daß man nicht selten Gebilde für Phorocyten hält, die gar nicht dem Larvenkörper, sondern dem
mütterlichen Entoderm angehören (Textfigg. 2, 3). Ich glaube, daß die besprochenen Zellen den
sogenannten Trägerzellen Stschelkanowzews entsprechen.
Wenn diese Vermutung zutrifft, so erklärt sich auch ganz zwanglos die Angabe Stschelkanowzews,
daß seine „Trägerzellen“ einerseits in das mütterliche Entoderm Auswüchse hineintreiben, andererseits
•ation der C. p r o b '
sglichkeit den ihr gebot
sm des Muttertieres a
von letzteren innig umfaßt werden. Das
eigenartige Bild hat Stschelkanowzew veranlaßt,
hier von einer ersten Andeutung
einer Placenta im Tierreich zu sprechen.
Später reißt sich die Larve vollständig los
und zwar wird dieser Vorgang durchs die
lebhafte Bewegung von Wimperhaaren, mit
denen sich das Ektoderm bedeckt hat, erleichtert.
(Metschnikoff, 1. c. 1886. p. 115
unten.)
Stschelkanowzew hat festgestellt, daß
die jungen Larven im mütterlichen Gastro-
vaskularraum stets mit der Mundseite (d. h.
der Bauchseite, denn an dieser bricht der
Mund durch) nach der Rückenseite der Mutter gerichtet orientiert sind. Soweit ich dies verfolgen
konnte, ist die Durchbruchstellc des Mundes bei den jungen Larven durchaus nicht fixiert (Textfig. 4).
Die erwähnten Stadien,- die nach den übereinstimmenden Angaben Stschelkanowzews und
Metschnikoffs als Delaminationsgastrulae aufzufassen sind, sind nun in mehrfacher Beziehung
interessant.
Ich erwähnte bereits,
daß der Larvenkörper
sehr beweglich ist und
sich daher dem umgebenden
mütterlichen Gewebe
mit seinen Vorsprüngen
usw. anzupassen vermag
(Textfigg. 2, 3, 4).
Mit solchen sekundären
Gestaltsveränderungen
dürfen nun nicht
4. Vgl. Erklärt«
Larven der C. proboscidea <
stelle des Mundes gibt sic
xtiigur 3. Bemerken!
Einschnürungen des Larvenkörpers verwechselt werden, die auch dann erfolgen, wenn kein äußerer
Anlaß dazu vorliegt. Diese Einschnürungen erfolgen anscheinend aus inneren Ursachen und führen
in der Folge zu Teilungen (äquale und inäquale Quer- und Längsteilungen beobachtet).
Es ist interessant, daß diese Fähigkeit zu ungeschlechtlicher Vermehrung bei der Enkelgeneration
der Cunina proboscidea, der Cunina parasitica Metschnikoff wiederkehrt (cf. Textfig. 5, 6.
Woltereck, 1. c. 1905, Hanitzsch, 1. c. 1911 und h. 1. Tafel XXXII, Fig. 12).
Den Beginn eines solchen Zerfalls habe ich auf Tafel XXXI Fig. 1 abgebildet. Auf dieses Bild
werde ich später bei Besprechung der Anlage der Rückenscheibe noch zurückkommen. Die EktodermTextfigur
zellen der Larven sind auf diesen Stadien in reger tangentialer Teilung begriffen. Infolgedessen bleibt
nur die obere Tocbterzelle an der Oberfläche, die andere rückt in die Tiefe vor (ei. die zahlreichen Kernteilungsfiguren
Tafel XXXI Fig. 1, Text ¡¡gg. 2,3,4). Däs;ursprünglich einschichtige Ektoderm (cum
Stschelkanowzew contra Metschnikoff) wird zunächst zweischichtig. Die periphere Schicht teilt sich
nun radial weiter, ihre Kerne erscheinen dunkler als die der darunterliegenden Schicht, die sich lebhaft
weiter teilen (TafelXXXI, Eigg. 1,2). Ganz oberflächlich kann man schon eine schmale dunkle periphere
Ektodermscbicbt und eine bellere darun-
terliegende Ektodermschicht unterschei-
m ■ den. Wir wollen sie im folgenden genauer
Jf J f unterscheiden als die Zone des definitiven
Ektoderms von der Zone der inter-
W stitiellen Zellen (Kleinenberg), die in
diesem Falle nachweislich ektodermaler
Herkunft sind. Die Zellen der erst-
genannten Zone sind charakterisiert
-h—-hlmi■: ¡.f f durch epitheliales Wachstum, während
Textfigur s. Textfigur e. die interstitiellen Zellen einen gewissen
Schematische Darstellung des Teilungsverlaufs bei Cunina parasitica-Larven. , •, . ^
Textfigur 5: äquaie Quorteiiung. — Textfigur 6: mäquaie Längsteilung. embryonalen, bildungsfähigen Charakter
bewahren. Ich will vorausschicken,
daß sich aus diesen Zellen die Geschlechtszellen, die Nesselzellen der künftigen Tentakel, wahrscheinlich
auch Ganglienzellen differenzieren.
Das in Figur 2 Tafel XXXI und Textfigur 7 abgebildete Stadium ist nun von hohem Interesse.
Es zeigt einen Stolo (der von Metschnikoff zuerst beobachtet, dessen Existenz von Stschelkanowzew
dagegen bestritten wurde), an dessen Bildung sich beide Zonen des Ektoderms beteiligen und hierdurch
den Eindruck Vortäuschen, als ob beide Keimblätter
die Knospung des Stolo einleiten. Dies ist aber nicht
der Fall. Beide Keimblätter sind immer durch eine
deutliche, an keiner Stelle unterbrochene Stützlamelle
getrennt.
An der Stelle, an der sich sonst normalerweise
das Entoderm vorstülpt, befindet sich konstant (in
allen sieben Fällen) eine Gruppe kleinerer, dunkler
Kerne. Unzweifelhaft sind sie Abkömmlinge der interstitiellen
Zellkerne.
Bevor ich nun auf die theoretische Ausdeutung
Bemerkenswert: Die Struktur dos Ektoderms, dann die distale Aushöhlung
des Stolo, die eine angeschnittene Gastralhöhle v o r t
ä u s c h t (cf. Textfigur 8).
der geschilderten Verhältnisse eingehe, möchte ich mit Rücksicht auf die Seltenheit des Vorkommens
ektodermaler Knospung, auf die bis jetzt bekannt gewordenen Fälle hin weisen.
So hat Chun ausführlich geschildert, wie bei Margeliden die Knospen ausschließlich aus dem
Ektoderm entstehen und die Gastralhöhle der Knospen erst sekundär mit der Gastralhöhle des
Muttertieres in Verbindung tritt. Neuerdings hat Hadzi bei Hydra behauptet, daß die Knospenbildung
eingeleitet wird von den in reger Vermehrung begriffenen interstitiellen Zellen des Ektoderms,
welche durch die Stützlamelle ins Entoderm eindringen, worauf die Ausstülpung beider Keimblätter
eintritt. Wenn dies zutrifft, beteiligen sich also auch bei Hydra keine echten Entodermzellen an der