Kerns, zerstreuen sich, aber bald durch das Plasma, dessen Vakuolen sie nicht selten umsäumen,
zerfallen anscheinend in Berührung mit dem Vakuoleninhalt (ungefärbte Pkorocyten zeigen eine
bräunliche Verfärbung) unter Pigmentbildung (im Zusammenhang damit scheint das ursprünglich
leichtflüssige Phorocytenplasma in den zähflüssigen Aggregatzustand überzugehen), zum Teil ballen
sie sich zu kugeligen, bimförmigen, auch spindelförmigen Körpern (cf. G a l e o t t i 1893, S. 267
bis 268) zusammen, die zuweilen die Größe des Phorocytenkerns erreichen, wie dieser lebhaft beweglich
sind und sich direkt zu teilen vermögen1) (cf. Tafel XXXIII, Fig. 26, 27; Tafel I, Fig. 6 und Hanitzsch
1911, Tafel VII, Figg. 12, 13). Sie verbleiben längere oder kürzere Zeit im Plasma; häufig werden sie
sequestriert.
Es entsteht die Frage: Welcher Natur sind die oben erwähnten chromatischen Körnchen,
die so verschiedene Bildungen eingehen können? Im Vorjahr habe ich sie durchweg als Chromidien
angesprochen. Für einen Teil dieser Körnchen, nämlich für die zu Anfang dieses Prozesses ausgeschiedenen
Mengen chromatischen Materials, mag diese Deutung in der Tat zutreffen; in dem
ändern, bei weitem größeren Teil möchte ich dagegen Produkte einer inneren Sekretion sehen. Ein
solches Verhalten wäre ja nicht auffallend, da G. Galeotti2) bei seinen Untersuchungen der Zellgranulationen
in den Geweben niederer und höherer Tiere (sowohl normalen als pathologischen Geweben)
zu dem Schluß gelangte: „daß die Zellen dieser pathologischen Gewebe sämtlich die Eigenschaft
besitzen, die Produkte ihrer metabolischen Tätigkeit in Gestalt von Körnchen auszuscheiden“.
Kehren wir nun nach diesem Exkurs wieder zu der Beschreibung der Körnchen der sezernierten
Substanz und ihren degenerativen Umbildungen zurück, so ist zunächst bemerkenswert, daß sie sich
anfänglich sehr gut mit basischen Farbstoffen färben, später jedoch saure Farbstoffe wie das Säurefuchsin
bevorzugen. Ich erwähnte schon, daß diese Körnchen sich zu Körpern von sehr, verschiedener
Gestalt zusammenballen können, die sowohl miteinander verschmelzen, als sich auch teilen können.
Wir wollen sie im folgenden, um Verwechslungen mit ähnlichen Gebilden vorzubeugen, mit dem
indifferenten Ausdruck „Sekretkörper“ benennen. Da die kleineren dieser Sekretkörper in unserem
Hämatoxylin-S-Fuchsingemisch einen blauen, die größeren bereits einen violetten, die größten
(Tafel XXXIII,/. Fig. 27) dagegen einen hellroten Farbenton annehmen, scheint die Annahme nicht
ganz ungerechtfertigt, daß sie nicht nur durch Verschmelzung miteinander, sondern auch durch
Aufnahme von Stoffen aus dem Cytoplasma an Volumen zunehmen und dabei eine chemische
Veränderung erfahren.
Ganz ähnliche Sekretkörper sind übrigens auch in Drüsenkrebsen angetroffen,3) spezielle
x) Aus diesem G ru n d e h ie lt ic h diese Körpe r, die z u n ä c h s t b a so p h il s in d , frü h e r fü r e ch te Kerne.
K o r s c h e l t 1889: „Ve rzwe igte Ke rne k om m en h ä u fig in solchen Zellen vor, in welchen eine in ten s iv e S ek re tio n
s ta ttf in d e t. Die A n p a s su n g a n die s p e z ia lisie rte physiologische F u n k tio n z ie h t n a c h m e h r od e r weniger lan g e r Z e it d e n U n te rg a n g
n a c h sich. D aß die am ito tis ch e T e ilu n g u n d d ie Verzweigung d e r Ke rne physiologisch u n d morphologisch zusammengehörige
Ersch e in u n g en s in d , g e h t au c h d a ra u s h e rv o r, d aß sie h ä u fig n eb en e in an d e r Vorkommen.
Vgl. h ie rz u : C. G h u n 1890; W. F l e m m i n g 1891; H. E . Z i e g l e r 1891; S i m r o t h 1905. Desgleichen we rd e
ich in e in e r nah e zu abgeschlossenen U n te rsu c h u n g ü b e r die K e rn v e rän d e ru n g en in d e n sogen. Gasdrüsenzellen d e r R h izo p h y sa lien
d e n h ie r an g e s ch n itten en F ra g e n n ä h e r zu tr e te n ve rsuchen.
a) G. G a l e o t t i , Sülle gran u la z io n i c ellulari n e ’ carcinomi in No. 16 des Policlinico, A nno I I (1895) vom 15. A u g u s t.
3) N a chdem sch o n A d a m k i e w i c z (1892) u n te r Beweis zu s te llen su c h te , d a ß d e n Krebszellen eine s ek re to ris ch e
F u n k tio n zu k om m t, e rb ra c h te n P ia n e s e u n d G. G a leo tti 1895 d a fü r d e n histologischen Beweis.
P i a n e s e fa n d S ek re tk ö rp e r in zwei Adeno-Garcinomen de s Ov a rium s. fe rn e r in B ru s tk re b s e n u n d in sek u n d ä ren
K reb sk n ö tch en d e s P e rito n e um s infolge eines Medulla rkrebse s de s Hoden.
Ga l e o t t i t r a f sie in einem Magenkrebs, einem E p ith e liom d es V o rd e ra rm s u n d in e inem Adeno-Carcinom de s U te ru s an.
Die Ansich ten die se r A u to re n ü b e r die E n ts te h u n g d e r S e k re tk ö rn ch en g ehen a lle rd in g s w e it au se in an d e r.
N a c h G a leo tti fin d e t n äm lich im K e r n eine B ild u n g v o n Körn ch en s t a t t , die au s ihm a u s tr e te n u n d d a n n d a s P ro to -
Degenerationsformell derselben als die angeblichen Krebsparasiten beschrieben worden. Es ist nicht
ohne Interesse, daß die Sekretkörper, die statt ausMer Phorocyte eliminiert zu werden (cf. 1. c. 1911,
Tafel VII, Fig. 13 und h. 1. Tafel XXXI, Fig. 6) in derselben verbleiben, prinzipiell gleichen Umbildungen
entgegengehen wie die verwandten krebsigen Sekretkörper.
Diese Umbildungen bestehen in der Hauptsache darin, daß die Sekretkörper mit zunehmendem
Alter und zunehmender Größe das körnige Aussehen mehr und mehr verlieren, dichter werden und
ihre Reaktion gegen Anilinfarben ändern, indem sie ursprünglich basophil, später ausgesprochen
acidophil sind.
In einigen Fällen beobachtete ich verdichtete, lebhaft rot gefärbte Sekretkörper (Tafel XXXIII,
Fig. 27), die von einer helleren Schicht umgeben waren. Ob diese aus verdichtetem Cytoplasma
oder aus frischem Sekretmaterial besteht, wage ich zwar nicht zu entscheiden, halte aber die letztere
Annahme für wahrscheinlicher.
Ich denke dabei an den Bildungsmodus der Amyloidkörperchen, wie er von Pianese (cf. Übersetzung
von Teuscher, 1896, S. 127—128) beschrieben worden ist.
Die am weitest degenerierten Sekretkörper werden zum Anziehungsmittelpunkte — dem
anziehenden Kerne — alles Sekrets werden, welches fortfahren wird, sich in konzentrischen Zonen
um sie anzusammeln.
Endlich möchte ich vorausschicken, daß — nachdem die noch zu besprechenden Vorgänge
der Fragmentation des Paranucleins und der fettigen Degeneration des Phorocytenkerns eingetreten
sind, rundliche, acidophile Körper im Cytoplasma auftreten, die eine oberflächliche Ähnlichkeit mit
den Sekretkörpern haben, aber, wie gesagt, ganz anderen Ursprungs sind. Im besonderen scheinen
die Fettkügelchen, die sowohl miteinander verschmelzen, aber auch in winzige Fettröpfchen zerfallen
können, die Sekretkörper, desgleichen das entartete, äußerst zähflüssige Phorocytenplasma mit Fett
zu durchtränken und so den schließlichen totalen Zerfall der gesamten Phorocyte in einen fettigen
Detritus (Tafel XXXIII, Fig. 32) vorzubereiten.
Alterationen des Nucleins.
b) Hy a l i n o s e des Nu c l e o p la s ma s .
Den im vorigen besprochenen degenerativen Prozessen der Fragmentation des Nucleins und der
Sekretionserscheinungen laufen im Kern weitere Alterationen des Nucleins parallel, die ich deswegen
an dritter Stelle bespreche, weil ihr Zustandekommen nur auf der durch die vorangegangenen
Prozesse geschaffenen Grundlage möglich ist.
Diese Alterationen sind verknüpft mit dem Erscheinen zahlreicher, unregelmäßig konturierter,
meist verschieden großer, homogener Körperchen im Kern, in welchen ich Plastinkörperchen (Plastin-
Nucleolarsubstanz-Paranuclein) sehe (vergl. hierzu 1. c. 1911, Tafel VII, Figg. 11, 18, 19 und h. 1.
Tafel XXXIII, Fig. 16).
Diese vergrößern sich ziemlich rasch, wobei zu bemerken ist, daß ihre Affinität gegenüber
p la sm a zu d u rchz iehen s treb en . Bei diesem D u rch g an g n im m t ih r Volumen zu, w ahrsche inlich d u rc h I-Iin zu tritt b e so n d e re r S toffe ,
welche ih n en v om Cyto p la sm a g e lie fe rt we rden. „D ie s e r Sekre tionsproz eß i s t dem s e h r äh n lich , was in Drüsenz e llen v o r s ich g eh t,
welche E n zym e h e rv o rb rin g en “ (vgl. h ie rzu G a l e o t t i 1897).
N a c h P ian e s e (Sulla n a tu r a dei corpi cancerosi, Giornale in te rn a z io n a le delle Scienze mediche v om 1. J u n i 1895) s tam m e n
dagegen die Kö rn ch en d e r s e z e rn ie rten S u b s tan z n ic h t au s dem Ke rn , sp n d e rn g rö ßtente ils, wen n n ic h t ausschließlich, a u s d e m
P r o t o p l a s m a .
Nach dem ob en (II. 1. S. 397 u . ff.) Ge sagten schließe ich m ich d e n A n gaben G a leo ttis an.