Auftreibungen im Perradius, die wohl später zu den Magentaschen auswachsen. Die Mundgriffel
sind dreifach dichotomisch geteilt und bei weitgeöffnetem Mund mit den Lippen zurückgeschlagen.
9. Tiara pileata Forskal. (Taf. I, Abb. 8—10; Taf. II, Abb. 11; Textfigur 3.)
Bei der Bearbeitung der Anthomedusen und Leptomedusen der deutschen Tiefseeexpedition
habe ich mich bemüht, nachzuweisen, daß die vielen unter dem Namen Tiara beschriebenen Arten
auf die eine Tiara pileata zurückgeführt werden müssen und daß außer dieser nur noch eine zweite
Art, die als Pandaea conica geführt wurde, anerkannt werden kann. Jetzt bin ich in der Lage, das
Vorkommen der Tiara pileata im Pacifischen Ozean festzustellen, da C h i e r c h i a zwei größere
Exemplare derselben bei Valparaiso im Januar 1883 und einige kleinere bei Punta Arenas im
November 1882 erbeutete. Bisher waren von den Falklandinseln und vom Pacifischen Ozean 3 Arten
beschrieben: Tiara intermedia Browne, Tiara oceanica Mayer und Tiara papua Lesson, welche jedoch
bereits von Ma a s und von B i g e 1 o w als identisch betrachtet werden. Alle diese Exemplare
waren noch unentwickelt, das größte von ihnen hatte eine Höhe von 7 mm. Erst die Exemplare
des „Vet tor P isa n i“ lassen sich mit unserer Tiara pileata vergleichen,
da sie bereits einigermaßen erwachsen sind. Das größte Exemplar ist
16 mm hoch, 12 mm breit, hat einen Scheitelaufsatz von 3 mm Höhe,
6—7 mm weit herabhängenden Magen mit stark gefalteten Gonaden und
20 Tentakeln; das zweite hat eine Schirmhöhe von 10 mm bei 6 mm Breite,
einen Aufsatz von 3 mm, .4 mm weit herabhängenden Magen mit interradialer
Anlage der Gonaden und 16 Tentakeln. Eine möglichst getreue
Abbildung (Taf. I, Abb. 8) und genaue Beschreibung soll der Kritik
die Beurteilung erleichtern.
FlTentakel^arQ1 Sdürmrand^ “ ^ er Schirm ist glockenförmig, im untersten Viertel am breitesten,
jedoch am Rande wieder etwas verengert und trägt einen kleinen,
stumpfen Scheitelaufsatz, dessen Höhe sich beim größeren Tier zu der Glocke etwa wie 1: 5, beim
kleineren wie 1: 3 verhält. Die 4 breiten Radialkanäle sind durch taschenartige Erweiterungen, die
sogenannten Mesenterien, mit der oberen Hälfte des Magens verbunden." Zwischen den Radialkanälen
finden sich 2 oder 3 in der Längsrichtung den Schirm durchziehende Muskelstreifen
schwach angedeutet. Die Gonaden bedecken fast den ganzen Magen, so daß die stark gefalteten
Mundlappen nur kurz und undeutlich abgesetzt erscheinen. Die 4 Fiederblätter werden von 8 adra-
dialen, durch interradiale Falten und perradiale Mittelrippen mit dem Mesenterium getrennte Gonaden
gebildet. Die Faltung der Gonaden besteht nun hier nicht aus einfachen oder unregelmäßig verästelten,
anastomosierenden Querwülsten, wie H a e c k e 1 angibt, wodurch seine einfach gefiederten
Blätter oder Gonaden mit netzartigen Wülsten oder wabenartigen Vertiefungen entstehen sollen,
sondern es treten an der außen die Gonade begrenzenden Falte regelmäßige Querbalken auf, die sich
in 2 oder 3 Äste spalten und, nachdem letztere sich vereinigt haben, als gemeinsamer Stamm in
die vom Mesenterium oder der Magenkante gebildete Grenze übergehen.
Der Schirmrand mit breitem Ringkanal ist mit 20 etwa 3 verschiedenen Stadien entsprechenden
Tentakeln besetzt. Die 4 perradialen Tentakeln sind besonders kräftig und umfassen den Schirm
außen mit langem, krallenartigem Fortsatz, der an seiner Spitze einen kleinen Ocellus trägt. Zwischen
je 2 dieser Tentakeln treten 1—2 schwächere auf mit etwas kürzeren Krallen und ferner 2—4 noch
kleinere ohne Krallen, deren Bulbus sich nur wenig über die Schirmgallerte hinüberwölbt, aber ebenso
wie die übrigen Tentakeln schon einen Ocellüs besitzt. Dann finden sich noch Anlagen von Tentakeln
dazwischen, die besonders durch die Ocellen ins Auge fallen (Textfigur 3).
Der Schirmrand erscheint durch die übergreifenden Tentakelbulben fast gelappt. Diese sind
an ihrer Basis am breitesten, werden dann etwas schmäler und erweitern sich wieder, bevor sie in
die Tentakelgeißel 'übergehen, welche daher meist deutlich v.jth Bulbus a'ogosetzt ist.
Die kleinere Form zeichnet sich durch verhältnismäßig hôhçrèn Scheitelaufsatz aus, der ebenfalls
rundlich ist. Die Gonaden sind hier erst in wenigen Balken angelegt (Taf. II, Abb. 10). Sie
entstehen interradial und rücken dann erst weiter nach dèh Kanten des Magens vor. Die 16 Tentakeln,
ebenso wie beim größeren Exemplar angeordnet, entbehren noch der äußeren Kralle und reiten
mit 2 gleich großen Schenkeln auf dem Sohirmrand. Zwischen§|-2 Tentakeln findet sich immer
die Anlage eines,'oder selten zweier, neuen, die auch schon (fp.hm tragen. Die Mundlappen sind
hier deutlicher abgesetzt und erscheinen größer wegen der geringeren Entwicklung der Gonaden.
Dann sind noch 8 kleinere Exemplare von Punta Arenas vorhanden von 1,5—1 mm Schirm-
“htohe (konservier.t m Alkohol') mit 4 Tentakeln, zwischen denen 4 bezw. 8 neue Tentakelanlagen
erscheinen-(Taf. I, Abb. 9 und lOjjf ; Der Magen ist lang, nimmt die Hälfte öder zwei Drittel der
Schirmhöhle ein und endigt mit 4 stark gefalteten Zipfel^zwischen denen sich die Bänder zusammenschließen,
so daß nur eine ziemlich kleine Öffnung bleibt. Ocellen fehlen, auchnin Scheitelaufsatz
ist nicht vorhanden. Dennoch ist es nicht zweifelhaft, daß auch diese Tiere zu T. püeata gehören.
Solche jugendliche Exemplare ohne Scheitelaufsatz wurden z. B. SMäj von ï S w k e s nach Material
vom Discovery Harbour (81 0 44' N. Br. 64 ° 45' W. L ) beschrieben.1) Das gelegentliche' Fehlen
von Ocellenifèi jungen Individuen erwähnt B i gè-Jp w ») von der pacifischen Tiara, die er mit Vorbehalt
zu T. papua rechnet,
Als einziges sicheres Merkmal zur UnterscheidungBn Ti pileata und T. papua führt B i g e 1 o w
an, daß letzterer im erwachsenen Zustande weniger Tentakel zukommen Sillen. Wenn wir aber die
Angabe von Q u © y und G a i m a r d als korrekt anerkennen, was unwahrscheinlich ist; da seine
Tiara von 28 mm Schirmhöhe nur 8 Tentakeln besessen haben soli, so kann wedèr die pacifische Tiara,
welche Ma a s undgjfi g e 1 o w dazu rechneten, noch T. intermedia Browne, fiöch T. oceanica A. G.
Mayer dazu gehören, denn alle haben in viel jüngeren Stadien schon mehr, bis zu 32, Tentakeln.
B r o w n e gibt für T. intermedia an, daß sie viel größere Ocellen, breitere Basalbulben und breitere
Ombrella als T. pileata in demselben Stadium, d. h. bei 7 mm Höhe, 5 mm Breite; mit 8 Tentakeln
und 8 Anlagen solcher, habe, daß aber die allgemeine Ähnlichkeit mit dieser Ungewöhnlich groß sèi,
und Ma a s erwähnt auch die großen Ocellen für die von der „Siboga“ gefundene Tiara, die er mit
T. papua und T. intermedia identifiziert. B i g e 1 o w dagegen erwähnt nichts von besonders großen
Ocellen und zeichnet dieselben ganz normal. Mein©|: Ansicht nach werden sie sich entsprechend
der Konservierung ändern, in Formolpräparaten größer als bei Behandlung mit Säuren und Alkohol
erscheinen.
Wir haben somit gefunden, daß alle in neuerer Zeit beschriebenen Exemplare von Tiara derselben
Art, Tiara pileata angehören, die sich mit dem Wachstum verändert und dadurch zur Unterscheidung
mehrerer Arten Veranlassung gab, die durch verschiedene Konservierung verschiedenes
Aussehen annimmt, aber auch von Natur etwas variabel ist. So ist die Form und Größe, beziehungsweise
das Fehlen oder Vorhandensein dés ScheitelaufsafMäji ohne Bedeutung, ebenso Wie die spezielle
’ } Report on tlie Mcdusao collecled b y thè L ad y Franklin Expedition, Lieutenant G r e e I y commanding. .
*) Memoirs o f the Museum of-Comp. Zoology Harvard College Cambridge. 1909, vol. X X X V I I , S. 208. ‘