Versucht man den Darmtraktus herauszupräparieren, so gelingt es niemals den Vorderdarm
mit dem Mitteldarm vereint zu erhalten. Stets löst sich sofort der Magen zwischen den seitlichen
Partien der Leber heraus, da das Mitteldarmepithel außerordentlich zart und hinfällig ist. Der
freigewordene Magen zeigt sich nun im äußeren Anblick (Fig. 14) folgendermaßen:
Zunächst ist ein kurzer, in der natürlichen Lage im Tiere etwas schräg nach vorn ansteigender
Oesophagus vorhanden, der eine nicht unbeträchtüche Ausdehnung in der Längsrichtung aufweist.
Er mündet in den eigentlichen Magen. Dessen obere Kontur von der Seite gesehen, verläuft zunächst
in fast gleichmäßigem Bogen bis etwa über die halbe Länge. Dann biegt sie in einem stumpfen
Winkel ab und wird nach einer zweiten stumpfwinkligen Knickung fast gerade. Der erste Winkel
stellt die Grenze zwischen cardiacalemundpylor icalem Abschnitt dar. Die untere Kontur
verläuft zunächst fast gerade, macht dann mit einem Knick eine Ausbuchtung nach unten. Dieser
Knick, dem oberen Winkel schräg gegenüber liegend, entspricht ebenfalls der Grenze zwischen Cardia-
und Pylorusabschnitt. Nach hinten zu endet der Magen, d. h. der herauspräparierte und aus seinem
Zusammenhang mit dem Mitteldarm freigewordene, in fünf chitinige Spangen. Eine davon, die
d o r s a l e Sp a n g e (d. sp., Fig. 14, 45) stellt als lange schmale Rinne die Fortsetzung der
oberen Magenwand dar. Fast ebensoweit nach hinten reichen die beiden u n t e r e n S e i t e n s
p a n g e n (u. sp., Fig. 14, 15, 45), schmale lange mit Borsten besetzte Gebüde, während die dreieckige
o b e r e S e i t e n s p a n g e (o. sp., Fig. 14, 15, 45), zwischen den unteren Seitenspangen
und der dorsalen Spange gelegen, schon weit mehr oralwärts endet. Durch die Magenwand hindurch
kann man Andeutungen der inneren Struktur schimmern sehen, auf die wir sogleich näher eingehen
wollen. Hier seien nur drei besonders anfallende Linien erwähnt, die über den Cardiateil verlaufen,
die Ausdrücke dreier innerer Furchen, der dorsalen Ringfurche (d. r. f., Fig. 14, 45), der cardiacalen
mittleren Seitenfurche (m. s. f., Fig. 14, 45) und der cardiacalen ventralen Seitenfurche (s. f.,
Fig. 14, 45).
Präparieren wir nun den Magen auf,, oder studieren wir seinen Bau an Sckoittserien, so zeigt
sich, daß die Magenwand nicht überall die gleiche Dicke hat, sondern daß stärkere, manchmal sogar
recht bedeutend verdickte oder nach innen vorgewölbte Teile, ich will sie als „Stücke bezeichnen, vorhanden
sind, voneinander getrennt durch streifenförmige Partien von geringerer Dicke, den „Furchen ,
die manchmal tief rinnenförmig zwischen den Stücken liegen können.
Der O e s o p h a g u s stellt sich als kurzes ovales Rohr dar, die Seitenwände sind Stark
verdickt und bilden zwei lippenförmig sich gegeneinanderlegende Stücke, die I n n e n l i p p e n
(i. 1., Fig. 14, 16, 45). Die vordere Wand hat eine ähnliche, im Schnitte dreieckige Verdickung, die
V o.r d e r 1 i p p e (v. L, Fig. 14, 16, 45). Die gegeneinanderliegenden Flächen der drei Lippen sind
mit Borsten besetzt, deren Richtung nach dem Magenlumen zu geht.
Im Innern des eigentlichen Ma ge ns zeigt sich viel deutlicher als beim äußeren Anblick,
daß ein größerer oraler Abschnitt von einem kleineren aboralen geschieden ist. Der erste ist, entsprechend
der Nomenklatur bei den anderen Malakostraken, der c a r d i a c a 1 e, der letztere der
p y l o r i c a l e A b s c h n i t t . Stücke und Furchen gehen nicht ununterbrochen durch beide
Abschnitte durch; dagegen wiederholt sich im Pylorusteil bis zu einem gewissen Grade die Anordnung
des Cardiateiles.
Wir wenden uns zunächst zu letzterem. Äußerlich sieht man am Magen eine in sich selbst
zurücklaufende Linie, die am Vorderrande etwa dort, wo der Oesophagus in den eigentlichen Magen
übergeht, beginnt, schräg nach oben verläuft, etwa bis zur halben Länge des Cardiaabschnittes. Diese
Linie entspricht dem inneren Verlaufe einer Furche, der d o r S:a 1 e n R i n g f u r c h e (d. r. f.,
Fig. 14 17—21, 40, 41, 45). Es kommt sehr oft vor. besonders wenn man mit dem herauspräparierten
Magen hantiert, daß die Wand in dieser Furche reißt und dadurch die von ihr eingeschlossene Partie
frei wird und sich calotteiiförmig abhebt. Diese ovale Calotte ist' das v o r d e r e d o r s a l e S t ü o k
d e r C a r d i a (-v. d. s., Fig. 14, 17—21, 40, 41, 45). . Dieses Stück ist nur wenig Verdickt und an
seiner inneren Oberfläche stehen keine Borsten. In seinen mittleren Partien ist es, besonders vorn,
manchmal rinnenförmig eingedrückt.
Hinter dem vorderen dorsalen Stück verläuft die dorsale Partie der Magenwand zunächst
eine kurze Strecke weit ohne Verdickung; dann aber macht sich wieder eine solche geltend, die ziemlich
rasch nach hinten zu an Stärke zunimmt und dann am Hinterrande des cardiacalen Teiles plötzlich
endet. Es ist das d a s h i n t e r e dor s a le Stilp ik (F.d. fft,, Fig. 14, 24—27,40), das in gewisse
Beziehung zu den neben ihm liegenden Seitenstüoken tritt, auf die wir weiter unten noch zurück-
kommen werden,
Die ventrale Wand des Magens zeigt eine beträchtliche, in der ganzen Länge ziemlich gleichmäßig
ausgebildete und gleichstarke Verdickung, das v e n t r a l e S t ü c k de r C ar d i a (c. v. st.,
Fig. 14, 19 29, 45). Oben hat es einen medianen Längskiel, der aber nicht ganz bis zum Ende des
Stückes reicht, sondern hier verstreicht, wobei die Oberfläche des Stückes zunächst eben, dann sogar
etwas konkav wird. Vorn ist die Oberfläche etwas breiter als die untere angewachsene Fläche, so daß
die oberen Partien des Stückes seitlich über die unteren Überhängen. Am Hinterende des Cardiaabschnittes
macht sich das Stück von der Unterwand des Magens frei und ragt als ein sich zuspitzendes
etwas nach unten gezogenes zungenförmiges Lappen, die untere C a r d i o p y l o r i c a l k l a p p e
(u. c. p. k., Fig. 14, 30—33, 44, 45) vor. Vorn erstreckt sich das ventrale Stück genau bis dorthin,
wo der Oesophagus in den Magen übergeht. Auf seiner Oberfläche ist es mit Borsten besetzt, die aber
auf den Seitenflächen fehlen. An dem medianen Längskiel sind die Borsten länger, schopfförmig.
Zwischen den ventralen und dorsalen Stücken liegen jederseits zwei Seitenstücke, ein unteres
und ein oberes. Voneinander getrennt werden sie durch die cardiacale mi t t l e r e S e i t e n f
u r c h e (m. s. f., Fig. 14, 17—26, 40, 41, 45), die mittlere der drei Furchen, die man beim Magen
in der Ansicht von außen durchschimmern sieht. Sie beginnt vorn nahe der dorsalen Ringfurche
und verläuft annähernd parallel dem Boden des cardiacalen Abschnittes. Sie divergiert also mit der
Ringfurche und dementsprechend ist das o b e r e S e i t e n s t ü c k (c. o. st., Fig. 14, 18—26, 40,
41, 45) vorn zugespitzt und nimmt nach hinten an Breite zu. In der vorderen Partie ist es nicht besonders
dick, nach hinten zu wird es etwas dicker, dann aber tritt kurz vor dem Hinterende des Cardiaabschnittes
eine ganz beträchtliche Verstärkung ein, etwa dort, wo das hintere dorsale Stück beginnt
(Fig. 24—26). Gleichzeitig mit der Verdickung dieses Stückes geht die Verdickung des hinteren oberen
Seitenstückes vor sich, wobei sich seine seitlichen oder unteren Partien wallförmig, im Querschnitte
lappenförmig vorwölben. Zwischen dem hinteren dorsalen Stück und dem oberen Seitenstück findet
sieh nun keine verdünnte Partie in der Magenwand, nur eine wenig tief einschneidende Furche trennt
die beiden Stücke. Das obere Seitenstück hört nach hinten ebenso plötzlich auf, wie das hintere
dorsale Stück, das aber noch etwas weiter nach hinten reicht. Die beiden oberen Seitenstücke in ihrer
hinteren Partie, bilden mit dem hinteren dorsalen Stück dadurch, daß die dorsale Seitenfurche nur
wenig einschneidet, eine einheitliche Masse, die als obere C a r d i o p y l o r i c a l k l a p p e
(o. c. p. k., Fig. 14, 24—27, 40, 45) tief in das Lumen des Magens eindringt und so eine Trennung des
cardiacalen Abschnittes vom pyloricalen bewirkt, Die innere Oberfläche des oberen Seitenstückes
Zoologien. Heft 67.