aufgefassten Gebilde einer Entwickelung fähig sind, und zw ar unter Umständen1 — nämlich
wenn ein Doppelei von einem einzigen Spermatosom befruchtet wurde und darum auch
mit einem einzigen Centrosomenpaar in die T eilung tritt — , einer t y p i s c h e n Entwickelung. Die
Ontogenesis solcher „echten Riesen“ stellt in der T h a t in allen wesentlichen Punkten das
getreue, nur vergrösserte Abbild der normalen dar, von den ersten Teilungen und der Dimi-
nution der Kerne an bis zum endlichen Resultat, dem frei beweglichen Embryo von typischem
Aufbau, aber doppelter Grösse. Und wir dürfen, denke ich, nicht zweifeln, dass -der völligen
Gleichheit des formalen Ablaufs eine Ü b e r e in s t im m u n g d e r k a u s a le n V e r h ä l t n i s s e
in n e r h a lb b e id e r E n tw i c k e lu n g s f o rm e n entspricht.
Wenn dies aber der F a ll ist, so steht es uns offenbar frei, Erfahrungen, die an der
einen Kategorie gewonnen werden, au f die andere zu übertragen, — a n „ e c h te n R i e s e n “ zu
e x p e r im e n t ie r e n , w e n n w i r u r s ä c h l i c h e B e z ie h u n g e n in d e r n o rm a le n E n tw i c k e lu n g
v o n A s c a r i s e r fo r s c h e n m ö c h te n .
Nun zeigt es sich, dass die Riesenembryonen einer entwickelungsmechanischen F ra g e stellung
gegenüber g a r nicht so spröde sind. Nicht als ob ihre Schale weniger resistent wä re
als die der normalen Eier, oder etwa sich ohne Gefahr für den lebendigen Inhalt entfernen
Hesse, — das nicht. A b e r die G e s t a l t der Riesenschale ist nicht, w ied o r t, ausschliesslich die
monotone kugelrunde, sondern sie zeigt aus Gründen, die in ihrer Entstehungsgeschichte
liegen, eine reiche Musterkarte von Umrissen, die von der reinen Kugelgestalt durch ellip-
soidal gestreckte Formen hindurch alle Übergänge zu tie f sanduhrförmig eingeschnürten
Doppelschalen enthalten kann. In dieser Auswahl aber bieten sich uns ganz von selbst
solche Deformationen dar, wie sie künstlich herbeizuführen uns vielleicht wünschenswert
erschien, um in den Entwickelungsgang des eingeschlossenen Embryo in bestimmter Weise
einzugreifen.
Es la g natürlich nahe, hieraus Vo r te il zu ziehen. Der Zufall experimentierte für mich, —
ich suchte die für meine besonderen Zwecke geeigneten Riesen aus und beobachtete, wa s geschah.
So verdanke ich es wieder der ausserordentlichen Gunst des Objektes, wenn ich im Folgenden
über d ie W i r k u n g e in e r V e r l a g e r u n g d e r B l a s t o m e r e und über d ie E n tw i c k e lu n g
i s o l i e r t e r F u r c h u n g s z e l l e n von A scaris berichten kann.
Das vierzeilige Stadium hat bei seiner ersten Entstehung die Form eines T (Fig. A).
Dadurch, dass der senkrecht herabhängende Stamm eine Schwenkung ausführt, die seine
unterste Zelle mit dem querliegenden Blasto-
merenpaar in Berührung bringt (Fig. B— C),
wird das T-förmige in ein rhombisches A rran gement
verwandelt, eine Bewegung, die im
Raume einer ku glichen Schale — sei es
normaler oder doppelter Grösse — ohne
Hemmnis von statten geht.
L iegt aber ein vierzeiliger „echter“ Riese in einer langgestreckten, wohl g a r in der Mitte
ringförmig eingezogenen Schale, so wird derselbe bei dem Bestreben, sein unteres Zellenpaar
in Querstellung zu bringen, einem mehr oder minder erheblichen Widerstande begegnen
(Fig. D --F ). Und es ist überraschend, dass in solchen Fällen, selbst bei kräftig eingeschnürten
Sanduhrschalen, dennoch das vorgeschriebene
rhombische Arrangement der Zellen herbeige- D. JE. F.
führt werden kann, wie ich das früher (’98 a)
beschrieben habe.
Allein es la g die Vermutung nahe, dass
es für die Fähigkeit der Riesen, den Typus
diirchzusetzen, eine Grenze geben werde. V ie lleicht
brauchte die Enge der Einschnürung nur
um ein geringes bedeutender, oder der Embryo
etwas weniger lebens- und entwickelungskräftig
zu sein, so konnte dadurch die typische Orientierung
zum Rhombus wohl vereitelt werden.
Wenn dies wirklich geschah, und der Embryo
sich dennoch fortentwickelte, so w a r die Aufgabe, das Furchungsmaterial künstlich durcheinander
zu bringen, gelöst.
Ich suchte also nach echten Riesen mit möglichst stark eingeschnürter Doppelschale.
Unter denen, die ich auswählte, gab es immer noch einige, die sich im kritischen Momente mit
erstaunlicher Behendigkeit aus der Affaire zogen. Bei vielen anderen dieser Riesen aber trat
wirklich ein, wa s ich erwartete. Sie machten eine Zeit lang ernstliche Versuche, ihre vier
Furchungskugeln zum Rhombus zusammenzuschliessen, aber der Schalenengpass Hess keine
Zelle hindurch. U n d a l s n a e h e i n i g e r Z e i t d e r F u r c h u n g s p r o z e s s w e i t e r s c h r i t t ,
k n ü p f t e e r — im G e g e n s a t z z um t y p i s c h e n G e s c h e h e n — a n d a s T - f ö rm i g e
S t a d i u m an.
Später habe ich in besonders tief geschädigtem Materiale auch einige echte Riesen
gefunden, bei denen genau dieselbe Wirkung nicht sowohl durch den Zwang einer eingeschnürten
Schale, als vielmehr durch eigene M a t t ig k e i t der Embryonen zustande kam, die es ihnen unmöglich
machte, selbst in günstigen Raum Verhältnissen die notwendigen Zellverschiebungen auszuführen.
Das so erhaltene Material von T-Riesen, wie ich sie vielleicht nennen darf, belief sich
im Ganzen au f 36 Fälle. Durch Studium im Leben und Konservierung geeignete;* Stadien
lernte ich ihr ferneres Schicksal kennen und fand, dass das Endresultat stets ein atypisches
war, dass aber je nach der grösseren oder geringeren Abweichung von der normalen Gesamtform
sich ziemlich deutlich zwei Modalitäten der Entwickelung unterscheiden lassen. Bei den T-R i e s e n
d e s e r s t e n T y p u s erhält sich die im vierzelligen Stadium gesetzte Störung durch die ganze
fernere Entwickelung in gleicher oder fast gleicher Intensität; es entstehen Gebilde, die man
an ihrer gänzlich atypischen Gestalt au f den ersten Blick als monströs erkennt. Die T-R i e s e n
d e s z w e i t e n T y p u s dagegen erleiden nachträgliche Verschiebungen ihres Zellmaterials,
die schliesslich — wenigstens in den Hauptzügen —- zu einer Wiederherstellung des typischen
Bauplanes führen können.
Es soll nun zunächst im B e s c h r e i b e n d e n T e i l e dieser Arbeit das Schicksal ausgewählter
T-Riesen beider Typen im Zusammenhang geschildert werden. Dazu füge ich noch