könnte man die kleine ektodermale Auftreibung der Rückenscheibe, welche ich in Textfig. 12 b wiedergegeben
habe, für den letzten Rest der drüsigen „Knospe“ halten.
Schließlich erhält man das uns durch die Untersuchungen Metschnikoffs und Stschelkanowzews
vertraute Bild, welches ich in Textfigur 12a dargestellt habe. Man sieht: die Rückenscheibe ist
anfänglich sehr klein und dick. Bekanntlich bleibt das nicht so. Sie degeneriert frühzeitig und wird
zu einer dünnen zweischichtigen Membran, die sich in zahlreiche Falten legt.
Textfigur 12 a. Schnitt durch eine Ls
noch mehrschichtig) noch keinerlei
aufweist. Ebenso hat auch die &
Stschelkanowzew hat
nun versucht, diese Faltung
verantwortlich zu machen für
die „irrtümlichen“ Angaben
Metschnikoffs über aborale
Knospung bei den Cunina
proboscidea-Larven (zweiter
Generation),
Wie wir gesehen haben,
e der Medusen der 2. Generat
ndständige Spezialorgane (definiti
Gallerte-Abscheidung noch nicht eingesetzt. Der Larvenmund ist
diesem Schnitt nicht getroffen.
Textfigur 12 b. Teil eines Schnittes durch den Schirm einer Larve von gleicher Entwicklungshöhe (Rück
scheibe der älteren Autoren). Die kleine e k t o d e rm a l e Erhebung ist möglicherweise der Rest
drüsigen Knospe. (Oberer Abschnitt des „Stolo". S. Textfig. 10.)
enthalten diese „irrtümlichen“ Angaben immerhin ein gutes Stück Wahrheit, wenngleich Metschni-
koff die große morphologische Bedeutung seiner ersten „Knospe“ (= Stolostumpf) für die gesamte
Entwicklung der zweiten Generation von Cunina proboscidea'— mangels instruktiver Ubergangsstadien
— verkannt hat; das gleiche gilt für Stschelkanowzew.
Ich vermochte noch die Anlage der von Metschnikoff als Randkörperchen, von Stschelkanowzew
als Gehörkölbchen bezeichneten Gebilde (vgl. Anm.1), h. 1. S. 373), ferner die Anlage der defini t iven
Tentakel und des Velum zu verfolgen. Die genannten Vorgänge bieten jedoch keine bemerkenswerten
Besonderheiten und ich kann mich daher mit einem Hinweis auf die mehrfach zitierten Arbeiten
meiner Vorgänger begnügen, zumal mir sehr viel ältere Entwicklungsstadien nicht zur Verfügung
standen. Die Hauptcharaktere der zweiten Generation von Cunina proboscidea habe ich bereits in
meiner früheren Arbeit zusammengestellt (1. c. 1911, S. 223—24).
Cunina species?
Während meines Aufenthaltes in Neapel erhielt ich einmal eine Geryonia, deren Magen von
Cuninen-Knospenährcn förmlich verstopft war. Die nähere Untersuchung ergab, daß diese Knospenähren
drei Typen angehörten.
Um Verwechslungen vorzubeugen, wollen wir zunächst die im Vorjahre beschriebenen
Knospenähren von den neuentdeckten Knospenähren kurz als Knospenähren vom Typus I 1) von
den jetzt zu beschreibenden Knospenähren des Typus II bzw. Typus III unterscheiden.
In der Entwicklung der Knospenähren vom Typus I und II tritt nachweislich eine Phorocyte
auf und ihr proximaler Abschnitt, mit welchem sie sich am Wirtstier festsetzen, weist eigentümliche
Veränderungen auf, welche ich weiter unten besprechen werde. Die gesamte Entwicklung dieser
Knospenähren spielt sich im Gewebe der Wirtstiere ab.
i) im Vorjahre (1. c ., 1911) vermutungsweise als 3, Generation der Cunina proboscidea Metsch. angesprochen. Diesmal
gelang es mir, an der auch son st (Metschnikoff 1871, 1 8 85/86, 1886; Stschelkanowzew 1906) als Gattungscharakter benützten
Gestalt der Otoporpen die Zugehörigkeit der von den Knospenähren vom Typus I geknospten Medusen zur Spezies C., proboscidea
Metsch. zu- bestimmen. D ie gen. Knospenähren repräsentieren also tatsächlich die 3. Generation der C. proboscidea.
Die Knospenähren vom Typus III (Cunina species?) könnte man als aboral proliferierende
Medusen bezeichnen. Um dem Leser eine Vorstellung von dem Bauplan dieser Knospenähren
zu geben, brauche ich nur auf die Abbildung einer aboral proliferierenden Meduse der zweiten
Generation von Cunina rhododactyla Haeckel (cf. Textfigur 9) zu verweisen.
Ich will damit nicht sagen, daß die neuentdeckten Knospenähren vom dritten Typus mit den
aboral proliferierenden Medusen der Cunina rhododactyla (zweite Generation) identisch sind, obwohl
sie in manchen Punkten miteinander übereinstimmen. Denn die jungen Medusenknospen haben
eine noch viel auffallendere Ähnlichkeit mit den Knospen eines „cunina stolon“, welchen Bigelow
an der Subumbrella einer Rhopalonema velatum angeheftet fand. Bigelow hält es für wahrscheinlich,
daß die abgeschnürten Medusen seines cunina stolon zur Species Cunina peregrina (n. sp.) gehören,
einer in den tropischen Gebieten des Stillen Ozeans sehr gemeinen Form, von der Bigelow des weiteren
mitteilt, daß die Tochtergeneration einem Prozeß e n t.o d e rm a le r(!) Knospung1) ihre Entstehung
verdankt.
So verlockend auch diese systematischen Spekulationen sind, so muß ich mir doch in dieser
Beziehung eine gewisse Reserve auf erlegen, denn einmal waren selbst die ältesten Knospen der Knospenähre
vom dritten Typus noch zu jung, um eine systematische Bestimmung zu ermöglichen, und zweitens
haben ja die Untersuchungen von Metschnikoff, Maas. Bigelow, Brooks, Mc Crady, Wilson u. a.
ergeben, daß bei Narcomedusen innerhalb derselben Spezies Gestalt, Zahl und Bau der einzelnen
Körperabschnitte, d. h. also der ganze Habitus je nach dem Alter beträchtlich variieren können.
Immerhin will ich im folgenden eine möglichst vollständige Zusammenstellung aller derjenigen
Merkmale, durch welche die Knospenentwicklung und die Knospenähren als solche ausgezeichnet
sind, geben, da diese Aufzeichnung demjenigen Forscher, der das Glück haben wird, eine größere
Zahl dieser Exemplare aufzufinden, vielleicht von Nutzen sein kann.
Zunächst wies diese Knospenähre vom dritten Typus eine ganz sonderbare Verteilung der
Knospen2) auf, welche in der Richtung proximal-distalwärts, bzw. oral-aboralwärts allmählich an
Alter, d. h. an Größe und Entwicklungshöhe abnehmen, so daß demnach distal die jüngeren und
jüngsten (schornsteinförmigen) Knospen liegen,- proximal sich bereits weiterentwickelte Medusenknospen
vorfinden. Die Knospen sind, wie ich durch sorgfältiges Studium der Querschnittserie
feststellen konnte, in einer sehr flach und im Sinn des Uhrzeigers gewundenen Schraubenlinie an-
geordneb, voneinander etwas mehr als 100° entfernt, so daß also die fünfte Knospe nicht genau senkrecht
über die erste zu liegen kommt, sondern interradial zwischen der ersten und zweiten. Das
StellungsVerhältnis habe ich in Textfigur 13 illustriert. Die Knospung findet hier an einem besonx)
„C u n in a peregrina n. sp. exhibits stages in a process o f internal budding. This process, which was observed in 6
individuals, none o f w hich had gonads, takes place w ithin the gastric c a v ity and is restricted to the oral surface Of the gastric lobes.
These swellings vary greatly in form, being either ridges, or more papilliform processes, or even globular eminences. Many of
them, moreover bear secondary prominences, the true buds. In sections the swellings or stolons are seen to be wholly o f endo-
dermic nature, the ectoderm, a t lea st as a d istinc t layer, taking no part in their formation. I t is possible, however, though not
demonstrated, th a t amöboid ectoderm cells may pass through the mesogloea and wander into them. I have no evidence th a t
these large swellings ever become detached, on the contrary, th ey are apparently nothing more than the proliferating regions,
which give off the true buds. The bud, a solid morula-like mass o f about 24 cells, is constricted off from the stolon, and
se t free in the gastric cavity, where a considerable number were observed. Their later history is unknown, except th a t since no
stages more advanced in development were discovered, probably th ey are passed ou t through the mouth o f the parent, to pass
through their larval stages either free or as parasites on some other organism.“ (cf. Bigelow, 1. c. 1909.)
2) Bekanntlich weisen die Knospenähren vom Typus I, und wie ich hier vorausschicken will, auch die vom Typus II, eine
dieser entgegengesetzte Knospen Verteilung auf; distal die älteren, proximal die jüngeren Knospen, (cf. Hanitzsch, 1. c. 1911,
p. 235—36.)
Zoologlca. Heft 67. 48