durch diese Muskeln können sie bei der Begattung jedenfalls ziemlich beträchtlich ausgestülpt
werden und verdienen daher mit Recht die schon von B l a n c h a r d eingeführte Bezeichnung
eines „Penis“ .
Die ventralen Segmentalmuskeln sind in bekannter W e ise auch bei den männlichen
Tarantuliden über den Uteris gelegen und gehen z. T . von der Basis des 3. Dorso ventral-
muskels (No 144), z. T. von der Rückendecke des Uterus externus an das Sternit des prae-
aenitalen Segmentes, um mit einem Teil ihrer Fasern noch weiter ins Prosoma zu verlaufen
(vgl. Kapitel VI, € und Taf. III, Fig. 14, Taf. VI, Fig. 89, 90). A nd e re , kürzere Muskelfasern
(No. 147) heften sich an dem Hinterende des hinteren Blindsackes des Uterus externus Taf. VI,
Fig. 89), vom Vorderrande des 4. Hinterleibssternits ausgehend, an.
B e r n a r d ’ s (4) „ S p in n d r ü s e n “ sind natürlich nirgends zu finden, und ebenso entbehrt
seine eigenartige Vermutung, daß der „Penis“ nicht zur Geschlechtsbestimmung der Ambly-
pygen geeignet sei, sondern bald dem H bald dem 9 zukomme, jeglicher realen Beobachtung.
D er Bau der männlichen Geschlechtsorgane der Palpigraden ist bisher nur von der
texanischen Koenenia wheeleri Rucker durch M is s A . R u c k e r (57) bekannt geworden. Trotz
der großen Individuenzahl, welche bis heute von K. mirabilis Grassi gesammelt worden sind
(über 800 Exemplare), ist es noch nicht gelungen, von dieser Spezies ein männliches Tier
zu erbeuten.
Leide r ist nun die Beschreibung, welche M is s R u c k e r diesem Thema gewidmet hat,
nicht klar und sicher genug, um unzweifelhafte Schlüsse auf die Organisation der männlichen
Genitalien der Palpigraden zuzulassen, und die folgenden, derselben entlehnten Angaben bedürfen
jedenfalls einer genauen Nachprüfung.
Die H o d e n sind paarig, entsprechen in ihrer L a g e ganz denen der Thelypkoniden, indem
sie ventral vom Darmkanal, zwischen den großen opisthosomalen Dorsoventralmuskeln
und über dem Nervensystem gelegen sind, und dehnen sich nach hinten bis ins 7., nach vorn
bis ins. 3. Hinterleibssegment aus; m e rkw ü rd ig e rw e ise sollen sie einige Male e in g e s c h n ü r t
sein, was ich bei Thelypkoniden und Tarantuliden nie beobachtet habe.
Die S a m e n l e i t e r werden als lange, in große Windungen gelegte Schläuche beschrieben
und abgebildet, die zunächst aufsteigen, dann horizontal gelagert sind, um dann wieder nach
der Veritralseite- zu verlaufen und zu einer kleinen „ S a m e n b l a s e “ anzuschwellen. Die A n gabe
dieser Verhältnisse ist aber zu unbestimmt, als daß ich sie ohne Weiteres acceptieren
könnte. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß Miss R u c k e r ähnlich — wie im weiblichen
Geschlecht als Eileiter hier als S am e n le i t e r den hintersten Abschnitt der C o x a ld r ü s e
angesehen hat, daß ihr die echten V asa deferentia dagegen entgangen sind. Die von ihr beschriebenen
„Samenblasen“ sind wohl, wenn sie vorhanden sind, S a m e n r e s e r v o i r e , da sie
dem inneren, nicht chitinisierten Abschnitt des Geschlechtsapparates angehören. Vermutlich
münden sie dann in einen kleinen Uterus internus, von dem M is s R u c k e r nicht spricht,
und dieser dann, erst in den U t e r u s e x t e r n u s , der mit mehreren kleinen Anhängen ausgestattet
ist, die wohl, wie bei den anderen Pedipalpen, als Gonopodenreste anzusehen sind.
Eine gute Beschreibung derselben verdanken wir H a n s e n (30)Sfi man versäume jedoch nicht,
die wertvolle neuere A rb eit der amerikanischen Forscherin (58) zu vergleichen!^, welcher von
ihnen sagt: „T h e lobe from the second segment (der hintere, zumal freie Teil des GenitaL
operculums) is proximally much thicker in the male than in the female; the distal part o f
the lobe is formed almost similarly in both sexes, but with fewer and much longer hairs;
the front wall o f the lobe presents as usual no protuberances in the female, but in the male
we find in frönt o f and above the distal part o f the lobe five pairs o f slender subcylindrical
processes and two: pairs o f big, distally roundes processes, each o f all seven pairs terminating
in a stiff s e ta ; and all these fourteen processes, form allmost a bundle wich on the sides
and especially in front surrounds the dista|||)ärt o f the lobe“ . Diese Paare von Anhängen
entsprechen in ihrer Gesamtheit jedenfalls dem lateralen Anhangspaar der anderen Pedipalpen,
falls dies nicht etwa nur für das eine innere und als besonders kräftig dargestellte Paar gilt,
und die anderen äußeren den gelappten hinteren Rand des Genitaloperculums darstellen, eine
Frage, die ich nach den bis jetzt vorliegenden Mitteilungen noch nicht zur Genüge habe beantworten
können. Trifft das letztere zu, so befinden sich die männlichen Koenenia wheeleri
in diesem Punkte in einem bemerkenswerten Gegensatz zu den anderen männlichen Pedipalpen.
Am postgenitaleri Segment finden wir dann noch das uns schon von den Weibchen her
bekannte zweite Anhangspaar, dessen Gestalt nur unerheblich von der jener abweicht.
Auffällig ist schließlich nur noch die Angabe von a c c e s so r i s c h e n D r ü s e n des Uterus
externus auch bei den Männchen, leider ist die Darstellung derselben aber nicht ausreichend,
um einen Schluß auf ihren vergleichend-morphologischen W e r t zu gestatten.
In einem solchen kritischen Sinne habe ich es denn gewagt, das Schema in Textfig. 71
zu entwerfen, dessen Richtigkeit aber erst noch einer Bestätigung auf Grund neuer Nachuntersuchungen
bedarf. Entspricht es den Tatsachen, so ist die Übereinstimmung zwischen
Palpigraden und „ Pedipalpen“ auch im Bau der männlichen Geschlechtsorgane in den wesentlichen
Punkten vorhanden, und nur das eventuelle Vorhandensein accessorischer Drüsen ist
ein nennenswerter Unterschied, dem aber keine weittragende Bedeutung zukommt.
L;;Über den histologischen Bau der männlichen Geschlechtsorgane seien nur wenige Angaben
gemacht.
Die H o d e n sind bei Thelypkoniden und Tarantuliden einfach röhrenförmig, und die
L a g e r der verschiedenen Teilungsstadien der Geschlechtszellen dementsprechend conzentrisch
angeordnet (cf. Textfig. 64 d). Von den Hoden der Koenenia wheeleri gibt Mis s R u c k e r an:
„in the posterior ends o f the testes are numerous cells which are undoubtedly sperm mother-
ce'lls, while the anterior portion appears to be crowded with small dotted packets“ . Es ist
ja zwar möglich, daß die verschiedenen Keimzellenlager im Hoden von Koenenia in longitudinaler
Richtung hinter einander gelegen sind, wie es aus der zitierten Bemerkung R u c k e r s
hervorzugehen scheint, doch möchte ich diesen Punkt einer erneuten Prüfung empfehlen. Eine
M u s c u l a r i s - S c h i c h t habe ich n i e in der Wandung eines Pedipalpen-Hodens angetroffen,
und wenn M is s R u c k e r sie für Koenenia wheeleri angibt, so halte ich diese Beobachtung
vorläufig ebenso wie jene vom Vorhandensein einer Muscularis des Ovarialschlauches (cf.
pg.- 116) nicht für richtig.
Die V a s a d e f e r e n t i a , denen, wie auch den folgenden Genitalabschnitten, eine Mus-
cularis-Schicht zukommt, werden von kubischen bis zylindrischen Zellen gebildet, die sich bei
den Thelypkoniden intensiv, bei den Tarantuliden anscheinend schwächer färben.
Die W ä n d e d e r S a m e n r e s e r v o i r e sind bei den Tarantuliden ziemlich dünn, bei
den Thelypkoniden aber von ganz besonderer Dicke und nur an einigen streifenförmigen Stellen
Zoologien. Heft 42. 18