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übrigen Pedipalpen hätte entsprechen können. Der äußere Geschlechtshof geht ohne weitere
besondere Differenzierungen in den gemeinsamen Öffnungsraum des 1 . Lungenpaares und der
Genitalorgane über, dessen Breite die Län ge um ein Mehrfaches übertrifft. Fig. 56 stellt ein
Bild dar, welches man beim Offnen jenes Respiratovaginalraumes eines weiblichen Mastigo-
proctus giganteus erhält; man erkennt deutlich, daß die beiden Lungenöffnungen schon ziemlich
weit hinten (außen) von der eigentlichen Vagina abgetrennt sind, was bemerkenswert ist, da
sich die männlichen Thelyphoniden in diesem Punkte ganz abweichend verhalten.
Im Hinblick au f die eben beschriebenen Verhältnisse sei nochmals hervorgehoben, daß
die w e i b l i c h e n G e s c h l e c h t s o r g a n e b e i a l l e n P e d ip a l p e n aus dem paarigen oder
unpaaren schlauchförmigen Ovarium, den stets paarigen, ungewundenen Ovidukten und dem
stets unpaaren Uterus internus (femininus) bestehen, welcher unmittelbar in den sich nach
außen öffnenden Uterus externus (femininus = Vagina) übergeht, der 1 (?) oder mehrere verschieden
gelagerte Receptacula seminis und verschiedenen Zwecken dienende (ursprünglich)
paarige Anhänge besitzen kann.
Der h i s t o l o g i s c h e Bau der einzelnen Abschnitte des weiblichen Geschlechtsapparates
zeigt bei den verschiedenen Vertretern der Pedipalpen im Wesentlichen große Ähnlichkeiten.
Die O v a r i a 1 S c h l ä u c h e werden von einem einfachen, niedrigen Epithel gebildet, dessen
Zellen bei den größeren Formen annähernd kubisch, bei Koenenia aber sehr flach sind. Dies
trifft auch für die O v i d u k t e zu, welche gewissermaßen ja nur die vordere Verlängerung
der Ovarialschläuche sind und hauptsächlich nur durch den Mangel von Keimzellen von diesen
unterschieden werden. Die Kerne der Zellen der Ovarialschläuche und Eileiter färben sich
sehr intensiv, wodurch diese auf Schnitten sehr leicht zu erkennen sind. Daß man sie bei
Koenenien dennoch bisher nicht gefunden hatte, wird wohl lediglich der geringen Größe der
Zellelemente und dem Umstande zuzuschreiben sein, daß man die zum Verständnis der Organisation
der Palpigraden unbedingt zu berücksichtigenden echten Pedipalpen nicht genügend
zu Rate gezogen hat. — Eine d e u t l i c h e M u s c u l a r i s - S c h i c h t fand sich bei den Thelyphoniden
und Tarantuliden um die Eischläuche und Eileiter entwickelt; bei Trithyreus cam-
bridgei scheint mir ihr Vorhandensein wahrscheinlich zu sein, was aus theoretischen Gründen
allerdings auch für Koenenia anzunehmen ist, bei der sich aber trotz günstiger Konservierung
der Untersuchungsobjekte und stärksten Vergrößerungen nichts Derartiges, entgegen
den schon früher (13) kritisierten Angaben von R u c k e r (57), ■ entdecken ließ (Taf. V,
Fig. 70, 71).
Das Epithel des U t e r u s in t e r n u s ist stets etwas stärker und höher als in den vorhergehenden
Abschnitten. Besonders auffällig ist der Unterschied zwischen dem Epithel des
Uterus und des Oviduktes bei Koenenia (mirabilis), bei der das erstere aus kubischen Zellen
mit rundlichen, meist mit nur 1 Nucleolus versehenen Kernen, das letztere, wie bereits gesagt,
aus dünnen, platten Zellen mit langgestreckten Kernen besteht (Taf. V, Fig. 70, ovd, ut. int).
Dem Uterus internus kommt ebenfalls eine kräftige Muscularis zu, die nur bei Koenenia nicht
sicher nachgewiesen werden konnte. Niemals aber sind seine Wände chitinisiert, was schon
oben des Öfteren betont wurde.
Eine eigentümliche, stark lichtbrechende Masse findet sich bei Koenenia stets im Uterus
internus; dieselbe hatte seiner Zeit H a n s e n und S ö r e n s e n (29) verleitet, diesen Genitalabschnitt
als Receptaculum seminis anzusprechen. Bei einem befruchteten und zahlreiche fast
reife Eier bergenden Mastigoproctus giganteus Weibchen fand ich eine ähnliche, zähe, im auffallenden
Licht unter Alkohol oder Wasser bläulich weiß aussehende Masse im Uterus internus
und dem vordersten Teil der Ovidukte. Sie ist vermutlich ein Sekret des Uterus selbst,
dessen Bedeutung mir vorläufig noch unbekannt ist. — Bei Koenenia mirabilis erwies sich
die fragliche Masse stets als k ö r n i g ; bisweilen beobachtete ich in ihr einige dunkelgefärbte
Körnchen, in denen ich zuerst querdurchschnittene Spermatozoenköpfe erkennen zu dürfen
glaubte; später kam ich jedoch von dieser Annahme wieder ab, als sich der gleich noch zu
erwähnende Inhalt des •Uterus externus als ein Spermatozoenkonglomerat erwiesen hatte.
Das Epithel des U t e r u s e x t e r n u s oder der Vagina ist eine echte Hypodermis, deren
Aussehen bei den größeren Formen durch die Ausbildung zahlreicher ein- und mehrzelliger
Drüsen und die Einlagerung einer Muscularissehicht ziemlich erheblich von dem Bilde abweicht,
welches die normale Hypodermis sonst darbietet.
Die chitinogene Hypodermis besteht bei Koenenia, wie an den übrigen Körperteilen,
aus flachen Zellen mit dunkel gefärbten Kernen (Taf. V , Fig. 69, hypk); bei Trithyreus
sind diese Zellen etwas höher; bei Thelyphonus und Tarantuliden bilden sie eine kräftige
Schicht unter der Chitindecke mit zahlreichen, unregelmäßig verteilten, chromatinreichen
Kernen (Taf. VII, Fig. 96).
Zwischen den Zellen der chitinogenen Schicht, meist aber weit über diese in das Körperinnere
vorragend liegen die Drüsenzellen, welche ihr Sekret durch einen etwas m o d i f i z ie r t e n
P o r e n k a n a l nach außen befördern. Zu jedem Porenkanal gehören meist eine ganze Reihe
von Zellen, deren Kerne, z. B. speziell bei Thelyphonus caudatus, relativ groß und im Präparat
schwächer gefärbt, getrennt von den Kernen der chitinogenen Schicht innerhalb gelegen sind.
Die bewußten Drüsen bilden bei dieser Form dick- oder dünnbauchige, flaschenartige Gebilde,
deren Hals von den langen Zellenden gebildet wird, die bis in die Porenkanäle zu verfolgen
sind. Innen wird die ganze Drüsenschicht von Bindegewebe abgegrenzt. Zwischen der Schicht
der Drüsenkerne und der chitinogenen Hypodermis findet man zahlreiche Muskeln eingelagert
(m 1, Taf. VII, Fig. 96),r welche die Muskularis-Schicht des Uterus externus repräsentieren.
Die D r ü s e n ö f fn u n g e n selbst zeigen bei Thelyphonus caudatus einen eigenartigen Bau.
Ich möchte, wie bereits angedeutet, glauben, daß wir es hier mit speziell für diesen Zweck
umgewandelten, erweiterten Porenkanälen zu tun haben. Die Außenöffnung ist selten rundlich,
meist spaltföfmig, wie es bei den Porenkanälen der Pedipalpen (cf. pag. 27) die Regel ist,
sie liegt innerhalb eines wenig erhabenen Chitinringes; meist ist auch der Porenkanal im
größeren oder kleineren Teil seiner Länge stärker chitinisiert (Taf. VII, Fig. 97 f, g). Diese
einfache Form der Drüsenöffnung wird aber nicht oft angetroffen. Vielmehr gruppieren sich
oft mehrere Porenkanäle in charakteristischer Weise um-, resp. aneinander, und die Wandverstärkungen
der einzelnen Kanälchen ragen wie hohe, miteinander verbundene Leisten in
den gemeinsamen Hohlraum hinein (Taf. VII, Fig. 97, h, chl). Im Uterus externus fanden sich
bis zu 8 Einzelkanälen, in der Wand der Receptacula seminis bis zu 10 und 12 derselben
dicht zusammengedrängt. In den Receptaculis waren übrigens die Wandverstärkungen der
Drüsenöffnungen nicht so ausgeprägt, wie im Uterus externus selbst. Die Drüsen sind bei
Thelyphonus und den größeren Tarantuliden über den größten Teil des Uterus externus verteilt
bei den ersten, wie gesagt, auch über die Receptacula seminil.' Bei Trithyreus sind
sie. ebenfalls vorhanden, zahlreich namentlich in der ventralen Wand der Vagina und den