— Wie ist ihr Eindringen in die Keimzellen zu verstehen? „Es deutet alles darauf hin, daß
die Spermatozoen zur Befruchtung der Eizellen bestimmt sind. Was mich zu dieser Annahme geführt
hat, ist vor allem der Umstand, daß in einer Keimzelle niemals mehr als ein Spermatozoon anzutreffen
ist, ferner daß auch in den größeren Keimen das umgebende Zellplasma kein Zeichen einer Degeneration
aufweist, was wohl sonst der Fall wäre, wenn die Spermatozoen nur zu Nährzwecken in die Keimzellen
eingedrungen wären. Wir haben es.demnach mit einer ganz außerordentlich f r ü h z e i t i g e n
B e s a mu n g der Keimzellen zu tun.“
Uber den genaueren Zeitpunkt des Eintritts der Spermatozoen vermag v o n H o f s t e n
keinen Aufschluß zu erteilen: „Es ist mir wahrscheinlich, daß die Oocyten in der Regel in einem
früheren Stadium, vielleicht, je nachdem sie durch die letzte Teilung der Oogonien gebildet werden,
die Samenfäden aufnehmen.“ Doch fügt er hinzu: „Dieses Verhältnis beweist aber nicht, daß nur die
jüngsten Oocyten besamt werden können.“
Von den in der Arbeit v o n Ho f s t e n s von 1909 mitgeteilten weiteren Einzelheiten
seien im Hinblick auf die später von Saccocirrus zu beschreibenden Verhältnisse noch folgende
angeführt:
„Wie das Eindringen mehrerer Spermatozoen in dieselbe Keimzelle verhindert wird, muß
wie in so vielen anderen Fällen völlig unklar erscheinen, da keine Dotterhaut gebildet wird.“
„Unterbliebene Besamung scheint auf den Zuwachs der Keimzellen keinen Einfluß auszuüben;
in allerdings äußerst seltenen Fällen fand ich nämlich im distalen Teil des Keimstocks große Keime,
in welchen ich keine Samenfäden zu entdecken vermochte.“
„Besonders dicht angesammelt sind die Samenfäden an den vorderen, die jüngsten Eizellen
einschließenden Enden der Keimstöcke, und hier kann man auch gelegentlich einige Spermien in dem
die Eizellen umgebenden Stromagewebe beobachten.“
Das Aussehen der kleinen Oocyten wird so beschrieben: „das Plasma bildet nur einen schmalen
Saum um den ovalen, ein wenig randständigen Kern, dieser besitzt ein dichtes Chromatingerüst
und einen kleinen Nucleolus.“
„Die in die Eizellen eingedrungenen Spermien sind im Gegensatz zu den ganz oder fast geraden
Samenfäden in den Hodenfollikeln, in der Vesicula seminalis und in dem Körperparenchym stets mehr
oder weniger gebogen. Sie liegen schon in den jüngsten plasmaarmen Eizellen dem Kern dicht
angeschmiegt und behalten später, wenn die Plasmaschicht an Dicke zugenommen hat, diese Lage
bei. Außer durch die gebogene Form unterscheiden sie sich von den freien Spermien nur durch das
Fehlen der dünnen Plasmahülle und des Schwanzes; diese Teile werden offenbar bald resorbiert.“
„Die Spermien müssen hier zwischen Besamung und Befruchtung eine außerordentlich lange
Ruheperiode in dem Plasma der Eizellen verbringen, während welcher die letzteren ihr Aussehen
vollständig verändern und ein ganz erhebliches Wachstum, das sowohl den Kern wie das Plasma
trifft, erfahren, der Durchmesser der größten Eizellen beträgt 55 y., der Durchmesser der (meist
abgeplatteten) kleinsten 11 und 14 y., und das Volumen der ersteren ist daher fast lOOmal so groß
als das der kleinsten.“
Die Ruheperiode wird auch deshalb besonders lang, weil nie mehr als ein Ei vom Antrum
femininum geherbergt wird, das außerdem dann noch wahrscheinlich bis zum Ausschlüpfen des Embryo
getragen wird.
Endlich fand v o n Ho f s t e n noch bei zwei anderen Allöocölen eine wenn auch nicht so
frühzeitige wie bei Otomesostoma, so doch immerhin ungewöhnlich frühe Besamung der Eier. Es
handelt sich um die Vertreter der Spezies.Otoplana intermedia Du Plessis, bei der alle größeren Eizellen
der Keimstöcke je ein langgestrecktes, fadenförmiges Spermium enthalten, und um ein Individuum
von Plagiostomum lemani Forel und Du Plessis, mit derselben Erscheinung.
Auch P i e r a n t o n i hat sich in seiner 1907 veröffentlichten Arbeit: „II genere Saccocirrus
Bobretzky e le sue specie“ mit den Geschlechtsorganen dieser Würmer beschäftigt.
Zunächst stellt dieser italienische Forscher fest, daß die von mir (1906) untersuchten, von
Villefranche stammenden S a c c o c i r r i d e n nicht, wie ich damals annahm, der Spezies S. papülo-
cercus Bobr. angehören, sondern die Vertreter einer bis dahin noch nicht beschriebenen neuen Art sind, die
P i e r a n t o n i auch bei Neapel wiederfand und die er Saccocirrus major nennt. Es mag hier erwähnt
werden, daß B o b r e t z k y im Jahre 1871 als erster eine Beschreibung der von ihm in der Bucht
von Sebastopol gefangenen Würmer einer neuen Gattung und Art gab, die er mit dem Namen
Saccocirrus papiUocercus belegte. 1875 fand er bei Marseille andere Angehörige der Gattung Saccocirrus,
die er in dem mit Ma r i o n zusammen veröffentlichten Bericht für die gleiche Art wie die bei
Sebastopol vorkommenden Würmer hielt. P i e r a n t o n i zeigt nun, daß jene von Marseille stammenden
S a c c o c i r r i d e n ebenfalls Vertreter seiner neuen Art S. major sind. Er gibt eine
genaue Aufzählung der Unterschiede beider Formen und stellt für jede die Artdiagnose auf, von deren
Richtigkeit ich mich seitdem an meinem alten Material von Villefranche und an Angehörigen beider
Spezies, die ich in Neapel erhielt, im wesentlichen überzeugen konnte. Auch über die Entwicklung
von Saccocirrus papillocercus hat P i e r a n t o n i in den Jahren 1906 und 1907 mehreres veröffentlicht.
Sehen wir nun, was dieser Autor in betreff der frühzeitigen Besamung von Saccocirrus sagt.
Bei S. papillocercus gelang es ihm nicht, die, wie ich gleich vorausschicken möchte, von mir jetzt auch
hier festgestellten Spermien in den jungen Oocyten von Würmern, deren Receptacula mit Samenfäden
gefüllt waren, zu entdecken, so daß er wegen des von ihm gefundenen großen Abstandes in der
Lage der Ovarien und der Receptacula eine solche innere Befruchtung für diese Art bezweifeln möchte:
„Nè negli ovarii, nè nelle uova di questa specie mi riusci di scorgere i filamenti che Hemp e lma n n
interpretò come spermatozoi. La positione reciproca delle spermateche e dell’ ovario (Fig. 6) rende
infatti poco verosimile il passaggio degli spermatozoi da quelle in questo.“
Anders dagegen bei-iS. major. Einen Verbindungsweg zwischen dem .Receptaculum und dem
Ovarium für die Spermatozoen konnte er zwar auch hier wiederum nicht auffinden, wohl aber sah er
wenigstens bei einigen Exemplaren die von mir als Spermien beschriebenen dünnen Fäden im Ovarium,
über deren Natur er allerdings vorsichtigerweise nichts äußert, denn er schreibt nur: „Non mi è
riuscito di scorgere comunicazione fra l’ovario e la spermateca, formandosi quello in zona nettamente
distinta da questa (Fig. 16, ov, spt) ed essendo l’ovario involto in un sacco peritoneale. Ho riscontrato
tuttavia in alcuni esemplari la presenza, entro l’ovario, dei sottili filamenti che H emp e lma n n
considera come spermatozoi.“
Wenn P i e r a n t o n i sonach auf die Frage der frühzeitigen Besamung der unreifen jungen
Eizellen von Saccocirrus nicht näher eingeht, so mußten seine Befunde hier doch angeführt werden.
Ganz überraschend sind die Resultate, zu denen in neuester Zeit S h e a r e r (1911) bei seinen
Untersuchungen der Geschlechts Verhältnisse von Dinophüus gyrocüiatus gekommen ist. Dieser
Forscher fand nämlich, daß bei diesem An n e l i d e n die rudimentären Männchen, die eben erst
aus den Eihüllen geschlüpft waren, die ganz unentwickelten embryonalen Weibchen, die sich noch in