zweifelhaft, denn es ist zu bedenken, daß die Samenmassen nach der vollzogenen Begattung zunächst,
zum größten Teil in der großen Samentasche, die keine drüsigen Wände besitzt, hegen bleiben.
Allerdings scheint der Umstand, daß auch schon die Ooeyten der ganz jungen Segmente am
Hinterende besamt sind, und vor allem die Tatsache, daß sowohl dort als auch in allen anderen davorliegenden
Segmenten Spermien in dem engen Kanal des Beceptaculums und im Ovarium angetroflen
werden, darauf hinzudeuten, daß gleich nach der Füllung der Samentaschen die Überwanderung
der Spermien in die Eierstöcke beginnt. Da aber immer die Samentaschen ganz mit Samenfäden
erfüllt sind, so macht es den Eindruck, als wenn das Passieren des engen Kanals mit großen Schwierigkeiten
verbunden sei,' Man findet auch stets an dem Eingang zu dem engen Kanal aus der großen
Sammeltasche dichtgedrängte Knäuel von Spermien, die dort scheinbar auf einen Widerstand stoßen
(Fig. 10 und 22). Ferner hegen die Spermatozoen der großen Sammeltascbe nicht selten noch bündelweise
nebeneinander, wie sie sich auch in deT Leibeshöhle und den Vesiculae seminales der Männchen
finden, und wie man es an den sich intensiv färbenden Gruppen von Spennaköpfen leicht sehen kann.
Niemals dagegen trifft man etwas Ähnliches in dem engen Kanal und dementsprechend auch nie in
dem Gang zum Ovarium oder gar in letzterem selbst. Die Spermatozoen werden in diesem „drüsigen“
Teil des Beceptaculums isoliert, wenn sie das nicht schon vorher waren, und wandern einzeln in
verhältnismäßig spärlicher Anzahl in den Eierstock hinüber. Vielleicht beruht das Hindernis in der
Anwesenheit von Wimpern in dem Kanal, die in entgegengesetzter Bichtung zum Wege der Spermien
schlagen, wie es ja sein muß, wenn das ganze Organ ein umgewandeltes Nephridium ist.
Bemerkenswert scheint endlich noch die Tatsache, daß sich nicht selten einzelne Spermatozoen
in den Lücken zwischen den großen Zellen des „drüsigen“ Teiles finden, ja daß wenige von ihnen
mitunter in die „Drüsenzellen“ selbst eingedrungen sind. Letztere Art von Samenfäden fand ich aber
stets nur im plasmatischen Teile der Zellen, niemals in den homogenen Sekretballen. Die Köpfe dieser
eingedrungenen Spermien unterscheiden sich in nichts Von denen, welche in das Ovarium gelangen.
Wenn ich in meiner früheren Mitteilung geschrieben hatte: „In den Beceptacula besitzen die
Spermatozoen zunächst noch kurze und dicke Kopfteile. Scheinbar unter dem Einfluß des Sekrets
jener erwähnten Drüse wandeln sich dann aber die Kopfteile um in lange dünne, fadenförmige
Gebilde “, so muß ich diesen Satz jetzt etwas einschränken, da er mir nicht die Regel zu sein scheint.
.Man trifft nämlich meistens auch schon in den Samentaschen die Spermienköpfe in der definitiven
Gestalt, und nur gelegentlich sind dieselben noch kürzer und dicker. Wie wir später sehen werden,
ist eine solche Form ein Übergangsstadium bei der Umwandlung der Spermatiden in die Spermatozoen,
und es mag sein, daß gelegentlich solche unfertigen Samenfäden von den Männchen übertragen werden.
Ob derartige Übergangsstadien nun tatsächlich noch ihre definitive Form annehmen können, und
ob daran etwa die „Drüse“ in irgend einer Weise beteiligt ist, ließ sich nicht entscheiden. Es ist
ja immerhin sehr wahrscheinlich, daß zwischen jenen Massen von unfertigen Spermatozoen in manchen
Samentaschen doch einzelne in definitiver Form vorhanden sind, aus denen allein sich dann die in das
Ovarium hinüberwandemden Samenfäden rekrutieren könnten.
Auf der einen Seite setzt sich, der „drüsige“ Teil des Beceptaculums nach der kappenförmigen
Verdickung von dessen Wand fort und vereinigt sich mit dieser. Dabei geht die drüsige Form der
Zellen allmählich in die von echten Exkretzellen über (Fig. 9). Gelegentlich finden sich den Konkrementen
der verdickten Kappe ähnliche Einschlüsse auch an einzelnen Stellen der dünnen Wand des
Sämmelraumes (Fig. 14).
Das ganze Beceptaculum ist von einer Peritonealmembran überzogen.
Der Kanal in dem „drüsigen“ Teil des Beceptaculums setzt sich nun fort in den Gang, der
zum Eierstock führt, wie Textfig. 2 und Fig. 10,11 und 21b zeigen. Wie sich an isolierten Geschlechtsorganen
von Sacc. major messen ließ, ist der freie Teil des Kanals vom Keceptaculum bis zum Eintritt
in das Ovarium mindestens x/10 mm lang. Dadurch ist er denn auch imstande, den Abstand zwischen
beiden Organen zu überbrücken, so daß P i e r ä n t o n i s erwähnter Zweifel hinfällig wird. Sein
Durchmesser beträgt hier 12—15 ^ .
Der Kanal besitzt sehr dünne Wände, in denen einzelne flache Kerne sichtbar werden. Der
Nachweis von Cilien ist auch hier wieder durch den Spermatozoeninhalt erschwert, doch sprechen
die Bilder der Schnitte dafür, daß in diesem Teile des Organs solche vorhanden sind.
Der Kanal zieht nun weiter bis an das vordere Dissepiment des betreffenden Segmentes. Er
dringt dabei nicht eigentlich in das Ovarium ein, sondern verläuft in dem dasselbe umgebenden
Peritonealgewebe, wird aber von den Ooeyten beinahe ganz umwachsen, so daß er auf entsprechenden
Schnitten durch das Ovarium hindurch zu ziehen scheint (Fig. 11 und Textfig. 2). Sein Lumen bleibt
auf dem ganzen Wege ungefähr gleich weit und besitzt einen Durchmesser von etwa y 10
An der Stelle, wo der Kanal das Ovarium erreicht, finden sich in dessen Wand häufig die gleichen
Konkremente, wie wir sie in einzelnen Teilen der Wände des B-eceptaculums kennen gelernt haben
(Fig. 13, Taf. XXVI). Über die Bedeutung dieser Konkremente wird gleich nachher zu sprechen sein.
Bis in die Gegend, wo der Kanal in der Nähe des Keimlagers vorbeizieht, lassen sich in ihm
stets einzelne Spermatozoen nachweisen, immer kenntlich an den intensiv gefärbten, langgestreckten
Köpfen. Hinter diesem Gebiet, in Wirklichkeit also rostral davon findet man niemals Spermien
in dem Kanal. Sie werden also alle in das Ovarium abgegeben. Es wurde schon erwähnt,
daß die Samenfäden in der Umgegend des Keimlagers wahrscheinlich die Wände des Kanals
durchdringen und durch die Lücken des dort stark entwickelten Bindegewebes zu den Ooeyten
Vordringen.
Das innere Ende des Kanals ist in Fig. 12, Taf. XXVI dargestellt. Er durchbricht das Dissepiment
etwa in der Mitte und mündet dort durch einen kleinen, von mehreren Zellen gebildeten Trichter in
das Cölom des vorhergehenden Segmentes. Dieser Trichter besitzt wie die der Spermadukte und die
der Ovidukte keine bewimperten Wände. Die Cilien beginnen vielmehr hier wie dort erst in dem
verengerten Teile des Kanals.
* | *
Es scheint mir keinem Zweifel zu unterliegen, daß wir es hier in diesem Kanal, der sich zu dem
Beceptaculum erweitert, mit einem Organ zu tun haben, das seinem ganzen Bau nach sich mit einem
Nephr idium vergleichen läßt. Es ist wohl auch anzunehmen, daß bei jungen, noch nicht begatteten
Weibchen dieses Organ noch als Exkretionsorgan fungiert. Wenigstens läßt das Vorhandensein
der trichterförmigen inneren Mündung in die Leibeshöhle bei Sacc. major dieses vermuten.
Sekundär erst hat dieses Organ wohl die zweite Funktion übernommen, den Samen aufzuspeichern
und in das Ovarium zu leiten.
Zunächst ist ja der ganze Bau des Kanals mit innerer Mündung in der Leibeshöhle und äußerer
ins Freie völlig der gleiche, wie wir ihn bei den Anneliden-Nephridien zu finden gewohnt sind. Das
Beceptaculum mit seinen verschiedenen Teilen ist wohl nichts anderes, als eine der bei Nephridien
so häufigen Schlingenbildungen und in seinem Sammelraum zugleich die entsprechend vergrößerte
Endblase eines solchen Exkretionsorgans.