ein schwaches Gefäß verschwunden ist. Sie "bezeichnen diese paarige Arterie als Arteria lateralis
posterior. Bei Euphausia superba zeigt sich nun mit aller nur wünschenswerten Deutlichkeit, daß die
absteigende Aorta paarig entspringt: Zwei Gefäße nehmen hier am Grunde des Herzens ihren
Ursprung, in symmetrischer Stellung zwar, aber nicht in symmetrischer Ausbildung: Das eine ist
klein und verschwindet bald, indem es einen bei verschiedenen Exemplaren verschiedenen Verlauf
hat. Das andere Gefäß aber ist viel kräftiger, ist in seinem Verlaufe durchaus konstant und dringt
als Aorta descendens zum Bauchmark.
Nun aber finden sich bei Euphausia noch zwei Arteriae laterales posteriores, die in gar keiner
Beziehung zur Aorta descendens stehen. Wir haben es also nicht mit einem, sondern mit zwei Paaren
von hintftTP.n Seitengefäßen zu tun. Ich habe sie auch im Namen unterschieden und das vordere
Paar als Arteriae descendentes bezeichnet. Es ist nun noch zu diskutieren, welchen von beiden
die Arteriae laterales posteriores bei Cl aus und B o u v i e r entsprechen: Das läßt sich freilich
nicht mit Sicherheit sagen.
Bei den Mysidaceen liegen die Arteriae laterales so weit von dem Ursprünge der Aorta
descendens entfernt, daß man sie mit den Gefäßen identifizieren muß, die ich unter demselben Namen
beschrieben habe.
Bei Phyllosoma geht (vgl. Abb. 18 bei Claus) an derselben Stelle, wo bei Euphausia die
beiden hinteren Seitenarterien (nach meiner Nomenklatur) ihren Ursprung nehmen, ein Arterienpaar
aus dem Herzen hervor, eine stärkere, die sich scharf nach unten biegt, die Aorta descendens,
und eine viel kleinere nach hinten verlaufende. Aus der Aorta aber nimmt ein kleineres,
symmetrisch mit der kleinen Arterie der anderen Seite nach hinten verlaufendes Gefäß seinen Ursprung.
Wenn wir die Gefäße betrachten, wie sie Bouvier bei den erwachsenen Decapoden gefunden hat,
so zeigt sich zunächst, daß sie hinter den Ventilklappen der Aorta posterior ihren Ursprung nehmen,
d. h. also aus dieser selbst entspringen. Berücksichtigen wir aber, daß bei den Macruren, den
erwachsenen wenigstens, auch die Aorta descendens erst hinter der Klappe aus der Aorta posterior
abgeht und kein eigenes Ventil hat, während bei den Brachyuren sowohl wie bei den Macrurenlarven
der Ursprung der mit einen eigenen Ventil versehenen Aorta descendens vor der Klappe der Aorta
posterior ist, so dürfen wir auf die Lage des Ventils zum Ursprung der einzelnen Stämme kein so
großes Gewicht legen.
Sehen wir nun aber von der Lage der Klappe ab, so finden wir bei den Macruren dieselben Verhältnisse
wie bei der Phyllosomalarve: Eine hintere Seitenarterie nimmt aus der Aorta descendens,
die andere aus dem Herzende ihren Ursprung. Das heißt bei anderer Auffassung, aus dem Herzende
gehen symmetrisch zwei Gefäße ab, von denen das eine klein ist, während das viel stärkere
andere, die Aorta descendens, ein kleineres Gefäß entläßt. Bei den Brachyuren nun sind nach
B o u v i e r die beiden Seitengefäße in ihrem Ursprung weiter nach hinten gerückt, beide entspringen
jetzt aus dem Herzende oder vielmehr aus der Aorta posterior und haben ihren engen Zusammenhang
mit der Aorta descendens verloren.
Sind nun diese hinteren Seitengefäße bei Decapoden und Decapodenlarven mit den hinteren
Seitengefäßen der Mysidaceen und Euphausiaceen zu identifizieren oder nicht? Claus selbst spricht
sich nicht hierüber aus und seine Auffassung erscheint mir nicht ganz klar. Bei der Schilderung der
Verhältnisse bei den Mysidaceen scheint .er sie nicht für identisch zu halten, wohl aber bei der
Schilderung des Kreislaufes der Decapodenlarven.
Eins ist ja offenbar klar: Bei den höheren Thoracostraken, d. h. bei den Mysidaceen,
Euphausiaceen und Decapoden sind ursprünglich zwei Paare von Arterien am hinteren Ende des
Herzens vorhanden. Vom vorderen Paare entwickelt sich das Gefäß der einen Seite, oder ein Ast
dieses Gefäßes zur Aorta descendens, das Gefäß der anderen Seite verschwindet völlig bei den Mysidaceen,
bleibt aber rudimentär noch bei den Euphausiaceen bestehen. Das zweite Paar bleibt sowohl
bei den Euphausiaceen, wie bei den Mysidaceen bestehen. Bei den Decapoden aber hat man die
Wahl zwischen verschiedenen Auffassungen: Entweder ist das hintere Paar verschwunden und das
vordere Paar mit seiner unsymmetrischen Ausbildung an das Ende des Herzens gerückt; dann wären
also die Arteriae laterales bei Cl aus und Bo u v i e r meinen Arteriae descendentes homolog.
Oder die durch Verlust ihres Partners schon unsymmetrisch gewordene Aorta descendens, wie sie
uns bei den Mysidaceen entgegentritt, ist an das Herzende gerückt und hier in Berührung,’ ja sogar
Verschmelzung mit den hinteren Lateralarterien getreten, mit denen sie ursprünglich gar keine
Beziehungen hatte. Mir erscheint die letztere Auffassung wahrscheinlicher. Aorta descendens
und die beiden seitlichen Gefäße stehen ja offenbar nur in einem lockeren Zusammenhänge, da sie
bei den Brachyuren schon ziemlich weit sich voneinander entfernt haben. Dafür scheinen mir auch
die Verhältnisse bei manchen Decapodenlarven zu sprechen, bei denen sich auch eine gewisse Unab-
hängigkeit feststellen läßt. Ich verweise in dieser Beziehung auf die Abbildungen 32 und 42 bei
Glaus. Wenn man dieser Anschauung ist, so wäre allerdings die jetzige unpaarige Aorta descendens
bei Decapoden und Mysidaceen als der allein persistierende Ast eines ursprünglich paarigen Gefäßes
aufzufassen; ein Beweis hierfür aber wären nicht ihre Beziehungen zu den Arteriae laterales posteriores,
mit denen sie erst später in Konnex getreten ist, sondern die Verhältnisse bei den Euphausiaceen,
bei denen neben den hinteren Seitenarterien noch ein Paar von Arteriae descendentes besteht, deren
eine die Aorta descendens ist.
Nun könnte man ja auch immerhin der Ansicht sein, daß die Aorta descendens der Mysidaceen
und Euphausiaceen nicht mit dem gleichbenannten Gefäße bei den Decapoden identisch ist, sondern
daß sie bei den ersteren aus der einen Arteria descendens, bei den ändern aber aus der einen hinteren
Seitenarterie entstanden ist. Dagegen spricht aber einmal die sonstige große Ähnlichkeit in dem
Ursprung gerade der größeren Gefäße bei den drei Gruppen und ferner der Umstand, daß bei ihnen
der Durchtritt der Aorta durch das Bauchmark, wenn auch nicht gleich, so doch nicht wesentlich
verschieden ist.
Allerdings, Verschiedenheiten sind hier vorhanden. Bei den Decapoden dringt die Aorta
descendens als einheitlicher Ast durch das Bauchmark zwischen den Ganglien für das sechste und
siebente Cormopodenpaar. Dann teilt sie sich in eine nach vom gehende Sternalarterie und eine nach
■hinten verlaufende Abdominalarterie. Bei den Mysidaceen jedoch ist genau dieselbe Dreiteilung
der Aorta vorhanden, wie bei den Euphausiaceen und die Äste passieren in beiden Gruppen das
Bauchmark an denselben Stellen. Auch das weitere Schicksal der drei Äste ist in den beiden Gruppen
im wesentlichen gleich: Hier wie dort wird der vordere Ast zur Sternalarterie, der mittlere versorgt
das sechste Cormopodenpaar. Kleine Differenzen sind beim letzten Aste vorhanden. Bei den Mysidaceen
gibt er je ein Seitengefäß für den siebenten und achten Cormopoden ab, während sich bei Euphausia
nur ein einziger Seitenast im Bereich des Thorax findet. Das erklärt sich leicht aus dem Rudimentärwerden
der beiden letzten Cormopoden bei Euphausia. Für den Stumpf des letzten Cormopoden
reicht die Blutmenge aus, die durch einen kleinen Nebenast des einzigen Seitengefäßes ihm zuströmt.
Das dieses selbst trotz der Reduktion, die der vorletzte Cormopod erfahren hat, immer noch leidlich
kräftig ausgebildet ist, hat seinen Grund darin, daß es die Blutversorgung des Leuchtorganes zu