keit (Fig. 48). An ihrer Stelle traten länglich geformte, helle Fle cke auf, in denen unverkennbar
die Umwandlung der Kerne zu jungen Spindeln v o r sich ging. Allein diese hellen Kernflecke
waren nicht, wie ich nach dem früheren erwarten konnte, in den Centren der beiden Hauptkammern
lokalisiert, so dass der Engpass nach wie v o r die Grenze zweier ungleich grossen
Abteilungen gebildet hätte; sondern sie verteilten sich vielmehr in g l e i c h em V e r h ä l t n i s
d e r M a s s e n au f das vorhandene Plasma, ohne, wie es schien, durch die verengte Stelle
behindert zu werden. Der untere Kernfleck la g unter solchen Umständen m it t e n im K a n a l,
und die Demarkationslinie der beiderseitigen Bereiche befand sich oberhalb des letzteren, etwa
im Winkel der gammaförmigen Riesenschale. A n d i e s e r S t e l l e h a t t e s i c h w e i t a u s d e r
g r ö s s t e T e i l d e r D o t t e rm a s s e zu e in e r b r e i t e n , d u n k le n Z o n e z u s am m e n g e d r ä n g t
(Fig.. 48).
Während der N acht trat an drei Stellen eine Teilung ein und zwar, wie die Beobachtung
am anderen Morgen eben noch erkennen liess, in eigentümlicher Reihenfolge (Fig. 49). In der
Mitte des Gaiizen, wo zuletzt die Dotterwolke gelegen hatte, w a r augenscheinlich zu a l l e r e r s t
eine Durchschnürung des Plasmaleibes zustande gekommen; hier stiessen die Plasmakörper
bereits mit breiten, ringsum von Saugwülsten begrenzten Flächen aneinander. Etwas s p ä t e r ,
a b e r o f f e n b a r u n t e r e in a n d e r g l e i c h z e i t i g waren die beiden Hälften in eine mitotische
Teilung eingetreten und zeigten noch die Spuren der im Verschwinden begriffenen Strahlung.
Die Sprösslinge der einen lagen horizontal hintereinander in der A x e des grösseren Schalenraumes.
Bei der ändern Hälfte aber w a r die Spindel — entsprechend der L a g e des hellen
Fleckes, der am Abend vorher au f ihre Entstehung vorbereitet hatte, — d u r c h d en S c h a le n e
n g p a s s h in d u r c h g e g a n g e n s o entfiel von ihren Nachkommen je eine au f den oberen
und den unteren Schalenraum. Diese beiden Zellen befanden sich in jenem Zustande der A b rundung,
der unmittelbar au f die Mitose folgt, und waren unter solchen Umständen von der
engen Verbindungsstelle nach oben und unten hin weggerückt, gleichsam auseinandergezogen
worden. Jedoch wahrten zwei kurze, stielartige Verlängerungen durch den Kanal hindurch
den Zusammenhang.
Im Laufe des T a g e s wurde die Berührung sämtlicher Zellen breit und flächenhaft, diejenige
des senkrecht stehenden Zellenpaares wenigstens so weit der Engpass gestattete (Fig. 50).
Die Kerne traten als grosse, etwas quergestellte Fle cke hervor, ringsum von Dotter umgeben.
Und bei der nun herrschenden Ruhe und gleichmässigen Ausbildung wurde zweierlei deutlich.
E r s t e n s e n t h i e l t e n d ie b e i d e n in n e r e n Z e l l e n d e r v i e r g l i e d r i g e n R e i h e
m e h r D o t t e r k ö r n c h e n, a l s d i e ä u s s e r e n , wa s in Anbetracht des Umstandes, dass
kurz vor der Teilung der Dotter des Rieseneies in dieser selben mittleren Region zu einer
W o lk e versammelt war, nicht überraschen konnte.
Zweitens bestand zwischen den Furchungszellen — und zw a r paarweis — ein Grössenunterschied.
D i e b e i d e n in n e r e n , d u n k l e r e n , w a r e n um e in g e r i n g e s k l e i n e r
a l s d i e ä u s s e r e n .
W ir sind nun dem Zeitpunkt nahe, in welchem der Dreifach-Riese für unsere spezielle
Untersuchung bedeutungsvoll wurde. So müssen wir denn, um das folgende recht zu begreifen,
zunächst die F ra g e erörtern, w a s e i g e n t l i c h d e r S in n d e s b i s h e r G e s c h e h e n e n
g e w e s e n s e i . W ie komme ich überhaupt dazu, dieses vierzellige Gebilde, das doch mit
keinem einzigen Stadium der typischen Ontogenese übereinstimmt, zur Lösung entwickelungsmechanischer
Probleme für geeignet zu halten.
Ich habe in der Einleitung dieser Arbeit gesagt, dass „echte Riesen“ zu typischer Entwickelung
befähigt sind und darum für entwickelungsmechanische Versuche mit den normalen
Eiern promiscué gebraucht werden dürfen. Echte Riesen sind Doppeleier, die von einem einzigen
Spermatospm befruchtet wordeñ sind. Unser Gebilde aber ist ein Dreifachei, und aus dem
Umstande, dass es gleichzeitig zwei Teilungsspindeln zur Ausbildung brachte, geht hervor,
dass es höchst wahrscheinlich doppelt, sicher aber nicht einfach befruchtet war. — Nun habe
ich in meiner frühem Arbeit über die Riesen (’98 b) noch einer zweiten Kategorie die Fähigkeit
zu typischer Entwickelung zugestanden, nämlich dopp elbefruchteten D o p p e le ie rn : solche
treten zuweilen in eine Z w i l l in g s o n t o g e n e s e ein, verhalten sich also, von ihrer V e r wachsung
abgesehen, wie zwei normale Einzeleier. A uch um einen solchen „Doppelzwilling“
handelte es sich bei unserem Riesen nicht. Drei- und Vielfachbildungen aber sollten nach
meiner damaligen Darstellung immer nur einer ganz abnormen, sinnlosen und bald zum Tode
führenden Zellteilung unterworfen sein. .
Nun wohl, über den Standpunkt jener Schrift, die ja nur einen vorläufigen Abschluss
bedeutete, gehe ich heute hinaus und behaupte, dass die damals von mir angenommene Beschränkung
der Entwickelungsfähigkeit eine zu enge war.
E s erklärt sich leicht, wenn ich.früher, bei Verwendung eines immerhin beschränkten
Materiales, sowohl typisch-einheitliche „echte Riesen“ , als auch Zwillingsentwickelung nur bei
Doppeleiern gefunden habe. Denn V ie l fa c h riesen sind fast immer polysperm und obendrein,
wie aus der A r t ihres Vorkommens zu schliessen ist, schwerer als die Doppeleier geschädigt,
so dass es nicht Wunder nehmen kann, wenn ihre Fortentwickelung — falls sie überhaupt
eintrittig- für gewöhnlich keinerlei Beziehung zur normalen Ontogenese erkennen lässt.
P r i n z i p i e l l aber sollten .die Vielfacheier von echter und Zwillings-Entwickelung nicht
ausgeschlossen sein. F ü r Ascaris gelten ja doch die Sätze, dass die Quantität des Protoplasma
und die Zahl der Chromosomen innerhalb weiter Grenzen bedeutungslos für den Ablauf
der Ontogenese sind ( zu r S t r a s s e n ’98b p. 673). Ob- in der FortentWickelung ein echter Riese,
oder ein Zwilling, oder aber ein regelloses Durcheinander von Zellen zustande kommt, hängt
wesentlich nur von der Zahl der vorhandenen Centrosomen, d. h. von der der eingedrungenen
Spermaelemente ab. — Dann aber ist zum mindesten die M ö g l i c h k e i t gegeben, dass ein
gesundes und zufällig monosperm befruchtetes Vielfachei einen typisch gebauten „echten“
Vielfachriesen aus sich hervorgehen lässt. Und noch sehr viel leichter sollte der Fall eintreten
können, dass aus dopp e lb e fru ch te ten D r e ifa ch e ie rn — Zwillinge entstehen; Zwillinge, von
denen dann jeder das anderthalbfache der normalen Plasmamenge in sich vereinigen würde.
-Dieser letztere F a ll aber ist nicht nur T h eo r ie ; denn ich habe das wirkliche Vorkommen solcher
„Dreifach-Zwillinge“ inzwischen mehrfach festgestellt.
Wenn ich demnach, zurückkommend au f unser eigentliches Objekt, nunmehr behaupte, e s
s e i e in D r e i f a c h z w i l l in g , und die viergliedrige Zellenreihe sei als die einfache Summe zweier
Individuen von anderthalbfacher Grösse aufzüfassen, so ist das nach unserer gegenwärtigen
Kenntnis der Riesenbildungen zum mindesten erlaubt. D a aber die ganze folgende Darstellung
mit der Richtigkeit dieser Deutung steht und fallt, so muss sie bewiesen werden.