Kleiner S ch r ift; der unbewegliche Scherenfinger ist bei ihnen, namentlich bei den Tarantuliden,
noch mehr verkürzt und verdient diese Bezeichnung kaum noch, da wir an seiner Stelle nur
eine Reihe mehr oder weniger hervorragender Zähne finden. Der bewegliche Finger trägt
zwar auch bei diesen Pedipalpen andere Zähne, entbehrt aber bereits vollends jener von
Trithyrens beschriebenen Zahnreihe; seine Bewegungsrichtung ist, wie schon gesagt wurde,
annähernd eine vertikale, und seine Funktion die einer einschlagbaren Klaue, die sich von
der der Araneen nur noch unwesentlich durch den Mangel einer bei jenen meist vorhandenen
Giftdrüse unterscheidet (cf. Taf. IV, Fig. 47. 48).
2. D a s 2. Extremitätenpaar.
Das 2. Extremitätenpaar tritt uns bei den Pedipalpen bekanntlich in zwei ganz verschiedenen
Gestaltungen entgegen, indem nicht nur seine Grundglieder, die Coxen,, sich bei Koenenia
einer- und den Uro- und Amblypygen andrerseits der Mundbildung gegenüber verschieden verhalten,
bei jener einfach, gliedförmig, bei diesen aber mit Kauläden versehen und durch andere
Merkmale ausgezeichnet sind; sondern auch seine endwärtigen Glieder, die „Palpen“ , bei
Koenenia einfach beinförmig, bei den anderen Formen zu mehr oder weniger kräftigen Fangarmen
ausgestaltet worden sind.
Man hat das 2. Extremitätenpaar der Arachniden vielfach als „Pedipalpen“ bezeichnet;
es ist dies aber ein Terminus, der besser nie aufgestellt worden wäre, da er einmal leicht
zu Verwechslungen mit dem Namen der in dieser Schrift behandelten Arachnidenordnung
führen kann, dann aber auch keineswegs überall zutreffend ist, da er ursprünglich nur für
die Araneen in Anwendung gebracht war. Ich werde im Folgenden jene Bezeichnung nicht
gebrauchen, sondern 2. Extremität oder 1 . Beinpaar dafür sagen, da ja die Cheliceren keine
Beine im engeren Sinne mehr sind.
Uber das 1. Beinpaar der Palpigraden ist nur wenig zu sagen. Seine Gliederung ist
durch H a n s e n und S ö r e n s e n bekannt geworden, und ich kann daher die folgenden A n gaben
den Arbeiten dieser Forscher entnehmen. Allen A rten der Gruppe kommen an dieser
Extremität je eine einfache Coxa, Trochanter, Femur und Tibia zu. Eine Patella f e h l t im
Einklänge mit der bei den ändern Pedipalpen zu beobachtenden Gliederung des 1. Beinpaares.
Dann folgen endwärts noch Basi(Meta)tarsus, Tarsus II und ein zweiklauiger Prae-
tarsus; während aber Basitarsus und;Tarsus II bei den Uro- und Amblypygen nur je eingliedrig
sind, zeigt bei Koenenia der Basitarsus 2, der Tarsus II 3 Glieder, eine Abweichung, die offenbar
mit der verschiedenartigen Funktion zusammenhängt, die einerseits bei Koenenia, andrerseits
bei Uro- und Amblypygen diese Extremität auszuführen hat (Textfig. Tf^r; W ie ich früher
schon mitgeteilt habe, braucht Koenenia dieselbe, speziell deren „Palpus“ nicht zum Gehen,
wie T h o r e l l , H a n s e n und S ö r e n s e n meinten, sondern zum Tasten. — Die Muskulatur
wurde bei Koenenia nicht näher untersucht.
Die eigenartige Ausbildung der Grundglieder der Scherenarme der Uro- und Amblypygen
kann hier übergangen werden, da sie von mir in dem Kapitel des Darmsystems gelegentlich
der Mundbildung (pg. 7 5— 80) näher erörtert ist. Der distale Teil der Beine, der „Pa lpus“ ,
ist durch seine bedeutende Größe und die auch in systematischer Beziehung wichtige Be-
dornung ausgezeichnet. E r besteht bei allen Formen aus je eingliedrigem T r o c h a n t e r ,
F em u r , T ib i a , B a s i t a r s u s und T e l o t a r s u s , und nur bei den Sckizonotiden und einigen
Tarantuliden (Charinus etc.) ist vom Telotarsus noch ein mehr oder weniger beweglicher
e in k la u ig e r P r a e t a r s u s abgegliedert (cf. Textfig. 8. 10). Ich konnte schon vor einiger Zeit
(16) zeigen, daß die bisherige Auffassung der Endglieder dieser Extremität bei den in
Rede stehenden Formen unrichtig ist, da man dieselben als e in - o d e r zw e ig l i e d r ig e K la u e
anspricht (in Wirklichkeit— Scheinklaue und Tarsus II + Klaue), und dieser Auffassung zufolge
hat s. Z. K r a e p e l in (35 a) den Sckizonotiden, ohne den tatsächlichen Bau ihrer Palpen-
gliederung erkannt zu haben, eine Patella zugeschrieben, die aber nicht existiert.
Bezüglich der genaueren Beweisführung sei auf meinen bereits zitierten vorläufigen A u lsatz
verwiesen; hier genügt es, wenn die entsprechenden Tatsachen dargelegt werden, indem
ich zunächst die gemeinsamen Punkte hervorhebe, um zuletzt die gegenseitigen Differenzen
zu schildern.
W ie bereits gesagt, besteht der P a lp u s stets aus Trochanter, Femur, Tibia, Basi- (oder
Meta-) tarsus und TelotarsniE Durch die bekannte Verlagerung der Coxen sind die Condyli
zwischen C o x a und Trochanter derart verlegt worden, daß der Schenkelring gegen die Hüfte
wesentlich nur von vorn nach hinten (ursprünglich von unten nach oben) bewegt werden
kann; die Gelenkhöcker liegen oben und unten; der obere (vordere) dem Innenrande der
C o x a näher als der untere (hintere). Die Bewegung des Trochanters vermitteln je 2 an
seinem Grunde ziemlich dicht nebeneinander vorn unten und hinten oben ( Thelyphoniden) oder
mit breiterer Fläche oben und unten an seinem Grunde inserierende, aus der Co xa stammende
Levatores und Depressores trochanteris (Taf. II, Fig. 7. 9, Nr. 35, 36, 72; Fig. 1 1 . 12,
Nr. 67, 67 a, 68, 69).
Die G e le n k h ö c k e r zw is c h e n T r o c h a n t e r und F em u r liegen vorn und hinten (ursprünglich
unten und oben), die Bewegung des Schenkels gegen den Schenkelring erfolgt in
der Vertikalen (ursprünglich Horizontalen), sie wird durch je einen kräftigen, breit am Grunde
des Femur ansitzenden Pro- und Remotor femoris ausgeführt, zu denen bei den Telyphoniden
noch ein zweiter, von der Vorderfläche der Coxa, resp. deren Apodem kommender schmälerer
Remotor hinzutritt.
Z w i s c h e n F em u r u n d T i b i a finden wir das e i g e n t l i c h e K n i e g e l e n k , dessen
Condyli oben und unten oder ziemlich auf der Hinterseite (Trithyreus, Textfig. 8,*) (ursprünglich
vorn und hinten, respv oben) des Beines angetroffen werden ; die Bewegung, welche durch
einen starken F le x o r tibiae, dessen Fasern nicht in den Trochanter gehen, vermittelt
wird, erfolgt in vorliegendem Falle von hinten (außen) nach vorn (innen). Ein Extensor
tibiae fehlt.
Das T i b i o t a r s a l g e l e n k ist bei den Sckizonotiden, Thelyphoniden und Tarantuliden
verschiedenartig gebildet. Bei den Telyphoniden ist es ein m o n o c o n d y l i s c h e s D r e h g e le n k ,
dessen Gelenkhöcker auf der Hinter(Ober)seite liegt; bei den Amblypygen ist es ein s y n -
d e t i s c h e s S c h . a r n i e r g e l e n k , welches zwar gleichfalls hinten (oben) gelegen is t, aber
durch seinen schräg zur Queraxe des Beines gestellten Durchmesser nur eine einfache Bewegung
schräg nach vorn und unten (resp. unten und hinten) oder umgekehrt auszuführen imstande ist»
während jenes der Thelyphoniden Bewegungen nach vorn, oben und unten (unten, vorn und
hinten) zuläßt. Bei den Sckizonotiden ist es ein einfaches b i c o n d y l i s c h e s S c h a r n i e r g
e l e n k , mit allerdings rudimentärem vorderen Condylus. Die L a g e der Gelenkhöcker ent