e b e n e n w ü r d e d ü r c h a u s n i c h t e r r e i c h t ; und wo eine solche von Geburt an vorhanden
ist, da müßte sie, sobald das Gleiten der Zellen beginnt, sogar verloren gehen.
Das Phänomen des Verharrens besteht aber gerade darin, daß eine ganze Gruppe von
Zellen die angeborene Gemeinsamkeit der primären Medianebene trotz aller typischen oder
abnormen Verschiebungen bewahrt.
E s ist leicht zu sehen, auf welche Weise der besprochene Mechanismus, der zwar
das Gleiten nur in bestimmter Richtung zuläßt, das gegenseitige Drehen der Zellen aber
noch nicht verhindert, in einen wirklich funktionsfähigen verwandelt werden könnte. Solange
die beiderseitigen Attraktionszonen von mindestens gleicher Breite sind wie die runde
Kontaktfacette, ist die Drehfähigkeit der Zellen unbeschränkt. A ber sobald die nach Berührung
strebenden Zonen um ein geringes s c h m ä l e r sind, als die Kontaktfläche, reduziert
sich der zu Gebote stehende Spielraum. Und denken wir uns gar die Zellen dieser
Kategorie mit d ü n n e n , p r im ä r -m e d ia n e n A t t r a k t i o n s s t r e i f e n ausgerüstet,, die alle
bestrebt sind, zu gegenseitiger Deckung zu gelangen, so könnte eine Gesellschaft solcher
Zellen zwar immer noch leicht aneinander verschoben werden, aber sich kaum noch drehen
Schema eines möglichen Attraktionsmechanismus
der vier ersten Ventralzellen. Schräg von der
Seite gesehen. (Vgl. T a f I, Fig. 4).
Schema eines möglichen Attraktionsmechanismus
am Kaudalende der achtzeiligen Ventralfamilie.
Vom Rücken gesehen. (Vgl. Taf. I, Fig. 6.)
und behielte so die gemeinsame Medianebene mit hinreichender Genauigkeit bei. Durch
das Zugeständnis eines solchen Mechanismus wäre demnach das Verhalten der zwei und
vier ersten Ventralzellen am normalen Keim, wie bei T-Riesen in der erreichbar sparsamsten
Weise aufgeklärt (Fig. CCCC).
Allein schon die nächstfolgende Entwickelungsstufe der Ventralfamilie beansprucht
mehr. Die Töchterpaare, die aus der Teilung der Zellen MSt und C hervorgehen, liegen
b i l a t e r a l , also b e id e r s e i t s der Mittelebene, u n d .s ie behalten diese ihre Stellung unter
normalen wie abnormen Verhältnissen mit demselben Grade von Zähigkeit bei, wie die
ändern ihre mediane. E s wird darum anzunehmen sein, daß auch diese seitlichen Zellen
durch je ein streifenförmiges Attraktionsgebiet an ihre dauernd paramediane Gleitbahn gefesselt
sind. Hieraus ergäbe sich für die bilateralen Zellen selber kein höheres Maß an Komplikation;
wohl aber für die medianen, an denen sie gleiten. .D ie Zelle D z. B. müßte a u ß e r
d e r m e d ia n e n A t t r a k t i o n s z o n e , d e r e n s i e z u r S i c h e r u n g ih r e s . e i g e n e n , g e n
a u m e d ia n e n V e r h a r r e n s b e d a r f , n a c h l in k s u n d r e c h t s , a l s G l e i t b a h n f ü r
c u n d y, j e e in e p a r a i n e d i a n e b e s i t z e n , erschiene also in ihrer chemotaktischen
Tätigkeit sozusagen „gestreift“ (Fig. DDDD). D a nun das bilaterale Schwanzzellenpaar bei
T-Riesen auch mit P4 und selbst mit der hinteren Urdarmzelle E il in Berührung kommt,
und da am Vorderende zwischen den Schwestern mst — pox und dem medianen Entoderm
analoge Mechanismen wirken müssen, so ergibt sich die Notwendigkeit paramedianer
Streifung für die ganze achtzeilige Ventralfamilie.
Nun wissen wir, daß die bilateralen Schwesternpaare c — y und mst —- /iot oft schon
geboren sind, ehe P3 und E , die Mittelglieder der vierzeiligen Stufe, zur Teilung schreiten:
demnach muß die seitliche Streifung, die das „Verharren“ der beiden jungen Schwesternpaare
garantiert, schon an P 3 und E vor ihrer Klüftung vorhanden und funktionsfähig sein.
Und wenn wir die Fra ge nach der H e r k u n f t der paramedianen Zonen in c und y mst
und fiat erheben, so spricht die allergrößte Wahrscheinlichkeit dafür, daß diese Mechanismen
nicht neu entstanden,. sondern angeboren, daß sie als Erbteil von den respektiven Mutterzellen
MSt und C direkt übernommen sind. Hiernach schreiben wir sämtlichen Gliedern der vier-
zeiligen Ventralgruppe außer der medianen auch paramediane Zonen chemotaktischer T ä tigkeit
zu. Und da natürlich in der Ursprungsfrage für diese und die vorausgegangenen Stufen
die gleiche Wahrscheinlichkeit, wie später für c und y gilt, so erblicken wir jetzt in der
dreifach-parallelen Streifung eine Eigenschaft der Ventralfamilie, d ie v om E i a u s d a t i e r t
und schrittweis auf alle Stufen übertragen wird.
Sind aber die paramedianen Attraktionsmechanismen auf den ersten Stufen einmal da,
so k ö n n e n s i e a u c h f u n k t io n i e r e n . Ohne Zweifel wird das rein mediane Verharren der
ersten zwei und vier Ventralzellen, das wir mit Hilfe eines einzigen, schmalen, längs der Mittellinie
verlaufenden Attraktionsbandes gerade noch begreiflich machen konnten, durch die Gegenwart
und Mitarbeit seitlicher Streifen in der erwünschtesten Weise befördert und sichergestellt.
Und wir ersetzen unsere frühere Hypothese jetzt, da es ohne besondere Kosten geschehen
kann, sehr gern durch eine bessere. Wir denken uns, d a ß an d e r O b e r f l ä c h e a l l e r
V e n t r a l z e l l e n p a r a m e d ia n e S t r e i f e n s y s t e m d s a u f die Dreizahl der Zonen kommt
nichts mehr an " i-^ -v o n c h e m o t a k t i s c h e r T ä t i g k e i t b e s t e h e n ; und daß alle diese
Streifen bei gegenseitigem Kontakt der Zellen bestrebt und befähigt sind, sich durch feinste
amöboide Verschiebungen gleichsinnig, d. h. durchweg parallel einzustellen. Damit ist das
Phänomen des Verharrens für alle Stufen der Ventralfamilie, z. B. auch für die paramediane
Reihenbildung der beiderseitigen Mesodermgruppen und für die Entstehung der kaudalen
Doppelkolonne in einheitlicher Weise aufgeklärt.
A ber der Vorteil unseres neu gewonnenen Standpunktes für die Gesamtökonomie des
Ascari.skeimes ist viel bedeutender. Anisotrop-chemotaktische Tätigkeit an der Oberfläche
einer Zelle setzt anisotrope, fest geordnete S t r u k t u r e n im I n n e r n des Zellkörpers unbedingt
voraus; und Zellen, deren selbstordnender Mechanismus „gestreift“ ist, müssen im
Inneren — geschichtet sein. Hiernach besitzt die Ventralfamilie in allen ihren Gliedern eine
plasmatische Schichtung parallel zur Mittelebene. Die Forderung einer solchen Schichtung
ist aber nichts Neues: s ie w u r d e b e r e i t s im K a p i t e l ü b e r d ie T e i l u n g s r i c h t u n g
a u f g e s t e l l t und damals auf Grund einer zwingenden Beweisführung z u g e s t a n d e n .
Nehmen wir jetzt an, d i e s e s e lb e v o r h a n d e n e in n e r e S c h i c h t u n g b e d in g e a n d e r
O b e r f l ä c h e d e r Z e l l e n s t r e i f e n f ö rm i g - a n i s o t r o p e R e i z t ä t i g k e i t von der Art,