Von diesen 7 Spezies trennt Richard wieder wie Sars das Genus Hyalodaphnia ab, obgleich
er selbst bemerkt, „qu’il (das Genus) ne diffère guère de Daphnia que par l’absence de tâche oculaire
et qu’il n’a pas la même valeur que les autres“. Die Hyalodaphnien zerfallen selbst wieder in-5 Spezies :
cristata Sars, vitica Ulianine, retrocurva .F orbes, jardinei Baird und magniceps Herrick.
Haben nun Sars und Richard hyalina und galeata noch als gesonderte Spezies beibehalten, so
zieht Burckhardt in seiner systematischen Arbeit beide unter dem Namen hyalina zusammen und
stellt diese der longispina gegenüber. Ja, er geht noch weiter und sagt, streng genommen müßte
man beide vereinigen, da hyalina eine von longispina abstammende, aber in eigentümlicher Weise
modifizierte Form ist, die diese Modifikation mehr oder weniger gut konserviert. Er trennt jedoch
die Spezies, weil die die hyalina von longispina unterscheidenden Charaktere ziemlich konstant miteinander
auftreten und weil vor allen Dingen er glaubt, nur hyalina habe die Fähigkeit Cristen zu
bilden, während der longispina- Gruppe eine solche Fähigkeit nicht zukommt. Burckhardts Arbeit
bedeutet bis hierher zweifellos einen Fortschritt. Er sieht, daß die Artenzahl möglichst beschränkt
werden muß, trotzdem fällt er aber wieder in den alten Fehler zurück und trennt wieder zwei Arten
von den an Varietäten reichen longispina- und hyalina-Gruppen ab. Es sind dies rectifrons Stingelin
und crassiseta Burckhardt. Bemerkenswert ist, daß er ferner Hyalodaphnia als Genus fallen läßt.
Daphnia cucvllata ist für ihn eine den übrigen 4 völlig gleichwertige Spezies. Sein kompliziertes System
stellt sich, wie folgt, dar:
1. D. longispina.
typica.
var. (s. Forma) rotundirostris Burckh
s. Forma decipiens Burckh.
rosea Sars.
schmackeri Poppe et Richard.
cavifrons Sars.
Leydigi Hellich.
2. D.' rectifrons Stingelin.
3. D. crassiseta Burckh.
4. D. hyalina Leydig.
a) microcephala- Gruppe ohne Crista.
Forma primitiva Burckh.
microcephala Sars.
fordi Burckh.
brachycephala Sars.
plitvicensis Sostaric.
b) hyalina- Gruppe mit
ungebrochener Crista.
Forma richardi Burckh.
typica Leydig.
Forma pellucida P. E. M.
rotundifrons Sars,
turicensis Burckh.
stecki Burckh.
Ivcernenis Burckh.
eylmanni Burckh.
heuscheri Burckh.
cydocephala Burckh.
rotundata Steenros.
ceresiana Burckh.
c) galeata- Gruppe mit gebrochener Crista.
Forma ohtusifrons Sars.
goniocephala Burckh.
angulifrons Sars.
notodon Burckh.
galeata Sars.
jv/rassica Burckh.
pavesii Burckh.
bohemicä Burckh.
Daphnia cuculiata
mit Formen.
Aus der Aufstellung geht außerdem hervor, daß ein Unterschied zwischen Formen und Variationen
gemacht wird. Gerade dies halte ich für sehr wichtig und ich werde später darauf zurückkommen.
Die weitere Vereinfachung der Systematik gibt Lilljeborg in seinem ganz vorzüglichen Werk
„Cladocera Sueciae“. Zeigt schon der Text eine gründliche Durcharbeitung des gesamten Materials,
so sind besonders auch die Abbildungen als mustergültig anzusehen. Lilljeborg kennt nur eine Art
der nebenkammlosen Daphnien mit Pigmentfleck: longispina. Diese Spezies stellt er der Daphnia
(Hyalodaphnia) cucvllata gegenüber. In die erste ordnet er als Subspezies ein longispina s. str.,
hyalina, pellucida und galeata. Was er unter diesen Subspezies versteht, geht am besten aus seinen
Zeichnungen der typischen Exemplare hervor. Uns interessiert hier am meisten, daß Lilljeborg
hyalina und galeata wieder auseinanderreißt und beide der longispina koordiniert. Im Grunde
genommen erscheint also die Richardsche und Sars’sche Anschauung im neuen Kleide wieder.
Die neueste Zeit ist auch bei den Lilljeborg’sehen zwei Arten nicht stehen geblieben. Ekman,
der auch longispina und hyalina vereinigt wissen will, gibt schon an, daß auch eine Vereinigung von
cucvllata und longispina begründet wäre. Diese letzte Stufe der Entwicklung der Systematik ist denn
auch von Stingelin und Keilhack erreicht worden. Stingelin führt nur eine Art „longispina“ mit
vielen Varietäten und Formen an, die zu nennen ich unterlasse. Keilhacks Systematik möchte ich
jedoch in kurzer Übersicht wiedergeben, da es das Letzte, Neueste darstellt, und speziell die deutschen
Arten oder besser Varietäten und Formen berücksichtigt.
Keilhack teilt die Art D. longispina ein in vier Varietäten, die dritte und vierte dieser Varietäten
sind cristata und cucvllata, während die erste und zweite die Daphnien ohne Nebenkamm und
mit Nebenauge umfassen und die Namen longispina s. str. und hyalina tragen. Die beiden Gruppen
unterscheiden sich durch den Kopfkiel, der bei longispina fehlt. Die hyalina umfaßt darnach also
in der Hauptsache die Formen mit Crista, während die longispina- Gruppe aus den litoralen Varietäten
sich zusammensetzt. Jede Varietät zerfällt wieder in eine Anzahl „Formen“, deren Namen
in nachstehender Übersicht aufgeführt sind.
longispina s. str. f. pellucida P. E. Miiller.
typica 0. F. Miiller. rotundifrons G. 0. Sars.
litoralis Sars. lacustris G. 0. Sars.
rosea Sars. galeata G. 0. Sars.
leydigi Hellich. procurva Poppe.
cavifrons Sars. curvata Seligo.
frieddi Hartwig. var. cucvllata.
rectispina Kroyer. f. apicata Kurz.
ventricosa Hellich. f. berolinensis Schòdler.
caudata Sars. f. cucvllata G. 0. Sars.
hyalina. Jcahlbergensis Schòdler.
rectifrons Stingelin. vitrea Kurz.
richardi Burckhardt. f. incerta Richard.
lucernensis Burckhardt. • f. sdigoi.
typica Leydig. var. cristata G. 0. Sars.
eylmanni Burckhardt.
Keilhack mu ß sich nun bei genauer Benennung einer gefundenen Daphnide zusammengesetzter
Namen bedienen, wie Daphnia longispina var. hyalina f. galeata.
Es fragt sich jetzt, welches System am besten unseren Anforderungen entspricht, und ob vor
Zoologica. Heft 67. 43