von außen her verursacht sein. — Minder uneingeschränkt ist die Verwendbarkeit der
T-Riesen, wenn es sich nicht um mechanische Bewirkung, sondern um die Fra ge handelt,
ob ein als aktiv erkannter V o rgang in völliger Unabhängigkeit von der Umgebung geschieht,
oder ob es irgend welcher von anderen Teilen des Keimes ausgehender R e i z e bedarf, um
ihn hervorzurufen und typisch zu dirigieren. Denn solche die Zelle treffende Reizwirkungen
wären wohl immer oder doch vorwiegend c h em i s c h e ; als solche würden sie weniger, als
die mechanischen Wirkungen an unmittelbare Berührung von Zelle zu Zelle gebunden sein
und brauchten bei einer Störung der typischen Konfiguration nicht gleich zu verschwinden.
Aus der vorschriftsmäßigen Wiederkehr eines a k t i v e n Prozesses bei den T-Riesen folgt
darum im allgemeinen nur die Wahrscheinlichkeit, nicht Sicherheit * daß jener Vo rgang von
äußeren Reizwirkungen unabhängig ist. A b e r diese Wahrscheinlichkeit kann unter Umständen
eine außerordentlich gro ß e sein. In einem der uns zu Gebote stehenden. Fälle
grenzt sie sogar an Gewißheit: bei unserem Dreifachzwilling wurde das untere Individuum
in zwei der ersten Klüftung entsprechende Hälften vollkommen aufgeteilt, die sich in weiter
Entfernung voneinander, durch den Schalenengpaß getrennt, entwickelten; und niemand wird
auf den Gedanken kommen, es habe eine normalerweise vorhandene formbildende Reizbeziehung
zwischen diesen beiden Hälften typisch fortgewirkt. 9 Übrigens sind in einer
wichtigen Spezialfrage: bezüglich der Beteiligung äußerer R ic h tu n g s r e iz e , a l l e T-Rieseri
zuverlässig. Denn jede atypische Veränderung des Lageverhältnisses zwischen der den Richtungsreiz
empfangenden Zelle und ihrer Reizlieferantin müßte falls die Dislokation nicht
etwa genau in der Reizrichtung selber geschehen wäre mit einer entsprechenden V e r änderung
des Effektes verbunden und dadurch erkennbar sein.
3.
Zum Schlüsse rücken wir ein paar besondere, dem Material anhaftende Schwierigkeiten
gleich hier ins rechte Licht, damit nicht späterhin störender Aufenthalt durch sie
verursacht werde.
D a ist zuerst die vielberufene Angelegenheit der „ V o r b e d i n g u n g e n “ . A priori
steht der Annahme nichts im W e g , daß die normale Entfaltung und Gruppierung des
Ascariskeimes mechanische oder chemische, allgemeine oder spezieller lokalisierte Zustände
mit sich bringt, die zwar nicht selbst die Rolle formbildender Faktoren spielen, dennoch
aber nicht fehlen dürfen, wenn ein bestimmter aktiver Formbildungsprozeß typisch von
statten gehen soll. A n solche in n e r e Vorbedingungen wären die Mechanismen aktiver D ifferenzierung
in ähnlicher Weise „angepaßt“ , wie das Sichentwickeln des ganzen Keimes an
chemische, termische oder sonstige Zustände des äußeren Mediums. Zum Beispiel könnte
im regelrechten Ascariskeim ein formbildender Mechanismus vorhanden sein, der zwei voneinander
entfernte Zellen zwingt, aktiv zusammenzukriechen; aber die Kraft und besondere
Wirkungsart des Apparates wäre ganz speziell auf solche Druck- und Widerstands Verhältnisse
eingerichtet, wie sie ein normaler Embryo stets enthält: fehlen diese „mechanischen V o r bedingungen“
, so unterbliebe das Zusammenwandern der Zellen, obwohl die typischen U r sachen
dazu, der aktive Mechanismus, vollständig und funktionsbereit vorhanden wären.
Gerade so, wie ein Fisch auf dem Trockenen nicht schwimmen kann, -j-rr Oder es möchte
das normale Verhältnis zwischen Masse und Oberfläche des Keimes Vorbedingung irgend
welcher feinen Chemismen in aktiv formbildenden Zellen sein, die ohne jene geometrische
Beziehung versagen. Oder die typische Gesamtkonfiguration liefert vielleicht auf eine unendlich
komplizierte. Weise ein chemisches Milieu, darin allein die Zellen im Stande sind,
formbildende Mechanismen zu typischer Verwendung zu bringen. Oder ähnliches.
Das kausale Interesse, das der Nachweis solcher Abhängigkeitsverhältnisse und ihre
Erforschung im einzelnen erwecken kann, ist mäßig. Leider aber drängt sich die Frage
der Vorbedingungen derartig tief in unsere eigentliche, auf Klarlegung der formbildenden
'Ursachen gerichtete Analyse hinein, daß wir von jener Notiz nehmen müssen, ob wir wollen
oder nicht. Sie macht nämlich die Ausnutzung des uns zu Gebote stehenden Materials zur
Hälfte illusorisch.
Wenn irgend ein Formbildungsvörgang bei einer bestimmten Sorte abnormer Ascaris-
keime ständig w i e d e r k e h r t , so folgt daraus ein Doppeltes: neben dem wichtigen Resultate,
daß die U r s a c h e n des Vorganges nicht in denjenigen Zuständen gelegen sind, in denen
das abnorme Gebild sich vom Typus unterscheidet, zugleich noch das minder wichtige, daß
jene als modifizierbar erwiesenen Zustände auch nicht die Rolle von Vorbedingungen spielen.
A ber durch diese kaum verlangte Nebenauskunft wird die Klarheit des ersten Ergebnisses
in gar keiner Weise getrübt, und so verlieren denn die typisch verlaufenden, „positiven“
Fälle unseres Materials durch die Dazwischenkunft der Vorbedingungsfrage nichts von ihrer
Brauchbarkeit. W ie aber, wenn ein typischer Prozeß unter gewissen abnormen Verhältnissen
regelmäßig u n t e r b l e ib t ? Darf dann etwa der analytisch wichtige Schluß gezogen werden,
daß die U r s a c h e des typischen Geschehens ganz oder zum T e il in den von der Störung
betroffenen Zuständen gelegen und hier mit ihnen verschwunden sei? Natürlich nicht; denn
ebenso gut könnte ja der deskriptive A usfall des Effektes nur darum eingetreten sein, weil
der verlorene Normalzustand als. eine V o r b e d in g u n g des 9 anderweit verursachten —
typischen Ablaufes nicht zu entbehren war. Unter solchen Umständen vermöchte die Feststellung,
daß irgend ein typisches Ereignis bei sämtlichen Riesen glatt in W egfa ll käme,
dennoch zur Aufklärung der kausalen Situation fast gar nichts beizutragen.
Eine zweite Eigenschaft unseres Materials beschert uns „negative“ Fälle in größerer
Zahl und — gleicher Unbrauchbarkeit. Es geschieht nicht selten, d a ß e in u n d d e r s e lb e
P r o z e ß d e r F o rm b i ld u n g s i c h b e i m o n s t r ö s e n K e im e n e i n e r b e s t im m t e n
S o r t e s c h w a n k e n d v e r h ä l t . Statt konsequent zu verschwinden, oder ständig wiederzukehren,
finden wir ihn bei den einzelnen, gleichartig abnormen Exemplaren der betreffenden
Kategorie bald typisch ausgeprägt, bald verkümmert, oder gar nicht. Dies hängt so zusammen:
Jeder Ascarisriese, auch der „echteste“ und völlig typisch entwickelte, ist doch von seiner ersten
Entstehung an ein krankhaftes Gebilde. Denn zweifellos liegt der Daseinsgrund des Riesen,
die Verschmelzung von Einzeleiern, immer in einer pathologischen Veränderung beider oder
eines der sich verbindenden Keime. Nun spricht offenbar jede Wahrscheinlichkeit dafür,
daß d e r G r a d der Erkrankung nicht durchweg genau der gleiche ist, sondern wechselt:
daß e r von sehr gelinden Störungen, die eben noch zur Produktion eines Doppeleies g e nügend
sind, bis zu schweren Affekten hinunterführt. Also stellt die Gesamtheit der echten,
d. h. überhaupt entwickelungsfähigen Riesen wohl eine bunte Gesellschaft dar, Leicht- und
Schwerkranke durcheinander, ohne daß es im allgemeinen ein Mittel gäbe, den Zustand