
einen so überflüssigen und obendrein gewiß nicht billigen Erhaltungsmechanismus extra zu
begründen; und wir könnten wohl .sicher sein, d aß in der normalen Entwickelung nichts
der A r t vorhanden wäre,: - Unter solchen Umständen, aber charakterisierte, sich das A uf'
treten einer organisationsbestimmenden Betätigung deè Furchungskernes, die wir für unsere
doppelbefruchteten Rieseneier notwendig annehmen müßten, als w i r k l i c h e R e g u l a t i o n :
sie würde mit Hilfe von Mechanismen durchgeführt, die in der normalen Ontogeness) überhaupt
keine Verwendung finden.
Nun stände dieser Fall von echter Regulation in der E n tw ick e lu n g . Von Asdärfe
d u r c h a u s a l l e i n , Für die gesamte Furchungsgeschichte und Organogenese unseres
Wurmes sind regulatorische, mit außeretatmäßigen Mitteln arbeitende Selbstverbesserungen
unerhört, und es; wäre befremdlich, daß zwischen dem Anfang#' der Ontogenesi»; und ihrer
Fortführung ein derartig prinzipieller Widerspruch bestehen sollte.
A ber die ganze Schwere der Mehrbelastung, die in der Annahme einer regulatorischen
Umprägung der Organisationen durch doppelte Furchungskerne gelegen wäre, tritt doch ersit
dann hervor, wenn man d ie F r a g e n a c h d e r H e r k u n f t eines solchen Sescheliens in
Rechnung zieht. Echte Regulationen können nach W e i sm a n n (1902 II, p. 26) für diisèpr-
h a l t u n g d e r S p e z i e s s o w i c h t i g sein, daß ihr Gebrauchswert die Beschaffungskosten
übersteigt; wonach die Entstehung derartiger Regulations'èinrichtungen der mechanischen
Erklärung keine größere prinzipielle><Schwierigkeit bereitet, als irgend andeäpi''Zweckmäßige
Vorgänge der Ontogenesis. Es ist aber klar, daß eine etwaige Befähigung der dispermen
Ascarisriesen, ihre Plasmaorganisation regulatorisch umzuprägen, nicht unter diesem günstigen
Gesichtswinkel betrachtet werden dürfte. Denn wenn die angenommene Regulation auch
wirklich verhinderte, daß die Entwickelung einiger dispermen Riesenèler - , die -so selten
sind! von Anfang an in den Sumpf geriete, was hülfe das? Zwillingskeime sind ja info
lg e des gegenseitigen Kontaktes von der Entwickelung über die mittleren Stufen hinaus
ein für allemal ausgeschlossen; — es sei denn, sie würden bei der Aufteilung; Völlig voneinander
abgetrennt. Und sollte sich ein Päarohen der letztgenannten A r t in guter Ä S im d -
heit (was mir bisher nicht vorgekommen ist) zum reifen Larvenstadium fortentwickelt haben,
dann käme dieses eine unter Millionen normaler Konkurrenten gewiß nicht an seinen B e stimmungsort
im Pferdedarm; und von einer Vererbung des regulatorisohen Talentes wäre
immer noch keine Rede.
Genug, man sieht: die mechanistische Legitimierung eines Regulationsgesohehens,
wie wir es brauchten, läge außerhalb des. Bereiches jeder Möglichkeit. M a n w ä r e g e n
ö t i g t , z w e c k t ä t i g e U r s a c h e n h e r a n z u z le h e n . Allein die Annahme d ieser'ultima
ratto führte so tief in das Ungewisäe hinein, so ganz ans Ende der ökonomischen Stufenleiter,
daß jede beliebige Hypothese über den Ursprung der Riesenzwillinge, die uns die
Forderung einer regulatorischen Qtganisationsveränderung erspart, v o r jener Annahme
rangieren müßte.
Dann aber sind wir einfach verpflichtet, der zweiten von uns zur Wahl gestellten
Hauptmöglichkeit den Vorzug zu geben. W ir halten bis zum Beweise des Gegenteils für
ausgemacht, d a ß M e h r f a c h z w i l l in g e u n d u n e g a l a u f g e t e i l t e Z w e i f a c h z w i l l in g e
ih r e d o p p e l t e , v o n d e n n o rm a le n G r ö ß e n m a ß e n a b w è i c h e n d e O r g a n i s a t i o n
n i c h t s e k u n d ä r d u r c h U m o r d n u n g f e r t i g ü b e r n om m e n e r B a u e l em e n t e , s o n d
e r n p r im ä r u n d g a n z in d e r g l e i c h e n W e i s e g e w in n e n , w ie e in n o rm a l e s
E i s e i n e E i n z e l O r g a n i s a t i o n e r h ä l t . Das zusammengesetzte Gebilde, das wir als
„Furchungskern bezeichnen, ruft früher oder später in der Protoplasmahülle, die es konzentrisch
und mehr oder minder deutlich abgegrenzt umgibt, die Organisation hervor. Ihr
Maßstab ist aber nicht typisch vorgeschrieben, hängt auch nicht etwa von der Anzahl im
Furchungskern vereinter Chromosome ab, sondern richtet sich nach der Größe der einem
Furchungskerne als Wirkungsbereich zugewiesenen Protoplasmamenge. So entsteht im normalen
E i die einfache Organisation; in dispermen Riesenkörpern werden ohne Rücksicht
auf die Anzahl verschmolzener Eier und auf die relative Größe der individuellen Plasmabezirke
zwei vollständige, typische Organisationen ausgebildet.
4 .
E s ist nicht der kleinste Vorzug dieser Hypothese, daß sie auch andere Tatsachen
der Ascaristeratologie, auf die sie nicht gemünzt worden war, leicht und zwanglos erklärt.
G e n a u s ym m e t r i s c h a u f g e t e i l t e Z w e i f a c h z w i l l i n g e — die einzigen, bei
denen die doppelte Organisation vermöge ihrer normalen Größe direkt auf verschmolzene
Einzelorganisationen bezogen werden könnte — , verlieren jetzt ihre Sonderstellung. Diese
Zwillinge verdanken ihr Dasein ganz einfach dem Umstande, daß in gewissen disperm befruchteten
Zweifachriesen, wahrscheinlich den gesünderen, die beiden Furchungskerne sich
g l e i c h m ä ß i g in das Plasma teilen; so wie ja auch unser Dreifachzwilling (Taf. IV) durch
eine besondere, symmetrische Stellungnahme der Furchungskerne in zwei genau gleichgroße
Individuen zerlegt worden ist. D aß aber bei der Halbierung eines Zweifacheies die normale
Keimes-r und Organisationsgröße wiederum resultiert, ist gleichsam zufällig und bedeutungslos.
Mehr noch fällt folgendes ins Gewicht. Die Tatsache, daß m o n o s p e rm e R i e s e n e
i e r e in e r t y p i s c h e n u n d v o l l s t ä n d i g e n E i n h e i t s e n t w i c k e l u n g a l s „ e c h t e
R i e s e n f ä h i g s in d , enthält im Hinblick auf den Ursprung der hierzu benötigten ver-
größert-typischen Einzelorganisation ein nahe mit unseren letzten Studien verwandtes -Problem.
-Hi-i'Wenn die betreffenden Rieseneier sehr frühe verschmolzen, oder gar — wie das S a la
(1895) für manche der von ihm gesehenen Doppeleier annahm* durch den Hinwegfall
einer programmgemäß letzten Keimzellenteilung entstanden wären, so bereitete das V o r handensein
echter Riesen der Hypothese, daß die Plasmaorganisation s c h o n in d e r O v o -
c y t e vollendet werde, keine besondere Schwierigkeit. Man würde sich sagen, in der nach
Plasma- wie Kernsubstanz proportional vergrößerten Riesenovocyte sei, wie sonst, eine einheitliche
Organisation, nur eben von doppeltem Größenmaß zur Ausbildung gekommen.
Allein die Vorgeschichte der echten Riesen ist eine andere. Ich habe gezeigt (1898 b p. 644),
daß vielleicht alle, sicher die meisten Rieseneier und jed en fa lls viele von denen, die echte
Riesen liefern, durch n a c h t r ä g l i c h e Verschmelzung freier Ovocyten entstanden sind; und
in nicht wenigen der für uns wichtigen Fälle deuten die Indizien der Schalenform und
Richtungskörperbildung weit eher auf ein spätes^ als auf ein frühes Datum der Verschmelzung
hin. Zwischen echten Riesen und vielen Riesenzwillingen besteht in diesem Punkte
durchaus kein erkennbarer Unterschied.