Bei Abraliöpsis muß der Verlauf ziemlich ähnlich dem bei Illex sein, Umso mehr auch hier ein
Anker vorhanden ist, der als Haftvorrichtung dienen kann. Bei Calliteuthis dagegen fehlen solche
Vorrichtungen vollständig, und da eine Trennung der Flasche des cylindrischen und konischen Abschnitts
nicht vorliegt (auch bei Abraliöpsis nur undeutlich), So muß liier der ganze projektile
Schlauch umgestiilpt werden und ein sekundärer Spermabehälter von nur geringer Festigkeit
(ähnlich dem bei Octopoden) zur Ausbildung kommen, der höchstens angeklebt, aber wohl kaum
unter die Haut eingebohrt werden kann.
Bei Loligo vulgaris habe ich die Explosion am frischen Objekt, doch nur flüchtig, beobachtet.
Hier verläuft der Vorgang ähnlich wie bei Illex, doch ist die Hemmung am kegelförmigen Abschnitt
weniger markiert, da kein Anker, sondern nur eine Verschmälerung an dieser Stelle vorhanden ist.
Der kegelförmige Körper platzt alsbald und der klebrige Inhalt tritt hervor. Der hinter ihm folgende
cylindrische Abschnitt scheint umgestülpt zu werden und wird von den Resten des kegelförmigen
bedeckt. So bildet sich ein sekundärer Spermabehälter von länglicher Form (Taf. IV, Fig. 1), dessen
Ablösung ich indessen nicht beobachtete. — Da die Trompe bei Loligo am oralen Ende mehrere
Windungen beschreibt, die sich bei der Explosion nur teilweise strecken, bildet der umgestülpte
einen bestimmten Winkel mit dem Gehäuse.
Bei Sepia officinalis ist der Verlauf durchaus ähnlich. Auch hier zeigt sich eine schräge, fast
rechtwinklige Ablenkung der explodierenden Trompe. Der sekundäre Spermabehälter ist von etwa
kegelförmiger Gestalt und bildet nach seiner Ablösung mit der daran hängenden Röhre ein pilzförmiges
Gebilde. Die Anheftung, wohl Anklebung, erfolgt bekanntlich, wie bei Loligo, in der Gegend des
Mundsaumes der weiblichen Tiere. Bei Sepia elegans ist die Form des sekundären Behälters etwas
abweichend und hat, ungefähr die Form der Pollenhörnchen, die von verschiedenen Orchideen auf
den Köpfen der Bienen deponiert werden. (Taf. XXIII, Fig. 6.)
Schön ist bei der Explosion von Sepia und der damit verbundenen Streckung des Sperma -
Schlauches die feine, spiralige Struktur des letzteren zu erkennen. In der unexplodierten Sperma -
tophore liegen Spiralwindungen so eng aneinander, daß sie nicht zu sehen sind.
Bei Sepiola rondeletii beobachtete ich besonders gut den Beginn der Umstülpung, der übrigens
durchaus in derselben Weise erfolgt wie bei den anderen Arten (Taf. XXIII, Fig. 8). Es kommt zur
Ausbildung eines sekundären Spermabehälters von eiförmiger Gestalt. Die gebildeten Behälter
werden in einer besonderen Tasche in der Nähe des weiblichen Ovidukts deponiert.
Bei den Octopoden ist der Verlauf etwas abweichend.
Bei Eledone moschata (Taf. XXIII, Fig. 14) erfolgt Umstülpung des ganzen als Flasche bezeich-
neten Körpers. Der sekundäre Spermabehälter ist eiförmig bis kugelförmig. Der unterste Anhang der
Flasche wird ebenfalls umgestülpt und überragt das Gebilde als kleiner Zapfen, in den der Spermaschlauch
nicht mehr hineindringt. Der Spermaschlauch liegt in unregelmäßigen Windungen in dem
neuen Behälter. Die Wände des letzteren sind dünn und zart, zerreißen bald und lassen den Spermaschlauch
als lockeren Knäuel hervortreten. Eine Ablösung des sekundären Behälters vom Gehäuse
wurde nicht beobachtet. Die meisten Exemplare wurden konserviert, noch ehe die Explosion ganz
beendigt war; auf der Abbildung ist daher der Spermaschlauch noch in der Über Wanderung begriffen.
Bei Eledone aldrovandi gelangt wahrscheinlich, wie schon früher angedeutet, der Spermaschlauch
in den umgestülpten Flaschenkörper, der auf der nun nach außen gewandten Seite mit
Widerhaken besetzt ist. Wie die Explosion bei dieser Art im einzelnen verläuft und wie die Sperma-
tophore bei dieser und der vorigen Art auf das Weibchen übertragen wird, ist mir nicht bekannt.
Bei Octopus macropus beobachtete ich‘die Explosion am frischen Objekt, indessen erwiesen
sich die Notizen und Präparate als ungeeignet für eine vollständige Beschreibung. Auch hier wird
zunächst der größte Teil der Trompe umgestülpt, wobei eine dicke Gallertmasse nach außen zu liegen
kommt. Der spiralig aufgewunden im Gehäuse liegende Spermaschlauch wird nach und nach aufgewunden
und wandert in die umgestülpte Trompe hinüber. Bei den Exemplaren, die ich im Laboratorium
explodieren ließ, bildete sich ein sekundärer Spermabehälter von ovaler Gestalt, der dünnwandig
war, sehr bald von selbst zerplatzte und den Spermaschlauch austreten ließ. Zugleich zerfiel
die auf der Außenseite der umgestülpten Trompe liegende Gallerte sehr rasch und löste sich im Wasser.
— Das rasche Zerplatzen des Spermabehälters scheint indessen nicht dem normalen Verhalten zu
entsprechen, denn ich fand in der Mantelhöhle eines Weibchens und in dem Ovidukt desselben je eine
explodierte Spermatophore, die ein wesentlich anderes Aussehen zeigte. Diese beiden Spermatophoren
(Taf. XXIII, Fig. 18 und 19) haben die Form eines länglichen, belemnitenartigen Körpers von
einiger Festigkeit. Nach dem Aussehen zu urteilen hat hier, wie bei Illex, der cylindrische Teil der
Flasche nicht an der Umstülpung teilgenommen, sondern ist unter Bewahrung seiner Form im Innern
des umgestülpten Teils bis an dessen Ende vorgerückt. Das Endresultat ist daher dem bei Illex
beschriebenen nicht unähnlich; nur fehlen besondere Haftvorrichtungen. Bei einer der beiden
Spermatophoren war übrigens die Ablösung des leeren Gehäuses unterblieben; dieses Exemplar
flottierte frei in der Mantelhöhle, während das andere meiner Erinnerung nach indem Ovidukt steckte,
die Öffnung nach außen gerichtet.
Bei Octopus vulgaris habe ich die Explosion mehrmals, doch nur oberflächlich beobachtet.
Da die ganze außerordentlich lange Trompe bei der Explosion vollständig gestreckt und umgestülpt
wird, so resultiert nicht nur eine bedeutende Verlängerung, sondern auch eine beträchtliche Eigenbewegung,
welche vielleicht bei der Übertragung durch den Hectocotylus eine Rolle spielen mag.
Unter meinen Präparaten befanden sich nur die Anfangsstadien der Explosion. Auf diesen zeigt
sich, daß die Außenseite der umgestülpten Trompe mit zahlreichen, offenbar durch Quellung hervorgerufenen
unregelmäßigen Beulen besetzt ist. Racovitza gibt an, daß der sekundäre Spermabehälter
alsbald nach seiner Bildung zerplatzt und den Inhalt ausschüttet. Die Spermatophore wird in den
oberen Teil des Ovidukts, der der Eileiterdrüse der Dekapoden entspricht, eingeführt und das Sperma
erfüllt die seitlichen Taschen desselben.
Bei Octopus defüippii beobachtete ich selbst am frischen Präparat, daß mit beendigter
Umstülpung der Spermaschlauch alsbald in Gestalt eines großen Klumpens ausgeschüttet wird. Seine
Wände fangen bald darauf an zu quellen und setzen die Spermatozoen in Freiheit. Diese zeigen
lebhafte Bewegung, trennen sich aber nicht voneinander, sondern bilden, indem sie mit den Schwanzfäden
aneinander hängen bleiben, zierliche Bäumchen (Taf. XXIII, Fig. 13).
Bei Scaeurgus unicirrus (es lagen nur zwei umgestülpte, aber verletzte Exemplare vor) wird
die Flasche wie bei den meisten Arten vollständig umgestülpt und der Spermaschlauch gelangt in
diese hinein, ohne von ihrer ursprünglichen Außenwand abzureißen. Der sekundäre Spermabehälter
hat offenbar eine größere Festigkeit als bei 0. vulgaris und 0. defilippii; der Verlauf der Explosion
muß im allgemeinen ähnlich sein dem bei 0. macropus. Die Gallerte des Innenschlauches bleibt
zum Teil in der Gegend der Gehäuseöffnung hängen, zum Teil bildet sie, indem sie in die Wand der
Flasche übergeht, den dick sackartigen, quer gestreiften äußeren Überzug des sekundären Spermabehälters.
Im Innern des letzteren läßt sich der Verlauf der sogen. „Äußeren Membran“ noch deutlich
weiterverfolgen. Die innere Membran reißt bei der Explosion nahe der Gehäusemündung.