lang dicht an der gemeinsamen Berührungsfläche trug, zeigte die Ursprungsstelle des verflossenen
Verbindungsstranges an.
Oberhalb des Kanals verschwanden die Spuren der Ereignisse nicht ganz so rasch.
Die zunächst gelegene Tochterzelle — denn auch hier war inzwischen die Mitose vollendet
worden, — behielt noch längere Zeit eine unregelmässige Form, und gegen Abend quollen aus
der deutlich markierten früheren Basis des Stranges helle Tröpfchen hervor (Fig. 55k A ber
am ändern T a g e fand ich auch diese Furchungskugel völlig und spurlos verheilt.
4.
S o h a t t e a l s o d e r b l in d e Z u f a l l e in E x p e r im e n t g em a c h t , d a s b e i A s c a r i s
b i s h e r n o ch K e in em g e lu n g e n w a r . Von jedem Zusammenhang mit dem übrigen Körper
losgelöst, la g in der unteren Kammer unserer Riesenschale d ie je n ig e H ä l f t e e in e s A s c a r i s -
em b r y o , a u s d e r im n o rm a le n Z u s am m e n h a n g d ie e in s c h i c h t i g e „ e k t o d e rm a le “
H a u b e e n t s t a n d e n w ä r e .
Und wie verhielt sie sich hier?
Nachdem die beiden rundlichen Zellen sich vorübergehend gegeneinander abgeplattet
hatten — und zw ar ringsum, so dass das Ganze einem ruhenden Stadium II sehr ähnlich wu rde
(Fig. 55) — lieferten sie am siebenten T a g e durch aequale Mitosen eine vierzeilige Gruppe,
deren Glieder zum ersten Male kugelige, scha rf umschriebene, also diminuierte Kerne erhielten
und nicht zögerten, sich dergestalt zu verschieben, dass ein vollkommen regelmässiges Tetraöder
zustande kam (Fig. 57). Nicht minder regulär wa r die Anordnung im achtzelligen Stadium,
Diesmal bildete sich ein disymmetrisches A g g re g a t von vier fünfseitigen und vier vierseitigen
Blastomeren, offenbar diejenige Anordnung, die dem Prinzipe der kleinsten Flächen am besten
entsprach (Fig. 58). Und ganz besonders hübsch wurde das Aussehen unserer Zellfamilie, als
am elften T a g e ein rundes, aus sechzehn genau gleichen Zellen zusammengesetztes Gebilde
m it e in em H o h l r a um d a r in zustande gekommen war, das sich ausnahm, wie die sehr regelmässige
Blastula irgend eines fremden Geschöpfs (Fig. 59).
A ls aber eine abermalige Klüftung eintrat, da hatte das Produkt nichts mehr von der
geometrischen Regelmässigkeit der vergangenen Perioden. Es w a r ein Konglomerat von hellen
Furchungskugeln, das einen beschränkten Hohlraum unregelmässig umschloss, und dessen
eckige, ziemlich unbestimmte Gesamtform durch Gleiten der Zellen mehrfach verändert wurde.
Bis zum sechzehnten T a g e waren einige weitere Mitosen erfolgt ohne dass die Gesamtform
sich wesentlich geändert hätte. An diesem T a g e wurde der Riese getötet und gefärbt.
E s ergab sich (Taf. V , Fig. 62, 63),' dass von den etwas mehr als 32 Zellen des Komplexes
n ic h t e in e e in z ig e C h r o m a t in s c h le i f e n o d e r K e r n e v om K e im b a h n t y p u s en th
ie lt ; die ganze Familie hatte vielmehr die Diminution, die ihre Glieder zu Somazellen stempelte,
durchgemacht und zwar, wie aus der Blässe der noch vorhandenen Chromatinreste ersichtlich
war, v o r langer Zeit. Das gleiche w a r ja auch aus dem Verhalten der K erne im Leben hervorgegangen.
Und nun das Resultat des „V ersuches “ ?
W ir geben au f grund der gleichmässigen, in Perioden fortschreitenden Klüftungsweise,
des Charakters der Kerne, der Helligkeit der lebenden Zellen und ihrer Neigung, sich blasenförmig
um einen Hohlraum zu gruppieren, — unser Urteil dahin ab, dass d ie am p u t ie r t e
„ e k t o d e r m a l e “ H ä l f t e u n s e r e s R i e s e n e m b r y o im Z u s t a n d e d e r I s o l a t io n
g e n a u d a s s e lb e g e l i e f e r t hat, w a s in n o rm a lem Z u s am m e n h ä n g e a u s ih r e n ts ta n d e n
w ä r e , n äm lic h E k to d e rm .
5.
Unsere gammaförmige Riesenschale aber umschloss in ihrem oberen, grösseren Raume
ein zweites Problem. Hier la g seit der folgenschweren Zerreissung der „ e n tom e s o d e rm a le “
A b s c h n i t t d e s s e n k r e c h t e n In d iv id u um s , — zw ar abgetrennt von dem morphologisch
zugehörigen Blastomerenmaterial, aber s e in e r s e i t s in in n ig e r B e r ü h r u n g m it den Z e l le n
e in e s zw e ite n , u n v e r s e h r t e n E m b r y o .
Es w a r vorauszusehen, dass infolge solcher Nachbarschaft die Entwickelung dieser
entomesodermalen Keimeshälfte, wenigstens inbezug au f Anordnung, beträchtliche und kaum
kontrollierbare Störungen erleiden werde, und ich versprach mir deshalb von dem oberen
Abschnitte des halbierten Riesen nicht viel mehr, als etwa in der Differenzierungsweise seiner
Zellen, in dem voraussichtlichen Auftreten der Geschlechtsanlage die Bestätigung des Urteils
zu finden, das ich mir über die Bedeutung der abgetrennten unteren Zellen gebildet hatte.
Ebenso meinte ich, das unversehrte andere Zwillingsindividuum werde sich typisch entwickeln
und nur an seinem kaudalen Ende durch die Gegenwart der fremden Zellen zu abnormen Ver-
lagerungen geführt werden, wie mir solche von Doppelzwillingen zur Genüge bekannt geworden
waren. Allein, was in Wirklichkeit geschah, w a r sonderbar und unerwartet und fesselte bald
meine ganze Aufmerksamkeit.
A ls der horizontal gelagerte zweizeilige Embryo — und zwar eine Kleinigkeit später
als sein Zwillingsbruder — zur Teilung Schritt, lieferte er, dem typischen Programm entsprechend,
zunächst eine T-Figur. A ber auch diesmal stand die Spindel der kleineren Zelle von Anfang
an etwas geneigt, so dass begreiflicherweise schneller als sonst das T-förmige in das rhombische
Arrangement überging (Fig. 53 bis 55). Bald darauf erfolgte die vorschriftsmässige Längsteilung
beider Ektodermzellen (Fig. 56), und das junge Furchungsgebilde hätte zu dieser Zeit — von
seiner anderthalbfachen Grösse abgesehen — mit dem typischen Stadium übereingestimmt,
wenn nicht an seinem hinteren Ende die beiden fremden Blastomere sich angeschmiegt hätten,
als gehörten sie dazu.
Über Nacht klüfteten sich beide entomesodermalen Zellenpaare. Dabei traten offenbar
bedeutende, mir leider unbekannte Verschiebungen der Elemente e in ; denn als ich am ändern
Morgen die entstandene achtzöllige Säule musterte, da fand ich kein Merkmal, das die Nachkommenschaft
der zwei fremden Schmarotzer von dem rechtmässigen Bestände des horizontalen
Embryo noch zu unterscheiden gestattet hätte. V on dieser Zeit an fehlt also eine genaue und
sichere Ableitung der beiderseitigen Genealogie. Dagegen bot sich zunächst noch die Möglichkeit
dar, wenigstens die g r u p p e n w e i s e Z u s am m e n g e h ö r ig k e i t innerhalb des fraglichen
Zellmaterials festzhstellen. A u f der einen Seite deS'Embryövhatten sich nämlich vier dotterreiche
Zellen in höchst Auffallender Weise zu e in e r s c h n u r g e r a d e n R e ih e mit parallelen
Zellgrenzen zusammengefügt, ein Verhalten, das bekanntlich nicht nur für die entomesodermale
Gruppe des normalen achtzelligen Stadiums typisch ist, sondern auch bei T-Riesen sehr häufig
wiederkehrt. Diese Reihe erstreckte sich vom kaudalen Ende bis dicht an die hellen Zellen