der T-Riesen, die dem Plateauschen Prinzipe ganz neue Flächenminima in Aussicht stellt,
auch die Abweichungen begreiflich. Offenbar böte die Trennung der Schwestern b und ß
und Bildung einer ektodermalen T-Figur bei den Riesen, wo keine andrängende Schwanzzelle
bereit ist, die Lücke auszufüllen, keinen Gewinn.
So sprechen denn die mitgeteilten Tatsachen aus der Geschichte der T-Riesen n i c h t
g e g e n die deskriptiv genommene Vermutung von der rein passiven Natur der fraglichen
Bewegungsvorgänge im typischen Stadium V I I I . A b e r freilich können sie dieselbe auch
nicht b e w e i s e n . E s besteht ja doch immer noch die Möglichkeit, daß in der normalen
Entwickelung ein aktiv ordnender Faktor die Umordnung der vier Ektodermzellen bewirkt
oder doch unterstützt, der eben bei T-Riesen aus irgend einem Grunde in W eg fa ll kommt, —
oder vielleicht zwar vorhanden ist; aber der veränderten Massenkorrelation halber sich nicht
betätigen kann.
Und wirklich liegen mir ein paar Beobachtungen vor, die unsere Angelegenheit in
sehr verändertem Lichte erscheinen lassen. A n drei von den sieben Riesen, bei denen eine
genaue Bestimmung der Ektodermzellen überhaupt möglich war, bemerkte ich, daß die
beiderseitigen Zellenpaare sich nicht etwa in entgegengesetztem Sinne verdrehten, das eine
1 V W . '
T-Riese vom zweiten Typus. Orientierung des vierzeiligen Ektoderms, Dorsal gesehen. Nach dem Leben.
rechts herum, das andere links; herum, was doch am raschesten und gründlichsten zu einer
dem Plateauschen Prinzip konformen Anordnung geführt haben w ü rd e : s o n d e r n d a s l in k e
P a a r b e h i e l t s e in e L a g e d e r V e n t r a l g r u p p e g e g e n ü b e r b e i , u n d n u r d a s
r e c h t e d r e h te ^ 'i - c h „ l in k s h e r um '^ H g a n z , ; wie in der typischen Ontogenesis (Taf. III,
F ig. 25). Hierbei verdient noch der Umstand hervorgehoben zu werden, daß gerade den
genannten drei Riesen eine besondere Glaubwürdigkeit in .Sachen der vorschriftsmäßigen
Wiederholung typischer Selbstordnungsvorgänge zukam. Zwei von ihnen stellten den „zweiten
Typus“ der T-Riesenentwicklung dar und waren offenbar von allen Riesen die gesündesten
und gestaltungskräftigsten; und der dritte (Fig. U U U 1, p. 193) verriet wenigstens durch die
Haltung seiner Ventralgruppe eine nicht gewöhnliche Beständigkeit seiner selbstordnenden
Mechanismen gegenüber den Fehlerquellen der Massenkorrelation. Soi.gewinnt denn die
Wahrscheinlichkeit überwiegenden Raum, d a ß a u c h d ie t y p i s c h e D r e h u n g s a r t d e s
r e c h t e n P a a r e s d u r c h e in e b e s o n d e r e a k t i v e T ä t i g k e i t g e w ä h r l e i s t e t w i rd .
Und einer von unseren drei T Riesen reproduzierte von den normalen Geschehnissen
des Stadiums, wenn nicht ein Zufall im Spiele ist, sogar noch mehr (Fig. V W 2). Man
sieht, d aß die beiden kaudal gelegenen Ektodermzellen des Riesen am Ende der Ruheperiode
zwar nicht faktisch getrennt, a b e r d o c h a u f f a l l e n d w e i t , f a s t b i s z u r T r e n n
u n g a u s e i n a n d e r g e z o g e n s in d , obwohl die Schwanzzelle C , die in der normalen
Ontogenesis durch ihren Kontakt als Stein des Anstößes im Sinne des Plateauschen Prinzipes
zu wirken s ch e in to te nicht berührt. — Für einen unzweideutigen Beweis aktiver Tätigkeit
halte ich dieso vereinzelte Beobachtung natürlich nicht. A b e r f||e gibt doch wohl zu bedenken,
ob nicht in der typischen Ontogenesis.; eine selbstordnende Tendenz zur Trennung
der Zelle b und ß vorhanden ist.
y. Die Orientierung des achtzeiligen Ektoderms.
Bei der normalen Umordnung des achtzelligen Ektoderms ließen sich zwei Phasen
der Bewegun|i:deutlieh unterscheiden. In unmittelbarem Anschluß an die Klüftungsperiode
entsteht durch leichte Verschiebungen eine regelmäßige, aus einem linken Rhombus und
einer rechten T-Figur zusammengesetzte Konfiguration; diese wird darauf in einer zweiten
Phase . gesprengt... Es schien auf Grund des normalen Geschehens zweifellos, daß die ersten
Verschiebungen passiv nach dem Prinzip der kleinsten Flächen vollzogen werden. Bezüglich
d<&'aktiven oder passiven Wesens der zweiten Bewegungsphase-fagäfeht zwischen den Autoren
noch Meinungsverschiedenheit.
Von allen diesen typischen Ereignissen geschah bei der g ro ß e n . Mehrheit meiner
T-Riesen — nichts. Das achtzellige Ektoderm der Riesen vom ersten Typus stellte allemal
und für die ganze Dauer seiner Existenz eine rundliche Blase dar, deren Zusammensetzung
meist aussah, als wären zwei vierzeilige Rhomben schräg gegeneinander verschoben worden
(Taf. I, F ig. 6 und 7 ; Ta f. II, Fig.'i;.5|| |E in Gebilde ähnlicher Art, aber von fast vollendeter
Kugelform lieferte das isolierte Ektoderm unseres Dreifachzwillings (Taf. IV, Fig. 58). Offenbar
deckte s ich hier wie dort die Anordnung der Zellen genau mit dem, was nach dem
Prinzip der kleinsten Flächen zu erwarten wäre. — Ebenso fehlte auch bei mehreren
Riesen des zweiten Typus sowohl die - charakteristische Konfiguration der ersten Bewegungsphase,
als deren spätere Zerstörung. Unser zweiter M u s tem e sJ lp I f. III, Fig. 31 bis 36) hätte
vielleicht ¡ | - nach den Spindelrichtungen zu schließen p an seiner rechten Seite ein vorschriftsmäßiges
T zustande gebrächt; aber da trat jene früher von mir beschriebene Katastrophe
ein, durch die eine Zelle der rechten Seite auf die linke verschlagen und die Gesamtordnung
des: Ektoderms derartig atypisch wurde, daß sie keinen Vergleich mit den
normalen Geschehnissen mehr gestattete (p. 21).
A lso: bei allen den genannten Riesen erfolgt dié Ordnung des achtzelligen Ektoderms
ohne Beziehung zum Typischen, dagegen in völliger Übereinstimmung mit dem
Plateauschen Prinzipe, und wir befänden uns, wenn diese Fälle die einzigen wären, wiederum
in der Lage, aus dem Verhalten der T-Riesen gar nichts entnehmen zu können. Wir wüßten
nicht : ordnet sich das achtzellige Ektoderm der Riesen darum nach dem Plateauschen
Prinzipe, weil eben auch in der normalen Ontogenesis keinerlei aktive, selbstordnende T en denzen
in ihm enthalten sind, — oder aber, besteht dennoch eine normale Ordnungstendenz