Als hlebenprodukt (!) dieses Prozesses erscheinen imParanuclein winzige, sich violett färbende
Körnchen, die die Vakuolen umsäumen, richtiger gesagt, von den letzteren vor sich her getrieben werden.
Durch das Zusammenwirken mehrerer Vakuolen (cf. Tafel XXXIII, Figg. 20, 21) entstehen
rosettenförmige Figuren, die mit der hyalinisierten (sekundären) Kernwand normalerweise durch
radienartige, feine Filamente in Verbindung stehen. Wo diese fehlen, handelt es sich meiner
Meinung nach um eine durch die Mikrotomie verursachte Artefaktenbildung.
Diese rosettenförmigen Körper, deren Gestalt zuweilen an die von Myriopoden oder Würmern
(Tafel XXXIII, Figur 26) erinnert und welche ursprünglich aus den oben erwähnten violett gefärbten
Körnchen (Nebenprodukte des Vakuolisationsprozesses) zusammengesetzt werden, erfahren anscheinend
eine zentripetale Verdichtung und chemische Veränderungen. Denn in unserem Hämato-
xylin-Säurefuchsin-Gemisch färben sie sich nicht mehr violett, sondern schmutzig graublau. Auch
ist von der körnigen Natur selten noch etwas zu erkennen; meist sind sie homogen. .
Die in den Vakuolen enthaltene Flüssigkeit scheint die hyalinisierte Kernmembran auf lösen
zu können, denn zuweilen bricht die Vakuole nach außen durch. Ich erwähnte gelegentlich (h. 1.
S. 388), daß die Phorocyten der Knospenähren vom Typus II schneller verschwinden als die der
Knospenähren vom Typus I und daß bei ihnen höchstwahrscheinlich die fettige Nekrose in Ausfall
kommt. Ich kann es zwar nicht beweisen, möchte aber glauben, daß dies darin seinen Grund hat,
daß die Vakuolisation des Paranucleins mit ihren Nebenerscheinungen (Auflösung der hyalinisierten
Kernschichten und Durchbruch nach außen) zu einer vorzeitigen Zertrümmerung des entarteten
Phorocytenkerns führt.
Ähnliche Beobachtungen über den Zusammenhang von Vakuolisation und Zertrümmerung
der Nucleolen verdanken wir Lubosch (1902).
Die rosettenförmigen Kernkörperchen, die man vielleicht den Nucleolini der sogenannten
Kapselnucleolen Luboschs vergleichen könnte, vermögen auf die oben beschriebene Weise ins
Phorocytenplasma einzudringen. Einzelne derselben zeichnen sich durch einen mehr oder weniger
scharfen Umriß aus und ich frage mich, ob dieser nicht vielleicht dadurch zustande kommt, daß
sich gelöste hyaline Substanz auf den bereits verdichteten rosettenförmigen Kernkörperchen niedergeschlagen
hat. Die Antwort ist nicht leicht und muß weiteren Untersuchungen über die Veränderungen
dieser Körperchen Vorbehalten bleiben.
Ähnliche Granulationen sind mehrfach (Baum, Foä) in Geschwulstzellen beobachtet worden.
Pianese fand sie in Carcinomen der Brustdrüse und neigt zu der Auffassung, daß sie spezielle
Alterationen des Zellsekrets darstellen. Er gibt aber die Möglichkeit zu, daß diese Körperchen von der
Verschmelzung zweier Zellen herrühren, von denen die eine einen normalen, die andere einen veränderten
Kern besitzt (1. c. Anm. S. 119).
Nach dem oben Gesagten hat jedenfalls die letztere Deutung viel für sich.
Ich erwähnte bereits, daß die beiden Alterationen, die das Paranuclein betreffen können
(Pyreninorhexis + Vakuolisation) an verschiedenen Polen des entarteten Kerns beginnen und daß
es — infolge der für diese Prozesse charakteristischen Ausbreitungserscheinungen — im Kern eine
intermediäre Zone gibt, nämlich da, wo die beiden Prozesse aufeinanderprallen.
Schnitte durch diese Kegion (cf. Tafel XXXIII, Fig. 24) zeigen uns den Nucleolarkörper von
zahllosen kleinen Körnchen und deren Granulationen, die als Nebenprodukte bei der Vakuolisation
entstehen, durchsetzt. Daneben bemerkt man auch angeschnittene Vakuolen, sowie regellos verteilt
die zentripetalen Verdichtungsprodukte des Paranucleins.
So entsteht ein ungemein buntes Bild, welches oft die bizarrsten Farbennuancierungen (hervorgerufen
durch regellose Gruppierung der Körnchen) aufweist und ohne die vorangegangenen
Bemerkungen über die heteropolen Alterationen des Paranucleins schwerlich verständlich sein dürfte.
Fettige Degeneration.
(Schwund des Ke r n s in toto. )
An dem Pol des Kerns, an welchem zuerst die Fragmentation und die zentripetale Verdichtung
des Paranucleins beobachtet werden kann, setzt nun auch die fettige Entartung ein, die schließlich
die Auflösung der gesamten Phorocyte in einen fettigen Detritus herbeiführt.
Dieser Degenerationsmodus läßt sich am leichtesten verfolgen, da er durch Osmiumsäure
(Flemmings, Hermanns Gemisch) sicher nachgewiesen werden kann.
Im Vorjahre habe ich mich dahin erklärt: „Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die fettige
Entartung des Kerns mit seiner hyalinen zusammenhängt. In der Tat scheinen die Grenzgebiete
der hyalinisierten Kernschichten die Bildungsstätte des Fettes zu repräsentieren. Dafür spricht
erstens die intensive Osmium-Schwärzung (Reduktion der 0 s0 4 zu schwarzem Osmihydrat) der
betreffenden Kernpartien, die nach dem Kerninnern zu abnimmt, während dafür Öltropfen auftreten;
ferner die konstante Lokalisierung der Osmiumschwärzung auf die Nähe der hyalinisierten Kernschichten.
Da wie gesagt nur ein Teil der Kernoberfläche der hyalinen Degeneration verfällt, erscheinen
die Kerne infolge der einseitigen Schwärzung auf Schnitten plastisch (Tafel VII, Fig. 20; Tafel VIII,
Figg. 32, 33, 34)“. Vgl. ferner h. 1. Tafel XXXIII, Figg. 30, 31.
Die letzte Bemerkung ist nur teilweise richtig. Nicht weil es sich um partielle Hyalinose
handelt, erscheint der Kern auf Schnitten plastisch, sondern weil die Dicke der hyalinen „Kernmembran“
ganz beträchtlich variiert und weil --Ä wie wir im Vorigen gesehen haben — vor der fettigen
Entartung noch andere Zerstörungskräfte im Kern wirksam sind.
In Figur 29, Tafel III ist ein Schnitt durch ein sehr interessantes Übergangsstadium einer
Phorocyte wiedergegeben, deren Kern zwar noch keine Fettropfen aufweist, aber schon die erste
Andeutung fettiger Entartung erkennen läßt. Wir sehen hier, daß die ursprünglich homogene
Membran, welche den Kern (und zwar nicht nur einzelne Partien seiner Oberfläche, sondern schließlich
den ganzen Kern) wie eine Kapsel umgibt, körnig zerfällt und ich stehe nicht an, diese Körnchen
für in Bildung begriffenes Fett zu erklären, obwohl sie im ungefärbten Präparat eine braune Farbe
besitzen, während die echten Fettropfen nach Konservierung in Flemmings Gemisch einen grau-
schwarzen Farbenton annehmen.
Die Figuren 30, 31 auf Tafel XXXIII zeigen Schnitte durch Phorocyten mit fettig entarteten
Kernen. Die Fettropfen speichern die sauren Farbstoffe und färben sich mit Säurefuchsin dunkel
rubinrot, mit Orange-G. dunkelbraun. Daneben findet man im Kern rundliche bis ovale Körperchen
vor, die wie die Fettropfen von einem hellen Hof umsäumt werden und sich in den entsprechenden
Farblösungen hellrot bezw. gelb- bis gelblich-braun tingieren. Sie sind offenbar mit den durch
Fragmentation und zentripetale Verdichtung des Paranucleins entstandenen, bereits besprochenen,
schwach lichtbrechenden Kügelchen identisch.
Häufig findet man diese Kügelchen kleineren oder größeren Fettropfen angelehnt; zuweilen
werden die letzteren sogar aufgenommen, so daß man an eine Durchtränkung der „Nucleolini“
mit Fett glauben muß. Hierdurch dürften die allmählichen Farbenübergänge hell- bis dunkelrot