6. Hinterleibssegmente,1 und ihre Öffnungen werden von starken Borsten geschützt. In der
Nähe der Säckchen finden sich Haufen von eigentümlichen kleinen Körperchen, die H an s en
als Blutkörperchen angesproqhen hat, eine Ansicht, die viel Wahrscheinlichkeit für sich hat.
Zwei, in ihrer Ausdehnung ziemlich wechselnde Haufen derartiger Körperchen finden sich
auch bei Koenenici mirabilis, die schon G r a s s i (26) aufgefallen waren, und welche er als
Sinneszellen interpretiert hatte. Dieselben liegen hauptsächlich im 4. und 6. Hinterleibssegment
und machen allerdings, wenn man nur oberflächlich zuschaut, den Eindruck von Ganglien,
für welche auch ich sie (11), als ich meine Untersuchungen über Pedipalpen begann, beeinflußt
von G r a s s i ’ s Annahme zunächst ansah. Auffällig war mir aber schon von Anfang
an die geringe Größe der vermeintlichen Sinneszellen gegenüber den Ganglienkernen des
mesosomalen Ganglions. Als ich später die R u c k e r ’ sehe A rb eit (57) über die mit Ventralsäckchen
versehene texanische Koenenia erhielt, brachten die Angaben dieser Forscherin
von dem Vorkommen dreier derartiger Körperkomplexe in unmittelbarer Nähe jener Ventralsäcke
einmal die Gewißheit, daß die fraglichen Gebilde sich bei den Koenenien entsprächen,
und daß wir es dabei ferner mit blutkörperchenartigen Bildungen zu tun hätten, eine Meinung
, die dann auch bald von H a n s e n (30) selbständig ausgesprochen wurde. Weiter
bestärkt wird diese Erklärung durch Beobachtungen, welche ich während meines zweiten A u fenthaltes
in Kalabrien machen konnte. Leb ende Koenenien zeigten nämlich, daß die Bauchpartien
des Hinterleibes, in denen die bekannten starken Schutzborsten stehen (4. und 6. S eg ment),
in fortwährend zitternder Bewegung sind, die sich auch an jenen Borsten wahrnehmen
ließ. Diese zitternde Bewegung wird von einem Blutstrom hervorgerufen, der, mit rhyht-
mischer Pulsation, sich an der Bauchseite des Hinterleibes vom 2. oder 3. Segment an nach
vorn bewegt, ein Blutstrom, der auch den anderen Pedipalpen zukommt und von B la n -
c h a r d (10), C la p a r e d e (19) und anderen Forschern bei anderen Arachniden nachgewiesen
worden ist. Derselbe enthält frisch oxydiertes Blut, welches auf dem früher angegebenen
W e g e (wenigstens bei Uro- und Amblypygen) zum Herzen weiter geleitet wird.
Bemerkenswert ist ferner das Vorhandensein von 4 Muskelpaaren (38, Textfig. :21, 98)
im 4. bis 7. Hinterleibssegment bei Koenenia mirabilis, die auffallend an die Retraktormuskeln
der Ventralsäcke der Amblypygen erinnern; da sie gerade in den Segmenten jener Blutkörper-
akkumulate liegen, so legt uns ihr Vorkommen den Gedanken an das ehemalige Vorhandensein
von Ventralsäckchen gewiß nahe, wie ich andererseits auch bestimmt annehmen möchte,
daß diese Muskeln bei Koenenia wheeleri gleichfalls und zwar als wirkliche Refraktoren der
Ventralsäcke ausgebildet sind.
Die p h y s i o l o g i s c h e und b i o l o g i s c h e B e d e u t u n g der Ventralsäckchen jener
wenigen Pedipalpen ist leider noch gar nicht aufgeklä rt, was uns bei der kurzen Z e it , die
seit ihrer Entdeckung vergangen ist, nicht wundern kann. Daß sie ähnlich, wie die Abdo minalsäcke
der Thysanuren, Collembolen etc., neben anderen, in diesem Falle unbekannten
Zwecken den der Unterstützung der Atmung haben werden, ist wohl nicht gerade unwahrscheinlich.
1 A u g u s t a R u c k e r hat in einer schon öfter zitierten Abhandlung (58) nachgewiesen, daß diese Ventralsäckchen
bei Koenenia wheeleri Rckr. in der Jugend zunächst im 2. und 3. Hinterleibssegment erscheinen, dann aber wieder, rtlck-
gebildet und von zwei neuen Paaren im 4. und 5. Segment ersetzt werden, zu denen sich bei ausgewachsenen Tieren
noch ein drittes Paar im 6. Segment gesellt.
V e r g l e i c h e n d m o r p h o lo g i s c h möchte ich die Ventralsäckchen als C o x a l o r g a n e
auffassen, da wir d ie i-'U ro s te rn ite , ähnlich wie bei den Atelocerateny als das Verwachsungsprodukt
des ursprünglichen M e d io s te rn um s und der beiderseitigen C o x e n des betreffenden
Segmentes ansehen müssen, die Ventralsäcke selbst aber als paarige Organe nicht median
gelagert sein können, folglich also in genetischer Beziehung zu den seitlichen Teilen des
Urosternits stehen dürften. (Man vergleiche diesbezüglich auch den Abschnitt über die äußeren
Geschlechtsanhänge.)
Vom v e r g l e i c h e n d s y s t e m a t i s c h e n G e s i c h t s p u n k t aus ist das Vorkommen der
Ventralsäckchen bei Palpigraden und Taräntuliden sehr eigentümlich, da sie bei den Uro-
pygen, soweit wir bis jetz t wissen, fehlen und auch von anderen Arachniden bis jetzt nicht
bekannt geworden sind. Da nun die Uropygen in mancher Hinsicht die zwischen jenen beiden
Pedipalpengruppen vermittelnden Formen sind, so bleibt uns zur Erklärung jener Erscheinung
vorläufig nur die Annahme übrig, daß Ventralsäckchen bei den Ahnenformen der
Pedipalpen weiter verbreitet gewesen sind.
XIII. D f § Genitalsystem.
Die Éflsch leB tso rgan e ;'dér R . ä ip a l p ^ sind erst ^ n i ^ j n a S eiädr speziellen Unter-
suchung^unterliegen worden. Wieder ist es E. B l a n c h a r d (10j, |tern wir die erstét.leider
nicht gerade mustergiltige Darstellung des GenitälsyStems der Thclyphonidm und Taräntuliden
iférdankjln. (Iseit dem Erscheinen" seines Werke® im Jahre 1852 halben die Geschlechtsorgane
Acx Amblypygen (Tara*tuhdm) meines Wis sens keine Bearbeitung mehr erfahren, wenn ich
von einer in ihren ldesultatcn gänzlich verfehlten Ar||j|it B e r n a r d s (4)'absehe. Ebenso fehlt
bis heute eine gCmme Beschreibung der Genitalien der Palpigraden, die von G r a s s i (26)
und R u c k e r ¡(57) nicht gemfgefi'd behandelt worden sind, R r Tartddidm, von denen außer
meiner vorläufiger. .Mitteilung gar keine Angaben v ö r h |p n , * t e ,8 id® Ä e r :' fhilyphoniden,
bei denen a lle rd in p T a rn an fi|6 5 ) diS‘ fraglichen V e r h ä l tn ^ mit einiger Vollständigkeit klargelegt
hat. Diese letzte Tatsache macht mir übrigens die ungenügende Darstellung, welche
L a u r i e (41) von den männlichen Geschlechtsorganen der Thelyphonidengattung Mastigo-
proctus Poe. gegeben hatlttinerklärlich. '
i. Bau der weiblichen Geschlechtsorgane.
Ihre einfachste Gestaltung treffen wir- feei den Amblypygen an.
Dièse besitzen in der R e g e lB tn p ä ä r i : g e s § | | v a r iu m , welchesf.jSich vom 4. oder 5.
bis 8. 1 iinteneibsscgmcr.te an der Bauchseite zwischen den Bgo.rjvdveniritinntske.ln ausdehnt.
Jedes, Ovar s te llt . einen, meisftÿôr»entraT;Sarl^J:üsammenge'drüekten geraden Schlauch dar,
an dessen Vehtralseite sich die,‘E ier in der für dié Arachniden ¡bekannten Weise in ziemlicher
Anzahl entwickeln. Nur einmal beobachtete ich ein der ganzen„Eänge nach u n p a a r c é s
Ovariuni bei einer nicht sehr großen Tturanlula mirgmemàcùltita (C. L . Koch), das, seine Entstehung
offenbar der Verschmelzung der'Sonst paarigen Ovarialséhlâuo^ verdankt (Textfig.56).