Die Geschlechtszellen liegen, nachdem der Embryo vollständige Wurmform angenommen
hat, an der Grenze des zweiten und letzten Drittels der Körperlänge. Noch treten sie stark
hervor, aber ihre Grösse hat merklich gegen früher abgenommen.
Darm und Schlund sind gleichfalls lang gestreckt, ihre Berührungsstelle fällt ungefähr
mit der Grenze des 1. und 2. Drittels zusammen.
Die Kopfwülste sind um diese Zeit nicht mehr zu erkennen. Der Ko p f ist gleichwie
der übrige K örper drehrund. E r erscheint etwas stumpfer als das Schwanzende (Taf. IV , F ig. 22).
Zum Schlüsse gebe ich das bisherige Entwicklungsschema in der durch meine Untersuchungsergebnisse
veränderten Form wieder.
Beitrag- zur Teratologie.
Die normale Entwicklung der Askaridenembryonen verläuft stets in der geschilderten
Weise. Ich hatte Gelegenheit sie an einer grossen Zahl von Eiern, die verschiedenen Individuen
entstammten, nachzuprüfen. W ie schon oben erwähnt, findet man jedoch häufig solche, die
ganz auffällige Abweichungen von der Norm verraten. Es können hierbei die sonderbarsten
Dinge eintreten. Einzelne Zellgruppen entwickeln sich fast selbständig für sich, während andere
in der Bildung Zurückbleiben. Dabei kann es zu gänzlich unzeitigen Teilungen kommen, sowohl
zu späten als auch oft zu frühen. Daraus ergaben sich dann die mannigfachsten Bilder.
Ausserdem führen besonders jüngere E ier eine Fülle verräterischer Chromatinbrocken mit sich.
Die Nichtauflösung der letzteren bekundet offenbar eine stark verminderte Arbeitsenergie, ein
Unvermögen die definitive Ordnung innerhalb des Zellleibes zustande zu bringen. Es ist erklärlich,
dass solche Eier meist nur au f niedrigen Entwicklungsstufen angetroffen werden, sie
sind einfach zurückgeblieben und stehen v o r ihrem Untergang. Häufig findet man so sämtliche
Eier eines Wurmes verändert. A ls Ursache sind wohl innere Umstände anzunehmen.
D a die resistenten Hüllen einen vorzüglichen Schutz gewähren und selbst in hochprozentigem
Alkohol, wie Bo v e r i fand, eine noch treffliche Entwicklung ermöglichen, ferner unter gleichen
Bedingungen sich gut entwickelte Eier des einen Individuums neben fehlerhaften eines anderen
finden, so können wohl äussere Einflüsse nicht in F ra g e kommen. W ir haben es mit einem
Krankheitszustand zu tun. Stellen wir uns nun vor, die krankmachende Ursache habe nicht
so intensiv au f die Eier eingewirkt, ihre Zelltätigkeit sei nur eine verlangsamte geworden,
werde aber sonst in k o r re k te rW e ise vollführt,; so liegt eine blosse Schwäche vor. Es ist leicht
denkbar, dass diejenigen Zellen stärker betroffen werden, die noch die grössere Arbeitsleistung
zu vollbringen haben. A ls solche sind natürlich die Stammzelle nebst ihren nächsten V e r wandten
anzusehen, die wegen ihrer Masse und ihres Chromatinreichtums ganz anderen Kraftaufwandes
bei ihrer Teilung bedürfen als z. B. das kleinzellige Ektoderm. Derartige Eier
werden daher als Charakteristikum eine auffallend späte Durchschnürung der jüngeren Zellgruppen
aufweisen gegenüber dem schon vorgeschrittenen Ektoderm. Daraus können nun ge wisse
Störungen resultieren, die nur dem Eingeweihten noch kenntlich werden. Es hat auch
nichts merkwürdiges an sich, dass diese Erscheinung, die die geringste Abweichung vom
normalen Zustande darstellt, mit einer besonderen Regelmässigkeit in ganzen Eierklumpen
wiederkehrt.