stehen also in unmittelbarer Folge eine aus der anderen und bilden die Reihe der Hauptknospen.
Sie folgen einander aber nicht in gerader Linie, sondern im Zickzack: weicht die zweite Knospe nach
links ab, so stellt sich die dritte nach rechts, die vierte wieder nach links und so fort, eine Regel, die
wir sowohl bei Pectinatella als bei Cristatella aus Gründen der Raumersparnis überall auch in älteren
Stöcken befolgt sehen, die aber Ausnahmen zuläßt, sobald solche bei der Häufung der Knospen
erforderlich werden.
Ungefähr gleichzeitig mit der dritten dieser Knospen erscheint in dem Gebiete der Kolonialwand,
welches zwischen der ersten und zweiten Knospe liegt, eine neue, die nicht im unmittelbaren Anschluß
an eine der früheren, also nicht unter der Form der Doppelknospe, sondern scheinbar selbständig; auf-
tritt (Fig. 40, 42, 43: B‘). Sie entsteht aus embryonalem Restmaterial, welches der ersten Knospe (A)
zugehör-t, und ist als jüngere Tochter derselben und als Schwester von B zu deuten. Ihre Stelle ist
etwas oberhalb und zugleich seitwärts der Schwesterknospe, und zwar, wenn diese nach rechts von
der Hauptknospe abwich, links von beiden (vgl. Fig. 43), wenn sie nach links abwich, rechts. Auf
diese Weise kommt eine gewisse Unsymmetrie in den Bauplan des jungen Stückes, den man, je nach
der Richtung der Axc AB, links- oder rechtsläufig nennen könnte. Beide Fälle sind ungefähr gleich
häufig: unter 35 eben ausgeschlüpften Stöckchen fand ich 19mal den einen (Axe AB nach links,
Schema 1), 16mal den anderen Fall (Schema 2, Fig. 43).
Zwischen B und B‘ kann dann noch eine dritte Schwesterknospe, B-, sich 'einschalten (Fig.
42, 43), und ebenso kann auf B eine zweite Tochter, G‘, als Schwesterknospe von C folgen (Fig. 43).
Diese Knospen kommen jedoch in der Regel erst einige Zeit nach dem Ausschlüpfen des Stockes zum
Vorschein, die Knospe Bi bleibt mitunter auch ganz aus.
Die Zahl und das gegenseitige Verhältnis der Knospen einer jungen Kolonie, welche die Schalen
soeben verlassen hat, kann demnach durch die folgenden beiden. Schemata anschaulich gemacht
werden, in denen die Knospen durch die entsprechenden Buchstaben bezeichnet sind. Die Stellung
der Knospen ist so wiedergegeben, wie sie bei Ansicht des Stockes von .vom (Fig. .43) erscheint.:;
1) iA 2) lA
vDE
Schema 1 stellt eine linksläufige, 2. eine rechtsläufige Kolonie dar, und zugleich, ist im ersten
Falle die kleinste, im zweiten.die größte Knospenzahl angenommen, die bei normal entwickelten Tieren
ziir Zeit des Ausschlüpfens, vorkommt. Die vor den Buchstaben stehenden Zahlen bezeichnen die
Altersfolge der Knospen, unter denen nur die beiden ältesten, A und B, bereits ausstreckbar sind.
Die durch Bögen verbundenen Knospen stehen im Stadium der Doppelknospe.
Vergleichen wir nun diese Knospungsweise mit der in äl teren Pectinatella-Stöcken, so zeigt
sich nur bei der ersten Tochterknospe B eine Verschiedenheit. Während nämlich später die erste
Tochterknospe direkt aus dem Halsteil der Mutterknospe hervorgeht, wie es auch im Statoblasten
schon bei der Enkelknospe C der Fall ist (Fig. 38), so entsteht die Knospe B im Statoblasten aus
einem Zellkomplex, der sich zwar an die Hauptknospe A unmittelbar anschließt, aber doch nicht
aus ihr selbst hervorkommt. Es ist aber leicht zu zeigen, daß es sich hier lediglich um eine f o r m a l e
Abweichung handelt, die durch die eigenartige Entstehung der Hauptknospe bedingt ist. Diese
erscheint nicht sogleich als polypoide Bildung, sondern tritt in Form der flächenhaft ausgebreiteten
Keimscheibe auf, die sich erst allmählich zur polypoiden Knospe zusammenzieht. Da wir nun das
Prinzip der Doppelknospe, vermöge dessen eine Knospe aus der anderen entspringt, im Grunde auf
einen Teilungsvorgang der Knospenanlage zurückzuführen haben, so versteht es sich von selbst,
daß von der Form dieser Anlage zunächst auch die Form ihrer Teilungsprodukte abhängt, daß also
die flächenhafte Anlage der Knospe A auch eine flächenhafte Anlage der Knospe B nach sich zieht.
So finden wir es beim Statoblasten in der Tat. Der flächenhaften Keimscheibe entspricht eine flächenhafte
Anlage der Knospe B, und da beide unmittelbar miteinander Zusammenhängen, so liegt nichts
näher, als die Knospe B als ein später zur Differenzierung gelangtes Stück der Keimscheibe selbst
aufzufassen, das zur Hauptknospe A in ganz demselben Verhältnis steht, wie der jüngere Teil einer
typischen Doppelknospe zum älteren. Die beste Bestätigung dieser Auffassung bietet uns die weitere
Entwickelung im Statoblasten selbst, wo sich die Knospen AB bald in einem solchen Stellungsverhältnis
zeigen, daß sie von einer auf gewöhnliche Weise entstandenen Doppelknospe nicht mehr zu
unterscheiden sind (Taf. VI, Fig. 32, 34).
Bei Cristatella liegen die Dinge insofern ähnlich, als auch hier nur die Bildung der ersten
Tochterknospe von der normalen ab weicht. Es kommt aber hinzu, daß diese Knospe nicht in unmittelbarer
Nähe der Hauptknospe auftritt, sondern in so großer Entfernung, daß eine Zugehörigkeit zur
Keimscheibe nicht mehr nachweisbar ist (Taf. IV, Fig. 10). Gleichwohl muß zwischen beiden Anlagen
eine Verbindung bestehen, da die jüngere Knospe stets in bestimmter Weise zur älteren orientiert ist,
nämlich genau so, wie es bei der Tochterknospe im Verhältnis zur Mutter allgemein der Fall ist. Dieser
Zusammenhang kann nur durch die embryonale Wandschicht des Statoblasten vermittelt sein und muß
auf ursprünglicher Veranlagung der Zellbezirke beruhen. Eine solche Veranlagung müssen wir aber
auch bei Pectinatella für das die Knospen A und B umfassende Gebiet der Statoblastenwand annehmen,
wo sich ganz dieselben organbildenden Vorgänge abspielen, freilich auf engerem Raum. So daß
denn zwischen Cristatella und Pectinatella wiederum nur ein rein formaler Unterschied vorliegt,
indem bei Cristatella die knospenbildenden Zellen weiter auseinandergezogen und auf eine größere
Fläche der Wandschicht verteilt sind, wie das ja auch bei der Entwickelung der Hauptknospe sich sehr
deutlich ausspricht. Die Anlagen A und B sind daher bei Cristatella nur noch vermöge ihrer Zugehörigkeit
zu der embryonalen Wandschicht des Statoblasten als morphologische Einheit zu erfassen,
aber sie treten nicht wie bei Pectinatella in Form einer zusammenhängenden Verdickung zu Tage.
Offenbar ist die Entwickelung bei Cristatella auf ein früheres Stadium zurückverlegt, auf
eine Stufe, wo sie einen weiteren Weg zu durchlaufen hat, um zu dem normalen Zustande der Knospung
zu gelangen. Pectinatella hat schon einen kürzeren Weg, sie bildet gleichsam das Mittelglied zwischen
jenem Verhalten von Cristatella und der Knospung im Stock, wie sie bei allen Phylactolämen im
Schwange ist. Bei Pectinatella haben wir noch die typische, flächenhafte Keimscheibe und zwei
besondere, aber schon unmittelbar benachbarte Gebiete für die erste und zweite Knospe. Dagegen