l a n g e s i s s i o h u n t e r d emB i n f l u ß d e s S t r om e s (ode rWinde s ) be f i n d e n ,
u n u n t e r b r o c h e n f l u k t u i e r e n , d. h. miteinander verschmelzen, sieb wieder und in anderer
Formation trennen, wieder vereinigen usw. K o n s t a n t b l e i b e n d e Schwärme können beobachtet
werden im Strome nur dann, wenn sie (kinetisch) h o m o ge n sind, oder aber wenn sie
aus dem Stromgebiet herausgekommen sind resp. der Strom oder der Wind usw. aufgehört hat.
Die kinetischen Unterschiede, d. h. die verschiedene Beweglichkeit, machen es auch verständlich,
daß z. B. Männchen und Weibchen, oder auch erwachsene Organismen und Jugendformen vertikal
oder horizontal g e t r e n n t auftreten können. Da der Bormwiderstand im allgemeinen a b n
i mmt mit wachsender Körpergröße (wegen der Abnahme der spezifischen Oberfläche, des Quotienten
aus absoluter Oberfläche und Körpervolum), so kann man z. B. erwarten, bei vertikalen
Konvektionsbewegungen und gleichem Au s g a n g s n i v e a u die g r ö ß e r e n Tiere z u e r s t
an die Oberfläche ankommen zu sehen. Die häufig gemachte Angabe, daß z. B. bei den täglichen
Vertikalwanderungen die „kräftigeren Schwimmer“ zuerst ankommen, beruht möglicherweise m i t
auf der Tatsache, daß kräftige Schwimmer ebenso wie kräftige Flieger besonders gut imstande sind,
p a s s i v e Bewegungen zugunsten ihrer Fortbewegung auszunutzen.
Bezüglich der Sedimentations-, Aufrahm- und Anschwem.mungserscheinungen,
wie sie in den Textfiguren VI und VII erörtert wurden, braucht die Berechtigung der Analogisierung
des Planktons mit den theoretischen Teilchen kaum besonders hervorgehoben Werdern Es wäre
zweifellos von Interesse, in der Natur hierhergehörige Erscheinungen näher zu beobachten und zu
beschreiben.
8. Die verschiedene Beweglichkeit der Planktonten und die bei genügend großen und konstanten
Strömungen notwendig eintretende Schwarmbildung erscheint übrigens auch für die a 11-
g e m e i n e B i o l o g i e des Planktons von Bedeutung. Es erscheint gewiß einigermaßen verwunderlich,
auf welche Weise Planktonten mit keiner oder relativ geringfügiger E i g e n b ew e g l i c h k e i t
im Stande sind, g e f o r m t e N a h r u n g aufzunehmen, die e b e n f a l l s k e i n e E i g e n b
ewe g l i c h k e i t hat , namentlich wenn man, wie z. B. bei den marinen Foraminiferen noch von
ihrer besondem „Gefräßigkeit hört.1) Die bei verschiedener Beweglichkeit in einer Strömung eintretenden
Schichtungen, ja sogar mathematischen Deckungen der Planktonten (siehe oben Fig. V)
führen nun in völlig mechanischer Weise solchen nicht oder schwach eigenbeweglichen Organismen
reichlich geformte Nahrung zu. Ein nicht mit Eigenbewegung begabter Planktont kann also zur
Erlangung von geformter Nahrung nichts Besseres tun, als sich in eine Strömung, von der er selbst
fortgerissen wird, tragen lassen. Während er in ruhigem Wasser nur die z u f ä l l i g in seine
unmittelbare Nähe gelangenden Nahrungspartikel oder -Organismen aufnehmen kann, wird ihm
in der Strömung auf g e s e t zmä ß i g m e c h a n i s c h e Weise, sogar in zeitlichen Perioden,
das Futter direkt zugetragen.
Es ist von Interesse, darauf hinzuweisen, daß eine solche mechanische Nahrungszufuhr eintritt,
s owohl wenn der fressende Organismus sich s c h n e l l e r mit der Strömung bewegt als seine
Nahrung, als auch, wenn er sich l a n g s am e r bewegt, d. h. praktisch in j e dem Falle. Denn
in beiden Fällen ist das Auftreten von Schichtungen resp. Deckungen mechanisch notwendig. Wohl
aber ergibt sich je nach dem Sinne der Beweglichkeitsdifferenz ein interessanter Unterschied in bezug
auf die z w e c kmä ß i g s t e L age des f r e s s e n d e n O r g a n i s m u s resp. s e i n e r
o r a l e n Öf f n u n g in de r B e w e g u n g s r i c h t u n g . Bewegt sich der fressende Organismus
s c h n e l l e r als seine Nahrung, so muß seine Mundöffnung im Si nne de r Bewe g
u n g s r i c h t u n g l iegen, falls ein derartiges mechanisches „Filtrieren“ der Nahrung stattfinden
soll. Bewegt er sich umgekehrt l a n g s am e r als seine Nahrung, so muß zu dem gleichen
Effekt seine Mundöffnung a b g e k e h r t von der Bewegungsrichtung liegen. Es ist dem Verfasser
nicht bekannt, ob derartige Beobachtungen z. B. an Oikopleura usw. schon vorliegen. Bei den mit
Eigenbewegung begabten und daher aktiv ge gen ein Fortschwemmen arbeitenden Fischen ist
ja die sogenannte r h e o t r o p i s c h e Stellung gegen den Strom charakteristisch.
Was für das Zusammentreffen von fressendem Organismus und Nahrung gilt, muß natürlich
analog für das Zusammentreffen von G e s c h l e c h t s f or me n , ferner auch von E i e r n und
S p e rma Anwendung haben. Durch die mechanische Schwarmbildung in Strömungen wird in
völlig analoger Weise das Zusammentreffen eventuell auch n i c h t selbstbeweglicher Geschlechts-
individuen und -zellen begünstigt. Ja, falls die Werte der Beweglichkeiten nicht nur zu periodischen
Näherungen der Teilchen, sondern zu mathematischen Deckungen führen, kann direkt e in mecha-
n i s c h e rD r u c k z. B. von einer Spermazelle auf eine Eizelle durch die Strömung hervorgerufen
werden. Man könnte also erwarten, gerade in z. B. marinen Strömungen reife Geschlechtsformen
und Geschlechtszellen zu finden.
Zusammen mit der Begünstigung der Nahrungsaufnahme läßt sich endlich der Schluß ziehen,
daß d a s V o r h a n d e n s e i n v o n S t r ömu n g e n an und für s i c h nur von Vor t
e i l a uf di e P r o d u k t i o n des P l a n k t o n ist . Natürlich können in dieser Beziehung
nicht etwa Potamo- und Haliplankton, ebenfalls nicht Potamo- und Heleoplankton verglichen werden,
sondern nur Teile etwa desselben Ozeans, oder stromführende und stromlose Teile eines a bge s
c h l o s s e n e n Seebeckens. In der Tat „ können wi r v e r a l l g eme i n e r t sagen,
da ß d i e S t e l l e n de r r e g s t e n As p i r a t i o n , d e r l e b h a f t e s t e n v e r t i k a l e n
S t r ömu n g e n a u c h di e des g r ö ß t e n P l a n k t o n r e i c h t um s se i n we rden,
mö g e n di e s e A u f t r i e b s s t r ömu n g e n wo u nd wie i mmer e nt . s t ehe n usw.
(A. St eue r , 1. c., S. 603). Hinzufügen kann man in erster Annäherung einen analogen Satz über
den Einfluß der h o r i z o n t a l e n Strömungen auf den Planktonreichtum, wie z. B. der abnorm
kleine Planktongehalt der Sargassosee zeigt usw.
Zum Schluß dieser Ausführungen möchte der Verfasser nochmals hervorheben, daß er in den
geschilderten mechanischen Erscheinungen n i c h t das e i n z i g e ode r a u s s c h l i e ß l i c h e
P r i n z i p der Schwarmbildung des Planktons erblickt, sondern durchaus auch die Rolle z. B. der
Eigenbewegung vieler Planktonten, speziell ihrer physikalisch orientierten Bewegungen oder
T r o p i s m e n bei diesen Prozessen anerkennt. Es liegt dem Verfasser besonders viel an der
Betonung dieses Standpunktes, um analoge Mißverständnisse möglichst zu vermeiden, wie solche
vielfach bei der Beurteilung seiner Untersuchungen über den Einfluß der innern Reibung auf die Biologie
des Plankton entstanden sind. Desgleichen würde der Verfasser n i c h t empfehlen,
z. B. den postulierten günstigen Einfluß von Strömungen auf die Produktion des Planktons experimentell
etwa durch Aufzucht einer oder einiger Generationen in strömenden Aquarien prüfen zu
wollen, analog den auf entsprechenden Mißverständnissen beruhenden und daher naturgemäß zu keinen
Resultaten führenden Versuchen über eine etwaige formbildende Wirkung erhöhter innerer Reibung.
9. A n h a n g. Es sei noch kurz darauf hingewiesen, daß das Anwendungsgebiet der oben
erörterten Prinzipien mechanischer Schwarmbildung keineswegs auf das Plankton beschränkt ist.
Offenbar spielen die S e d ime n t a t i o n s v o r g ä n g e in der Geologie ganz analoge Faktoren,