ebenfalls hochgradig keimfähige Statoblasten handelte (Material von Fig. 35—38), waren erst nach
23 Stunden die Anfänge der Wandverdickung erkennbar (etwa wie in Fig. 16). Bei geringerer Keim-
fähigkeit wird sich diesë erste Periode ohne Zweifel noch sehr viel länger ausdehnen können.
2. Die folgenden 8—10 Stunden rechne ich als die Periode der eigentlichen Knospenbildung,
d h die Période der Zusammenziehung der Keimscheibe bis zur Anlage der wichtigsten Organe
des Hauptpolypides, etwa wie in Fig. 29 und 31. Nach der größeren oder geringeren Häufigkeit der
Stadien nehme ich an, daß die Verdickung der Keimscheibe bis zum Auftreten der Kmgfurche sich
ziemlich langsam vollzieht, die Zusammenziehung der Furchenränder bis ziim Verschluß der Knospe
(Fig. 21) sehr schnell, die weiteren Vorgänge, die Anlage des Darms und der. Lophophorarme wieder
langsamer. i • j
3. In den nächsten 16 Stunden schreitet die Ausgestaltung der Hauptknospe bis etwa zum
Stadium Taf. VII, Fig. 36 fort (Abschnürung der Ganglienblase), und in weiteren 8—12 Stunden brechen
die meisten Statoblasten auf (Fig. 38). Diese letzte Periode vor dem Aufbrechen ist durch ein rasches
Wachstum des Hauptpolypides ausgezeichnet, das die dafür günstigste, horizontale Stellung im Statoblasten
einnimmt.
4. Auch nach dem Aufbrechen währt das lebhafte Wachstum fort. Das Polypid gewinnt
seine definitive Gestalt und bald streckt es die Tentakelkrone hervor. Die jüngeren Knospen entwickeln
sich ebenfalls weiter. Die Kolonie findet dann nicht mehr im Statoblasten Raum, sie verlaßt
die Schalen und siedelt sich an dem nächsten tauglichen Gegenstand in der Umgebung an Durch
den Dottervorrat der Leibeshöhle ist sie befähigt, sich noch lange Zeit ohne Nahrung zu behelfen,
aber die Entwickelung schreitet dabei natürlich nur langsam fort und stockt' schließlich ganz. Erst
bei genügendem Nahrungszufiuß von außen nimmt sie ihren normalen Fortgang.
Im Falle der Fig 38 betrug die Gesamtdauer der Entwickelung vom Sichtbarwerden der Keim-
scheibe bis zu dem abgebildeten Stadium nicht mehr als 38 Stunden (bei 60stündiger Keimzeit)
I I 1 Bei Cr i s tat ei l a fand ich bei einer wirksamen Temperatur von durchschnittlich
28» C. die ersten deutlichen Keimscheiben (Typus Fig. 2) nach 16 Stunden, also ebenso wie bei
Pectmatella^ îand bereits gescUossene Knospen, vorwiegend solche nach Art
von Fig 12 aber auch das weit entwickelte Stadium'Fig. 15 gehört hierher. Jedenfalls fallt wie
bei Pectinatella, in diese Periode die Knospenbildung bis zur Anlage der Hauptorgane des ersten Poly,
pides, und auch hier schien mir die Zusammenziehung und Einwärtsverlegung der Keimscheibe von
auffällig kurzer Dauer zu sein.
3. Nach 45 Stunden Keimzeit, also nach weiteren 20 Stunden, waren die Statoblasten zum ieil
nur wenig über das Stadium Fig. 15 hinausgelangt, bei einzelnen aber waren bereits die Schalen
gesprengt. Dieses Stadium entsprach dem von Pectinatella m Fig. 38. Die gaMe Entwickelung
vom Sichtbarwerden der Keimscheibe an hatte also in diesem Fall nicht langer als 30 Stunden gewahrt,
und auch sonst schien mir, als ob die Polypidbildung bei Cristatella sich noch etwas rascher vollzöge
als bei Pectinatella. Das könnte darauf beruhen, daß die Keimscheibe bei Cristatella bedeutend großer
ist, so daß ihre Umbildung zum Polypid, das im erwachsenen Zustande eher kleiner ist als bei Pectma-
tellä, geringere Ansprüche an Wachstum und Zellvennehrung Stellt..
4 Nach dem Platzen der Schalen ist die Kolonie noch für mehr als 24 Stunden in den Raum
des Statoblasten gebannt, der sich nur durch die allmähliche'Umrollung und Msp.annung^des zum
Chitinhäutchen entarteten unteren Teiles des Schwimmnngs erweitert (vgl. Textfig. IV, S. 38). in
Phase der Entwickelung, bei der die Ausgestaltung und das Wachstum der Kolonie ungehemmt
und doch unter vollständigem Abschluß von der Außenwelt vor sich geht, währt bis zu einem der
Fig. 40 von Pectinatella entsprechenden Stadium (vgl. Untersuch., Taf. XIV, Fig. 158). Der wichtigste
Unterschied liegt in der größeren Zahl der Tochterknospen bei Cristatella.
Ist die Schutzmembran vollkommen ausgespannt, so reißt sie vom Schwimmring der oberen
Schale ab und das Polypid streckt seine Tentakeln hervor. Dies geschah in meinen Kulturen frühestens
nach 3 Tagen Keimzeit.
12 Stunden später kann die Kolonie bereits ausgeschlüpft und angesiedelt sein. —
Die beigegebenen Figuren sind natürlich nicht zahlreich genug, um eine Kontrolle dieser Angaben
zu ermöglichen. Immerhin können sie als Material dienen, und deshalb sei hier erwähnt, welche von
ihnen in Bezug auf die Zeit unmittelbar miteinander vergleichbar sind. Es sind das für CristateÜa
die Figuren 2, 3, 6, 9, 11, 12; 7, 8, 13; 10, 14; für Pectinatella die Figuren 16, 24; 18, 20, 25, 28;
19, 22, 23, 26, 27, 31; 29, 30, 32, 33; 35—39. Jeder durch das Semikolon abgegrenzten Figurengruppe
liegen Statoblasten gleicher Herkunft zu Grunde, die gleichzeitig und in demselben Gefäß den
Keimungsbedingungen unterworfen wurden. Soweit also nicht verschiedene Keimzeiten angegeben
sind, sind die Verschiedenheiten innerhalb jeder Gruppe als Verschiedenheiten der individuellen
Veranlagung und keinesfalls der Behandlung aufzufassen.
Verzeichnis der ci t ierten Schriften umstehend.