
Endlich zeigt das einzige Exemplar von Amoy, Oktober 1884:
bei 10 mm Durchmesser, 4,5 mm Zentralscheibe, 34 Kanäle, 7 Tentakeln, je 6—7 Höcker
dazwischen.
Auf den Randhöckern finden sich bei allen diesen Exemplaren ocellenartige Pigmentflecke.
Die Zahl der Randbläschen war nicht zu ermitteln, weil sie durch die dicht gedrängten Randhöcker
verdeckt werden.
Trotz der stärker hervortretenden, mit Pigmentfleck versehenen Randhöcker muß ich die vorliegenden
Medusen mit Mesonema codum 'pensüe Modeer identifizieren, weil alle brauchbaren Exemplare
einer Art angehören und diese gute Übereinstimmung mit jener beim Vergleich der Textfigur
mit der Abbildung in den Antho-
medusen und Leptomedusen der
deutschen Tiefseeexpedition,
Bd. XIX, S. 233, zeigt. Wir
haben in beiden Fällen zwischen
2 Tentakeln 2—3 Radialkanäle
und 5—7 Randhöcker. Weder
die Zahl der Tentakeln im Verhältnis
zu den Radialkanälen
Fig. 6. Mesonema coelum pensile Modeer. Schirmrand. n o c h das Verhältnis von Zentralscheibe
zur Gesamtgröße
gibt Anlaß zur Unterscheidung. Die Mundfransen sind überall glatt gesäumt. Das Auftreten
oder Fehlen der Pigmentflecke scheint mir kein wesentliches Merkmal, sondern individuelle Eigentümlichkeit
zu sein. Die Pigmentflecke deuten wahrscheinlich nur die Spitze des rudimentären resp.
unentwickelten Tentakelfadens an, die ja auch sonst bei Medusen oft besondere Pigmentierung
zeigt. Die Charakterisierung der Mesonema-Arten muß, falls mehrere solcher vorhanden sein sollten,
auf spätere Zeit, bis reicheres Material vorliegt, verschoben werden.
111. Trächymedusen.
A g 1 a u r a.
Die Aglauriden, welche Agassiz 1862 als besondere Familie zusammenfaßte, werden von
Haeckel definiert als Trächymedusen mit 8 Radiärkanälen, 8 Gonaden und mit Magenstiel. Sie sind
charakterisiert durch zahlreiche, gleichartige Tentakeln, freie Hörkölbchen in der Mitte zwischen den
Radiärkanälen am Schirmrand, hoch gewölbten Schirm und kräftige Ringmuskulatur, welche sich
beim Konservieren zusammenzieht und den Schirm höher und schmäler als im Leben erscheinen
läßt. Haeckel teilte dann die Aglauriden in 2 Sübfamilien, Aglanthiden und Perseiden, von
denen die letzteren mit den Gattungen Persa und Stauraglaura nur durch unvollständige Ausbildung
der Gonaden ausgezeichnet sind.
Stauraglaura gehört als Form mit 4 Gonaden zu Aglaura hemistoma, die normal 8 Gonaden hat,
und Persa als Form mit 2 Gonaden zu Agliscra dongata, welcher ebenfalls normal 8 Gonaden zukommen.
Die 3 Gattungen der Aglauriden, welche man sonst noch unterschieden hat, Aglaura, Aglantha
und Agliscra betrachte ich als eine Gattung mit 3 Arten. Ma a s hat schon eine Ahnung von dem
richtigen Verhältnis gehabt,1) meint aber „aus Zweckmäßigkeitsgründen können die betreffenden
Gattungen als solche bestehen bleiben“.
H a e c k e l unterschied die 3 Gattungen der Aglauriden nach der Zahl der Hörkölbchen,
von denen Aglantha 4, Aglaura 8, Agliscra 16 zukommen sollten. Das läßt sich nicht aufrecht erhalten,
denn von Aglantha wurden schon 2 Arten auf gestellt2): Aglantha digitalis 0. F. Müller mit 4 und
Aglantha rosea Forbes mit 8 Hörkölbchen.
Ich habe mich nun davon überzeugt, daß die echte nordische Aglantha digitalis in erwachsenem
Zustande auch 8 Hörkölbchen hat, an schönen, mit Formol konservierten, großen Exemplaren aus
dem Umanakfjord in Westgrönland, welche ich Herrn Dr. S t i a s n y - Triest verdanke. Die Exemplare
von Aglantha, welche nur 4 Randkörper besitzen, sind als Jugendstadien zu betrachten und
kleine geschlechtsreife Exemplare mit 8 Randkörpern als durch ungünstige Verhältnisse frühreife
Formen. Die großen, grönländischen Exemplare von Aglantha, an welchen sich 8 Randkörper jederzeit
unzweifelhaft nachweisen lassen, haben 160—184 Tentakeln, so daß zwischen zwei Randkörpern
19—22 Tentakel gezählt werden konnten. Immer liegen die Randkörper in der Mitte zwischen zwei
Radiärkanälen, und das dürfte auch allgemein bei den Aglauriden die . Regel sein, da es auch bei
Aglaura zutrifft. Ich bezweifle, daß bei Agliscra 16 Randkörper Vorkommen, da auch H a eAc k e 1
bei dieser nur 8, einen in der Mitte zwischen 2 Radiärkanälen gelegen, angibt und sie auch bei Persa
nach Abbildungen von H a e c k e l und A. G. M a y e r 3) in gleicher Weise auftreten. Daß die sogenannten
Arten von Aglaura zu einer Art zusammengezogen werden müssen, habe ich schon in den
Medusen der Tiefseeexpedition gezeigt, und es ist von B i g e 1 o w geprüft und anerkannt worden.
Die Gattung Agliscra wurde von A. G. Mayer bereits mit Aglantha vereinigt, weil die Zahl der Rho-
palien nur wenig beständig und die Verschiedenheit in der Lage der Gonaden unwesentlich sei.
Indessen kann ich der Vereinigung beider Gattungen nur zustimmen, wenn man auch Aglaura mit
einbezieht. Zwar habe ich von Agliscra eine neue Art A. ignea beschrieben, die mir durch ihre Farbe,
durch die geringe Tentakelzahl und durch die in ganzer Länge befestigten Gonaden als auffallende
Tiefseeform erschien, aber jetzt halte ich es für wahrscheinlich, daß ein jüngeres Exemplar der
A. dongata vorlag, wie schon A. G. M a y e r annahm, welches nur wegen der Schrumpfung der
früher beschriebenen Exemplare in Alkohol größer als diese zu sein schien und daß die eigentümliche
Anheftung der Gonaden durch Verklebung infolge von seitlichem Zusammendrücken beim Fang
vorgetäuscht wurde. Da nur 2 schlecht erhaltene Stücke vorhanden waren, habe ich die Sache nicht
genauer untersuchen können und es wäre auch wohl kaum mit Sicherheit zu entscheiden gewesen,
ob Verwachsung oder nur Verklebung vorlag. Jede der 3 Gattungen Aglaura, Aglantha und Agliscra
würde demnach nur durch eine einzige Art repräsentiert werden. In Anbetracht der nahen Übereinstimmung
der Formen halte ich es trotz der Einbürgerung der alten Namen doch für notwendig,
diese 3 Gattungen zu einer zusammenzuziehen, die den ältesten Namen Aglaura führen müßte. Somit
wäre die Familie der Aglauridae, welche nach H a e c k e l 2 Subfamilien, 5 Gattungen und 13 Arten
umfassen sollte, auf. 1 Gattung mit 3 Arten reduziert.
‘ ) R ö m e r u. S c h a u d i n n , Fauna arctica, Die arktischen Medusen, S. 494.
2) H a r 1 1 a u b, 1894, D ie Goelenteraten Helgolands, S. 199.
E. T. B r o w n e , Report on some Medusae from Norway and Spitzbergen, S. 23.
s) Medusae o f the World, S. 407.