
Vergleich der komplizierten. Verhältnisse bei den Decapoden mit den einfacheren bei den Euphau-
siaceen zu finden. Vor allem liegt das auch darin begründet, daß die Autoren die Hartgebilde allein
zu sehr in den Vordergrund ihrer Betrachtungen gestellt haben und wenig Rücksicht auf ihre
wechselseitige Lage zueinander, fast gar keine aber auf die Beziehungen der Hartgebilde zu den
weicheren Teilen des Magens genommen haben. Mit einem Wort, sie haben zu wenig den Magen als
Gesamtorgan betrachtet.
Eine Ausnahme macht davon Jordan (1904), der eine übersichtliche Schilderung des Pylorus-
abschnittes beim Flußkrebs gibt. Er beschränkt sich auf eine Schilderung der eigentümlichen
Filterapparate in diesem Magenteile, ohne auf den Bau des Cardiaabschnittes einzugehen.
Ferner beschreibt Bon nie r (1899) den chitinigen Teil des Magens von Cerataspis und illustriert
seine Worte durch ausgezeichnete, sehr anschauliche Büder. Nun fehlen aber dieser eigentümlichen,
heute von den Forschern in die Nähe der Peneiden gestellten Gattung fast ganz, jene Hartgebilde,
die bei den ändern Decapoden in so ausgezeichneter Weise entwickelt sind.
Gut sind die Schilderungen, die in der Literatur über die Verhältnisse bei den niederen Maia-
kostraken vorliegen. Neben manchen älteren Arbeiten sind es vor allem die Forschungen der
I d e sehen Schule, der wir Aufklärung verdanken. Ich nenne hier neben der schon erwähnten
G e 1 d e r d sehen Schrift die Publikationen von I d e (1902) über Edriophthalmen und von
S t a p p e r s (1909) über Cumaceen (Sympoda).
Es hat sich ergeben, daß der Magen der Malakostraken manche gemeinsame Charaktere besitzt,
daß sie aber bei Edriophthalmen und Podophthalmen etwas anders ausgebildet erscheinen. Ich
verweise in dieser Beziehung auf die Vergleiche und Deutungen, die S t a p p e r s anstellt, nachdem
bereits Ide manche Homologien festgelegt hatte.
Wir haben danach folgende Stücke, die bei allen Malakostraken, soweit sie überhaupt untersucht
sind, wiederkehren: Das cardiacale untere Seitenstück, das pyloricale untere Seitenstück und
das pyloricale Ventralstück. Als Unterschiede zwischen Edriophthalmen und Podophthalmen
ergeben sich nach Stappers folgende Punkte: Der Edriophthalmenmagen ist nicht oder doch nur
undeutlich in einen cardiacalen und pyloricalen Abschnitt geteilt, hat nur wenig zahlreiche Pylo-
ricalrinnen (auf sie komme ich gleich noch ausführlicher zurück) und besitzt als besondere Bildungen
die Laminae annulares und die Lamina operiens (lame recouvrante). Der Podophthalmenmagen
dagegen besitzt neben einer deutlichen Trennung zwischen Cardia- und Pylorusabschnitt zahlreiche
Pyloricalrinnen, doch fehlen ihm die erwähnten Laminae. Die Trennung der beiden Magenabschnitte
wird an der Dorsalseite markiert durch ein medianes unpaares Stück, bei den Decapoden als „un-
paarer Zahn“ bekannt, das unserer oberen Cardiopyloricalklappe entsprechen würde.
Zwischen Edriophthalmen und Podophthalmen stehen der Ausbildung ihres Magens nach,
wie ja auch nach anderen Charakteren, die Cumaceen. Die Trennung des Magens ist undeutlich,
wohl ist aber eine Cardiopyloricalklappe vorhanden. Von Pyloricalrinnen besteht nur ein Paar
und die Laminae fehlen.
Ganz abgesehen von dem Übergang, den die Cumaceen bilden würden, erscheinen mir diese
unterscheidenden Merkmale am Magen der beiden Malakostrakengruppen doch nicht so schwerwiegend.
Die Trennung der beiden Magenabschnitte ist nur graduell verschieden, eine gewisse innere Trennung
haben wir ja- auch bei den Edriophthalmen überall dadurch, daß ein cardiacales und ein davon getrenntes
pyloricales unteres Seitenstück- zur Ausbildung kommt. Die Zahl der Pyloricalrinnen
sinkt auch bei den Podophthalmen bis auf zwei Paar jederseits herunter, nämlich bei einer Anzahl
BBBB tZ im * Id°ttóaValso einem Isopoden, scheint mir
das gleiche Gebilde zu sein, wie die obere Cardiopyloricalklappe der Podophthalmen, was aller-
dmgs S t a p p e r à bestreitet., Und endlich scheinen mir die Laminae doch nicht ganz ohne Ana-
ogon bei den höheren Malakostraken dazustehen. Mit ihnen ha* es'folgende Bewandtnis-
1 1 t H l ^ IdC 0me d° rsale Aa8stüW der Magenwand, die in der Medianen
nicht wert vom Hmterrande angewachsen, sich als eine lange chitinige linealischc Lamelle im Lumen
^ H B H 61 ™d I 1 1116 B I B S B i das Ventralstück
I B B ■ H f l B l I H ^ 1 d B Bezeichnung ..lame recouvrante“ latinisieren
mochte. Biese Lamelle fehlt den untersuchten Amphipoden,
E n t e r der L ami n a o p e r i e n s bei den Isopoden und an der entsprechenden Stelle bei den
i l f f 6 I d a f f l mehrere hintereinander stehende H auXp lik atu ren , die. von £ —B B B B ausgeiieiid BHBBIin 1BBB B ehsen. Sre haben die Form von ineinander «eckenden Rinnen oder Röhren, die an der Ventralseite
einen sich über die ganze Länge, erstreckenden Längsspalt besitzen. Das sind die Lami n a®
f mf ™ l a m e s ) Bei einzelnen Arten ist das Organ nur in. der Einzahl vorhanden B B B B B H B andem ■ B B ™ 8°l<*e Laminae, die dann nur äußerst
vorhanden rmlS tmteremanderi 3a manchmal ist sogar noch die Andeutung einer dritten
Es erscheint mir nicht angängig, einen wesentlichen Unterschied zu machen zwischen der
— H | B E B annulares. Denken wir von einer c&r letzteren nur die obere
mittlere Partie entwickelt, so hatte sie genau die Aukbildumg wie diè erstere oder umgekehrt, denken
wir die erstere an den Seiten sich ausdehnend, so entsteht die Röhre mit dem Lähgsspalt aus ihr wie
sie uns die Lamma annularis zeigt. Gerade bei den Isopoden, wo allein die Lamina operiens vorkommt,
neigen ja dre Lammae annulares zu serialer Ausbildung: es stehèn hier häufig zwei vonihnen
hintereinander und es findet sich, wie I d e angibt, auch die Andeutung einer driéèn. Die Annahme liegt
nahe, daß von einer ganzen Sene morphologisch gleichwertiger Laminae sich die erstmals Lamina
operiens, die ändern dahinterliegenden als Laminae annulares ausgebildet haben.
Es liegt nun eigentlich auf der Hand, die dorsale Spange, wiè ich sie oben bei Euphausia superba
schilderte, einer Lamina der Edriophthalmen zu homologisieren. Der Ort, w o is | als dorsale Duplikatur
der Magenhaut ihren Ursprung nimmt, ist der gleiche bei beiden Gebilden. Bei Euphausia ist sie
dann gleich emer Lamina operiens ausgebildet. Sehen wir uns aber , das entsprechende Gebilde
beim Flußkrebs an so finden wir hier eine Röhre mit ventralem Längsspalt, also durchaus das Bild
einer Lamina annularis Auch das weist darauf hin, daß die beiden Formen der Laminae beiden
Edriophthalmen morphologisch gleichwertig sind. Denn etwa die Sachen umzukehren und die beiden
Gebilde bei der Euphausia einerseits und bei-dem Flußkrebs andererseits als morphologisch ungleichwertig
aufzufassen, darauf wird man bei der sonstigen großen Übereinstimmung des Magenbaues
bei beiden Tieren kaum kommen.
Bei den Schizopoden erwähnt nun sonderbarerweise Gei lderd nichts von einem der
dorsalen Spange entsprechenden Gebilde und auch S t a p p e r s findet sie bei den .Giimaceen nicht:
Bei Nyctiphanes hat sie G e 1 d e r d sioher nur übersehen. Sollte hie bei den Mysidaeeen nicht äueh
Vorkommen. Jedenfalls mag es sem wie es will, bei Euphausiaceen und bei Decapoden und somit bei
Podophthalmen findet sich etwas den Laminae der Edriophthalmen Entsprechendes, ja ein Organ
das durchaus denselben Bau hat. Somit kann das Fehlen oder Vorhandensein der Laminae nicht als
Zoologica. Hott 67.