommen. In Figur 58 sehen wir die Äquatorialplatte der ersten Reifungsteilung von Sacc.
pa/pülocercus, die hier in allen wesentlichen Zügen genau SO verläuft wie dort.
An die erste Reifungsteilung schließt sich sofort die zweite an. Die in der Oocyte zurückgebliebenen
vier Chromatintetraden werden jeweils halbiert, so daß vier Chromatinelemente im Ei
verbleiben, vier in den z w e i t e n R i c h t u n g s k ö r p e r zu hegen kommen (Fig. 59).
Der Spermakern verändert sich unterdessen mehr und mehr. Der ihn umgebende Plasmahof
wird größer und es wird in ihm das Centrosoma sichtbar, das von der männlichen Geschlechtszelle
stammt und sich alsbald teilt, wie Figur 59 an einem Ei von Sacc. papillocercus zeigt.
Der erste Richtungskörper kann sich mitunter noch einmal unvollkommen teilen, doch scheint
das nicht die Regel zu sein. Man trifft nämlich bei reifen Eiern meist nur zwei kompakte Chromatin-
massen an der Stelle, wo die Richtungskörper hegen (Fig. 60), selten nur deren drei. In letzterem
Falle ist aber anzunehmen, daß sich wenigstens der Kern des ersten Richtungskörpers nochmals geteilt
hat, wenn sich das von der ganzen Zehe, die den ersten Richtungskörper repräsentiert, auch nicht
nachweisen ließ (Fig. 61).
Der Durchmesser eines Richtungskörpers beträgt nur 3—4 (j.. Die beiden Polkörperchen bleiben
unter der inzwischen ziemlich dick gewordenen Dotterhaut hegen und drücken, da diese wegen ihrer
Konsistenz wohl nicht allzuviel nachgibt, an der betreffenden Stelle das Plasma des Eies etwas ein.
Es mag hier noch in bezug auf die Häufigkeit des Vorkommens von Reifungsteilungen in den
Ovarien bemerkt sein, daß sich in einem Eierstock gewöhnlich höchstens eine Oocyte, ganz selten
nur deren zwei finden, in denen das Vorhandensein von Richtungsspindeln zu konstatieren ist.
Das fernere Schicksal der reifen Eier.
Bis zur Vollendung der Richtungskörperbildung bleiben die Eier in dem Verbände des
Ovariums. Erst nachdem die Reifungsvorgänge abgelaufen sind, beginnen sie, indem die sie um-
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