Mitteldarm mündender Drüsen (die heute als „Coxaldrüsen“ und vorderer Teil der „Dorsalschläuche“
des männlichen Genitalapparates bekannt sind) ist die Darstellung des prosomalen
Mitteldarmes der Thelyphonen, welche wir E. B l a n c h a r d verdanken, ausgezeichnet, und die
Beobachtungen dieses Forschers stimmen so sehr mit denen überein, die ich an einer großen
Zahl von Thelyphonen verschiedener Gattungen machen konnte, daß ich den neuerdings v o n '
P o c o c k (53) gemachten Angaben vom Bau dieses Darmabschnittes keinen unbedingten W e r t
■ opdv 2
■ mpg
. opdv 4
Fig. 42.
Trithyreus cambridgei (Thor.) $.
Etwas schematische Darstellung des Darm-
traktus in der Seitenansicht; die feinen Fäden,
welche die opisthosomalen Divertikel umspannen,
sind die Malpighischen Gefäße, deren
Einmündungsstelle nicht zu sehen ist.
Schema des Darmtraktus eines Thelyphoniden unter Weglassung des Mundkomplexes
und der Analdrüsen, kombiniert von Mastigoproctus proscorpio
(Ltr.) [prosomaler Teil] und Typopeltis amurensis (Tm.) [opisthosomaler Teil]*
Zur Orientierung sind die Dorsoventralmuskelpaare (dvm 1—8) eingezeichnet,
nicht aber die sogenannten Malpighischen Gefäße, die kurz hinter dem
letzten genannten Muskelpaar vom Darm abgehen, resp. in ihn münden;
1 (1 — 4) sind sekundäre Lappenbildungen an der Basis der prosomalen
schlauchförmigen Divertikel.
beilegen kann, vielmehr glauben möchte, daß der englische Forscher sich hier, wie auch bei
seiner Untersuchung des Nervensystems der gleichen Formen, durch ungenügend konserviertes
Material hat täuschen lassen.
Die schematische Textfig. 43 zeigt uns das normale Bild des prosomalen Mitteldarmes
eines Thelyphoniden (Mastigoproctus proscorpio Latr.^). Einen großen Teil des Prosoma füllt
die mittlere mehr oder weniger symmetrisch gelappte breite Masse des Mitteldarmes aus,
deren Oberfläche nicht glatt, sondern mit zahlreichen kleinen, flachen Läppchen versehen ist.
In ihrem hinteren Teil ruht sie auf dem Entosternum, die beiden vorderen Lappen (1 1) überwölben
das Oberschlundganglion, und hinter ihnen durchbohren die beiden Ä ste des medianen
Apophysenpaares des Entosternums die prosomale Chylusmasse (Taf. II, Fig. 7, Textfig. 43).
Seitlich strahlen in der Richtung auf die Grundglieder der 4 letzten Beinpaare 4 Paar länglicher,
schlauchförmiger, bisweilen schwach gewundener Divertikel von der mittleren Masse
aus, die übrigens noch an ihrer Basis von kleinen Seitenläppchen begleitet werden (cf. T e x tfig.
43, p sd v ); auf der Hinterseite des letzten Paares findet sich jederseits ein größerer
breiter Lappen (1 4). Weitere Lappen, die in der Figur nicht dargestellt sind, treten auf der
Ventralseite durch die „Foramina entosterni“ nach unten hindurch, um dort eine ventrale
Ohyluspartie zu bilden.
Einen medianen vorderen Divertikel, von dem uns P o c o c k berichtet, habe ich niemals
beobachtet, und auch B la n c h a r d erwähnt ihn nicht. Ein Blick auf meine schematische
Abbildung und die schönen Figuren B l a n c h a r d ’ s klärt uns sofort darüber auf, daß die
beiden breiten vorderen Mittellappen (1 1) nicht einem jener 4
seitlichen Divörtikelpaare entsprechen, sondern vielmehr, wie
auch die hinteren und ventralen, L a p p e n b i l d u n g e n d e r
m i t t l e r e n P a r t i e , d e s „ Z e n t r a lm a g e n s “ sind, und
daß somit P o c o c k sie nicht als erstes Divertikelpaar hätte
zählen dürfen.
Daß der prosomale Mitteldarm je nach der Menge der
Fig. 44.
in ihm enthaltenen Nahrung ein verschiedenes Aussehen
haben k an n , brauche ich wohl kaum anzuführen, schon
Dämon medius (Hbst.).
B l a n c h a r d hat dieser Tatsache Erwähnung getan. Die
Schematische Darstellung des prosomalen
Mitteldarmes und seiner
Hohlräume der einzelnen Divertikel und Lappen stehen unter
Divertikel.
einander in direkter Kommunikation, sodaß wir schon deshalb
berechtigt sind, sie als D i f f e r e n z i e r u n g e n e in e s e in z ig e n D iv e r t ik e lp a a r e s a u f z u fa s s e n .1
Bezüglich der Amblypygen kann ich wieder auf B l a n c h a r d verweisen, aus dessen Beschreibung
und Figuren alle Einzelheiten klar ersichtlich sind. W ir finden bei ihnen stets
4 Paare von Divertikeln, die länger sind als bei den Thelyphoniden und mitunter bis in die
Schenkelringglieder (wenigstens bei den 3 hinteren Paaren) hineinreichen und dort nach unten
umgelegt sind, wie es auch oft bei Araneen beobachtet wird. Das vorderste Paar ist stets
das kleinste und erscheint oft nur als ein Seitenzweig des folgenden (2.) Paares (Taf. II,
Fig. 10, Textfig. 44). Im Gegensatz zu den Thelyphoniden ist die Oberfläche des auch hier
ausgebildeten „Zentralmagens“ glatt, und es fehlen ihm nicht nur die bei jenen Formen an der
Wurzel der Divertikel vorhandenen, sondern auch deren ventrale Lappenbildungen. Die Divertikel
zeigen bisweilen ein Stück- endwärts von ihrer Basis einen kurzen Anhang auf der
Hinterseite (Textfig. 44); erwähnenswert ist noch ihre L a g e zwischen den breiten blattförmigen
Coxalapodemen. — Unmittelbar hinter dem Vorderdarm ist der Mitteldarm der Amblypygen
schon relativ breit.
1 Freilich kann man mit B e r n a r d (5) auch annehmen, daß die Thelyphoniden, Amblypygen, Araneen und Galeodiden
mit4 Paaren prosomaler Darmdivertikel in diesem Merkmal die u r s p rü n g lic h e r e n Formen sind, daß bei den Scorpionen,
Koenenia, Trithyreus und anderen Formen das eine Paar seine Entstehung der Reduktion aus jenen 4 Paaren verdankt.
Wahrscheinlich dünkt mich diese Annahme vorläufig nicht.